Grenzach-Wyhlen Einfach fröhlich und ungezwungen

Rolf Reißmann
Eng zusammengerückt sangen und spielten Kantorei, Orchester und Gemeinde. Die Krippe an der Seite gestaltete das passende Bild zu den Liedern. Foto: Rolf Reißmann

Quempassingen: Beliebte Tradition bringt mehr als 100 Sänger in der Grenzacher Dorfkirche zusammen

Quempassingen ist eigentlich in ganz Deutschland verbreitet, wird aber recht unterschiedlich ausgeübt. Beim Vergleich der Regionen fällt auf, dass evangelische Gegenden dabei überwiegen. Zeitlich erstreckt sich das Quempassingen sowohl vom Samstag vor dem ersten Advent bis Neujahr.

Von Rolf Reißmann

Grenzach-Wyhlen. Seit Helmut Bauckner diese Tradition im Jahr 1985 in der Doppelgemeinde wieder aufleben ließ, findet das Quempassingen stets nach Weihnachten statt. Damals begann das Quempassingen in der katholischen Kirche St. Michael, doch das kleinere evangelische Gotteshaus sei räumlich besser geeignet, sagte Bauckner.

Henry van Engen bringt sein Virginal mit

Diesmal bot dieses gemeinsame Singen den Rahmen für den fröhlichen Ausklang des Weihnachtsfests. Erstmals am zweiten Feiertag fanden sich etwa 100 sangesfreudige Mitglieder aus beiden Kirchengemeinden, ein kleines Quempas-Orchester und die evangelische Kantorei zusammen. Mit seiner Anfrage, ob die Kantorei mitmachen wolle, sei er schnell auf offene Ohren gestoßen, erzählte Bauckner. Dirigent Henry van Engen hatte auch sein Virginal, ein kleines Cembalo, mitgebracht. Bei den Musikern gab es gegenüber dem zuvor letzten Quempassingen von vor zwei Jahren einige Neubesetzungen. Einige Musiker aus der Vor-Corona-Zeit sind nicht mehr dabei, dennoch kamen wieder acht Laienmusiker aus Grenzach zusammen.

„Quem pastores laudavere“, das ursprüngliche Quempaslied „Den die Hirten lobeten sehre“, stand auch diesmal wieder am Anfang. Durch die zumeist die Melodie führende Kantorei fand die singende Gemeinde schnell und sicher zu den Liedern. Wie stets bei diesem fröhlichen Anlass führte Bauckner mit lockeren Plaudereien durch das Programm. Ob das Lied „Vom Himmel hoch“ wirklich auf Luther zurückgehe, stehe gar nicht so fest; für den Text sei es jedenfalls fast sicher, bei der Melodie bestünden aber Zweifel. Ausgewählt hatte er diesmal auch noch ein relativ junges, aber auch nicht gerade leichtes Lied, „Wisset Ihr noch, wie es geschehen“ stammt aus dem 20. Jahrhundert. Natürlich gehörten die beliebten und weithin bekannten Weihnachtslieder „Es ist ein Ros’ entsprungen“ und „In dulci jubilo“ zum ausgewählten Programm.

Dank der Kantorei konnte in sehr abwechslungsreicher Besetzung gesungen werden, mal alle, mal nur die Gemeinde, mal nur der Chor. Bei den weniger bekannten Liedern sang die Kantorei erst mal allein vor. Das Orchester fügte mehrfach Instrumentalstücke ein. Zum Schluss war es „Wachet auf“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Die Zwanglosigkeit dieses gemeinsamen Singens zeigte sich auch daran, dass viele Kinder mitgekommen waren, die gerne mitsangen. Das sei doch sehr schön, wenn auf diese Weise Familien ihren Nachwuchs an deutsche Weihnachtslieder heranführten, freute sich Bauckner.

Idee: Beim nächsten Mal Liedgut aus den USA

Ursprünglich sei Quempassingen nicht nur von den Pfarrern organisiert worden, sondern, auch dort, wo es auf Straßen und Plätzen stattfand, von den Dorfschullehrern. So wurde es in vielen Orten zu einer beliebten ökumenischen Weihnachtsfeier.

Wie immer bat der Organisator um eine Spende; diesmal ging sie an die evangelische Kantorei. Auch Kantor Henry van Engen hatte seinen Spaß an dieser Art des gemeinsamen Musizierens. Da kam dann auch die Idee auf, bei einem künftigen Quempassingen mal Weihnachtslieder aus seiner amerikanischen Heimat in den Mittelpunkt zu stellen. „Aber nicht die Kaufhauslieder“, meinte Helmut Bauckner schmunzelnd, „sondern die richtigen Weihnachtslieder.“

Als Vorgeschmack sang die Kantorei schon mal „I wish your a merry chrismas“. Für alle Beteiligten war dies ein sehr stimmungsvoller und fröhlicher Ausklang des Weihnachtsfestes.

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