Grenzach-Wyhlen Eltern rufen nach der Wahlfreiheit

Die Oberbadische
In welche Richtung(en) werden sich die Wyhlener Lindenschule (rechts) und die Grenzacher Bärenfelsschule entwickeln? Fotos: Nagengast Foto: Die Oberbadische

Thema Ganztagesgrundschule erhitzt die Gemüter / Absage an „Schultourismus“ zwischen Ortsteilen

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Im Vorfeld der am kommenden Dienstag anstehenden Grundsatzentscheidung des Gemeinderates über die Einführung der Ganztagesgrundschule macht sich in Teilen der Elternschaft offenkundig Unruhe breit. Manche befürchten offenbar, der Gemeinderat könnte „kippen“.

Rückblende: Im Frühjahr hatte die Gemeinde eine Bedarfserhebung zum Thema Ganztagesgrundschule vornehmen lassen. Das Mitte Mai vorgestellte Ergebnis zeichnete ein durchaus heterogenes Bild. Zwar ist ein steigender Bedarf nach ganztägiger Betreuung von Grundschulkindern herauslesbar, eine gebundene – also verpflichtende – Ganztagesgrundschule wird jedoch mehrheitlich abgelehnt. Zudem wird sehr oft die klassische Grundschulform mit zusätzlichen Betreuungsangeboten nach Schulschluss gewünscht. Großes Interesse äußern Eltern an einem Mittagessensangebot an den Grundschulen.

Fest steht: Das Gros der Eltern, die sich an der Umfrage beteiligt haben, wünscht die Wahlfreiheit – und dies am liebsten in Grenzach und in Wyhlen. Dies steht wiederum den Planungen der beiden Schulleitungen entgegen. So will die Wyhlener Lindenschule bekanntlich eine klassische Halbtagesgrundschule bleiben, während sich die Grenzacher Bärenfelsschule auf den Weg zur gebundenen und damit verpflichtenden Ganztagesgrundschule machen will (wir berichteten mehrfach).

Die Auswertung der Elternbefragung hat allerdings einen nur teilrepräsentativen Charakter, denn von den 1126 verschickten Fragebögen sind lediglich 544 zurückgegeben worden – das sind 48,3 Prozent.

Im Rahmen der öffentlichen Sitzung des Hauptausschusses im Mai hatte Marco Brese als Elternvertreter 136 Unterschriften an Bürgermeister Tobias Benz überreicht. Kernforderung auch hier: die Einführung der Wahlfreiheit.

Nun melden sich Brese und einige weitere Eltern – namens Verena Maier, Bastian Engel, Susanne Blunck – erneut zu Wort. Sie wollen den Gemeinderat an das aus ihrer Sicht „klare Elternvotum gegen eine verbindliche Ganztagesgrundschule“ erinnern. „Die Mehrheit der Gemeinderäte schien von der Wahlform überzeugt“, schreibt Brese in einer Stellungnahme. Auch hätten Elternvertreter mehrfach das Gespräch mit den Ratsfraktionen gesucht – und dabei ein positives Gefühl gehabt. Mittlerweile allerdings fürchten die Elternvertreter, dass die Stimmung im Gremium eventuell „kippen“ und der Rat den Wünschen der Schulleiter Michael Weber und Ernst Niepmann nachgeben könnte. Ein derartiges Stimmungsbild habe sich nämlich im Rahmen einer nichtöffentlichen Sitzung abgezeichnet.

„Es kann nicht sein, dass ein Zweidrittel- bis Dreiviertel-Votum der Eltern gegen eine verbindliche Ganztagesgrundschule übergangen wird, nur weil die Schulleiter ankündigen, sich zu weigern, ein Konzept für eine Ganztagesgrundschule in Wahlform auszuarbeiten“, schreibt Brese.

Bleibe es in Wyhlen bei der bisherigen Halbtagesgrundschule und komme in Grenzach eine Ganztagesgrundschule in verpflichtender Form, erwarten die Elternvertreter „massive Wanderungsbewegungen nach Wyhlen“. Die Bärenfelsschule Grenzach wiederum dürfte aus Sicht von Brese und seinen Mitstreitern dann „freie Kapazitäten“ haben, da nicht genügend Eltern eine verpflichtenden Ganztagesgrundschule für ihr Kind wünschten.

Weiter wehren sich Marco Brese, Verena Maier, Bastian Engel und Susanne Blunck gegen kolportierte Meinungen, wie etwa jene, dass eine Ganztagesgrundschule in Wahlform pädagogisch einen „Rückschritt“ bedeute.

Wie Brese überdies mitteilt, hat sich mit Silke May eine weitere Mitstreiterin ans Kultusministerium gewandt, um die Frage zu klären, ob sich das Land tatsächlich finanziell sukzessive aus der Förderung des Nachmittagsbetreuung an Halbtagesgrundschulen verabschieden will. Dies war im Hauptausschuss im Mai angesprochen worden (wir berichteten). Wie May vom Kultusministerium erfahren hat, ist dem wohl nicht so. Vielmehr gebe es für bestehenden Förderungen einen Bestandsschutz – und zwar unbefristet. Lediglich neue Projekte würden nicht mehr gefördert, habe das Stuttgarter Ministerium mitgeeilt.

Weitere Informationen: Der Gemeinderat Grenzach-Wyhlen tagt öffentlich am Dienstag, 28. Juli, ab 18 Uhr im Haus der Begegnung.

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