Grenzach-Wyhlen Engagierter Schaffer für die Sache

Tim Nagengast
Günther Holl † Foto: zVg

Nachruf: Grünen-Ratsmitglied Günther Holl im Alter von 72 Jahren überraschend gestorben

In den Reihen der Grünen-Fraktion im Gemeinderat wird am übernächsten Dienstag ein Stuhl frei bleiben. Denn Günther Holl ist tot. Der 72-Jährige verstarb bereits in der Nacht zum vergangenen Donnerstag in einem Basler Krankenhaus, wie Grünen-Sprecherin Annette Grether auf Anfrage bestätigt. Die Bestürzung im Dorf ist groß.

Grenzach-Wyhlen. Engagiert, angenehm im Umgang, zielstrebig, sachlich, freundlich und zurückhaltend: Günther Holl war kein Mann der vielen oder gar lauten Worte. Diplomatisch und fair in der Wortwahl setzte Holl sich dafür umso zielorientierter für eine Sache ein, von der er überzeugt war. Mal eher im Vordergrund, mal im Hintergrund als guter Netzwerker, der er war. „Frog emol de Günther, dä het do öbbis drzue“, war ein geflügelter Satz, den man als Journalist im Gespräch mit den Grenzach-Wyhlener Grünen öfter zu hören bekam.

Mit seiner Krebserkrankung ging Holl seit Jahren offen um. Wann immer seine Gesundheit es aber zuließ, brachte der studierte Betriebswirt sich in die politischen Prozesse im Dorf ein. „Ja, doch, es geht mir gut“, hatte Holl erst vor wenigen Wochen im Gespräch mit dem Autor dieses Artikels gesagt. Und sich damit wohl getäuscht. Sein Tod kam überraschend – für seine Familie genauso wie für seine politischen Mitstreiter.

Grüne sind schockiert und traurig

„Für uns ist Günthers Tod einfach unfassbar“, fasst Annette Grether die Stimmung in Fraktion und Partei zusammen. „Das hat uns wie ein Schlag getroffen.“ Die Grünen verlören mit Holl, der der Fraktion seit 2004 angehörte, nicht nur einen angenehmen Zeitgenossen, sondern quasi ihr „Büro“. „Günther hat immer alles dokumentiert, zusammengefasst, archiviert und aufbereitet“, sagt Grether.

Wenn Holl von einer Idee überzeugt gewesen sei, habe er diese mit Nachdruck verfolgt. „Wir hätten ohne Günther heute zum Beispiel keine solche Unterführung am früheren Bahnübergang am Hörnle, durch die man einfach mit dem Rad durchfahren kann, wenn Günther damals nicht einen entsprechenden Entwurf gezeichnet hätte“, nennt die Fraktionssprecherin der Grünen ein Beispiel.

„Mit Günther konnte man super zusammenarbeiten. Er hat uns so gut ergänzt und wird uns wahnsinnig fehlen“, ist Grether traurig. „Er war auch im Hintergrund so schaffig.“

Zukunftsforum trauert um seine „Triebfeder“

Diesen Satz unterstreicht auch Manfred Mutter, Sprecher des Zukunftsforums Grenzach-Wyhlen. Denn der aus dem Widerstand gegen die auf dem BASF-Areal geplante Ansiedlung des Chemie-Entsorgers Zimmermann erwachsene Verein verliert mit Günther Holl nicht nur „die Triebfeder, die alles zusammenhielt“, wie Mutter es formuliert, sondern vor allem seinen Initiator. „Die meisten Ideen, wo wir aktiv werden könnten, kamen von Günther“, sagt der Sprecher des Zukunftsforums.

Holl sei stets zielstrebig vorgegangen, habe sich in die Themen intensiv eingearbeitet und „ein wahnsinnig großes Fachwissen“ gehabt. Egal, ob zum BASF- Areal, zur „B34 neu“ oder zur Keßlergrube: Überall brachte Holl sich ein.

Zuletzt trugen viele Ideen und Vorschläge zur künftigen Gestaltung der Neuen Mitte Wyhlen, die aus den Reihen des Zukunftsforums kamen, Günther Holls Handschrift. „Sein Tod ist nun ein Aufruf für uns, weiterzukämpfen“, sagt Sprecher Manfred Mutter.

Katharina Nobs rückt in den Gemeinderat nach

Für die Fraktion der Grünen stellt sich nun die Frage, wer Günther Holls Platz im Gemeinderat einnehmen wird. Vom Ergebnis der Kommunalwahl 2019 her wäre ja eigentlich Florian „Jojo“ Schneider als Nachrücker an der Reihe. Schneider ist aber mittlerweile bei der Gemeinde angestellt und darf daher von Gesetzes wegen nicht Mitglied des Gemeinderates sein. Nachrückerin für Günther Holl wird somit die Grünen-Ortsvorsitzende Katharina Nobs.

Günther Holl wurde im Jahr 1948 in Lörrach geboren. Im Jahr 1970 zog er nach Grenzach-Wyhlen. Seine kaufmännische Ausbildung machte er bei der Firma Hoffmann-La Roche. Später studierte er Betriebswirtschaft und war danach in Basel bei verschiedenen Unternehmen tätig. Der Verstorbene hinterlässt seine Frau Inge, drei erwachsene Kinder und mehrere Enkel.

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