Grenzach-Wyhlen Entscheidung bis zum Sommer?

Tim Nagengast
Die Saueressig-Gruppe will die Firma Wetzel in Wyhlen zu einem Zentrum für Tiefdruckzylinder für die flexible Verpackungsindustrie machen. Gleichwohl werden dafür andere Bereiche abgegeben, was wohl Arbeitsplätze kosten wird. Erste Mitarbeiter haben die Firma bereits von sich aus verlassen. Foto: Tim Nagengast

Sozialplan mit Transfergesellschaft bei Firma Wetzel Befristete Arbeitsverträge laufen ausEinige Mitarbeiter sind von sich aus gegangenSchwierige Gesamtsituation

Grenzach-Wyhlen - Die Lage bei der Firma Wetzel in Wyhlen bleibt angespannt. Die für die gesamte Belegschaft seit mittlerweile einem Jahr angeordnete Kurzarbeit wird bis Ende dieses Jahres verlängert. Außerdem gibt es einen Sozialplan mit der Errichtung einer Transfergesellschaft als Option. Befristete Arbeitsverträge laufen aus. Künftig gilt bei der Traditionsfirma wohl: Kleiner, aber effizienter.

Aufgrund der Corona-Krise ist die Auftragslage bei Wetzel bereits seit einem Jahr stark zurückgegangen (wir berichteten ausführlich). Inzwischen haben sich einige Mitarbeiter neue Jobs gesucht – bisher von sich aus. „Aufgrund dieser Situation haben sich verständlicherweise einzelne Mitarbeiter schon anderweitig orientiert“, sagt Thomas Hoyer im Gespräch mit unserer Zeitung. Dabei tritt der Wetzel-Personalchef aber gleichzeitig den im Dorf kursierenden Gerüchten entgegen, dass die Saueressig-Gruppe, zu der Wetzel gehört, den Standort Wyhlen ganz schließen wolle.

Konzern wird umstrukturiert

Hoyer spricht stattdessen von „Umstrukturierungen“ innerhalb des Konzerns, die zu einer Konzentration der verschiedenen Geschäftsfelder an den verschiedenen Standorten führen könnte. Den Standort Wyhlen wolle Saueressig im Zuge der Umstrukturierungen zu einem Zentrum für Tiefdruckzylinder für die flexible Verpackungsindustrie machen – und werde dafür eventuell andere Geschäftsfelder abgeben. Wetzel sei in erstgenanntem Bereich bereits seit Jahrzehnten „führend in Europa“ und habe „eine der modernsten automatisierten Fertigungsanlagen“, hält Hoyer fest.

Was das für das 98 Jahre alte Traditionsunternehmen in Wyhlen bedeutet? Wahrscheinlich eine Schrumpfung. Darauf deutet nicht nur die Tatsache hin, dass mehrere Mitarbeiter bereits von sich aus gegangen sind, sondern auch, dass befristete Arbeitsverträge auslaufen und nicht mehr verlängert werden, wie auch Hoyer bestätigt. Ihm zufolge stehen derzeit noch 157 Menschen bei Wetzel in Lohn und Brot. Nicht wenige befinden sich seit Monaten in 100 Prozent Kurzarbeit.

Ein Mitarbeiter des Unternehmens, der seit Monaten zuhause sitzt und dessen Arbeitsvertrag nicht mehr verlängert wird, berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung, dass in einem Bereich bei Wetzel bereits vor dem Jahreswechsel die Maschinen abgebaut worden seien. „Und wenn man keine Maschinen mehr hat, kann man damit auch nichts produzieren – die sind weg“, sagt der Mann. Ihm zufolge plane das Unternehmen die Streichung von 60 Stellen – eine Zahl, die Hoyer aber nicht bestätigen will. Die Frage nach einem bereits erfolgten Abbau von Maschinen lässt der Personalchef ebenfalls unkommentiert.

Hoyer bestätigt aber entsprechende Informationen unserer Zeitung, dass es bei Wetzel einen Sozialplan gibt, der vorsorglich die Errichtung einer Transfergesellschaft vorsieht. „Die Betriebsparteien wollen bis Ende Juni 2021 darüber beraten und entscheiden, ob dies erforderlich sein wird. Dies wird davon abhängig sein, wie sich die Gesamtsituation entwickelt“, bittet der Personalchef aber um Verständnis, einfach noch nicht mehr sagen zu können. Zu Vieles sei noch in der Schwebe. Aufgrund der Gemengelage rechne er aber „natürlich noch mit einer weiteren Reduzierung“ der aktuell noch 157 von ehedem rund 200 Arbeitsplätzen.

Rückblende

Seit dem ersten Corona- „Lockdown“ im Frühjahr 2020 kämpft die Firma Wetzel mit einem signifikanten Auftragsrückgang. Im März des vergangenen Jahres wurde daher für das gesamte Unternehmen Kurzarbeit angemeldet. Das im Jahr 1923 gegründete, in Wyhlen fest verwurzelte Unternehmen wurde im Jahr 2012 vom US-amerikanischen Konzern Matthews International Corporation (Pittsburgh) übernommen. Dazu gehört auch die Saueressig-Gruppe. Die Firma Wetzel stellt unter anderem Druck- und Prägeformen sowie Sondermaschinen für die Verpackungs- und Automobilindustrie her.

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