^ Grenzach-Wyhlen: Erich Kästner mal ganz anders - Grenzach-Wyhlen - Verlagshaus Jaumann

Grenzach-Wyhlen Erich Kästner mal ganz anders

Rolf Reißmann
Die „Kästner-Mannschaft“ auf der Bühne (von links): Henning Kurz, Anselm König und Beat Riggenbach. Foto:  

Beim Kästner-Abend im Theater im Zehnthaus in Wyhlen gab es viel Musik und Kurzweil.

Kästner hieß mit Vornamen nicht Emil, sondern Erich. „Emil“ war eine seiner bekanntesten Figuren; den Namen hatte er vom Vater übernommen. Das war eine der ersten Erklärungen am Anfang des sehr kurzweiligen Erich Kästner-Abends. Die neugierigen Besucher im Theater im Zehnthaus (TIZ) wurden nicht enttäuscht im Laufe des Programms.

Erzähler Henning Kurz hatte eine Vielzahl von Fakten aus dem Leben des – wie Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki einst sagte - „wehmütigen Satirikers und augenzwinkernden Skeptikers“ parat. Kurz griff den Begriff des hoffnungsvollen Pessimisten auf, als er das wechselhafte Leben des Schriftstellers beschrieb. Schließlich glitt Kästner aus der Kaiserzeit mit ihrem brutalen Ende im I. Weltkrieg in die junge Republik mit ihren goldenen 1920er Jahren und dann in die nationalsozialistische Diktatur. Trotz Bücherverbrennung – seine Werke waren dabei –, trotz Drangsalierung jeglicher Art: Erich Kästner blieb.

Im Herzen immer Dresdner

Die bildhafte Beschreibung „Liebeserklärung an Dresden“ – von Kurz vorgetragen – weckte Erinnerungen an eine fantastische Stadt, die in manchen Straßenzügen heute durchaus wieder so erkennbar ist. Kästner blieb emotional immer ein Dresdner, auch wenn er später in Leipzig, Berlin und München wohnte.

Dank einer geschickten Auswahl der Protagonisten auf der Bühne des TIZ vermittelte das abwechslungsreiche Programm viele Gedanken und Haltungen Erich Kästners. Die Geschichten umfassten viele Lebensbereiche und Perioden. So entstand ein weiterer Einblick in die Gedankenwelt des Literaten. Zwar war er wohl kein Kind von Traurigkeit, aber dennoch nicht nur von Optimismus geprägt.

„Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn“ ist schon eine politische Zeitbeschreibung pur des skeptischen Melancholikers. Sicherlich ließ er seinen Blick nicht nur über die politischen Verhältnisse gleiten und gewann dem Alltag immer noch Kreatives und Schönes ab. Kästner nahm die sehr wechselhaften Zeiterscheinungen wahrscheinlich einfühlsamer auf als viele andere Intellektuelle, spiegelte sie lebensnaher wider. Anders etwa als sein Zeitgenosse Kurt Tucholsky.

Harmonisches Trio

Vom spielerischen Alltag bis zu philosophischen Gedanken reichte der literarische Querschnitt, den Henning Kurz, Anselm König und Beat Riggenbach im Kellertheater des Wyhlener Zehnthauses darboten. Den vollständigen Erfolg erlangte das Programm durch die vertonten Kästnergedichte. Vollblutmusiker Anselm König aus Rickenbach hatte sie selbst vertont. Er fand hörenswerte, passende Akzente setzende Tonfolgen für die Gedichte. Nicht nur, dass er allein bereits dadurch eine sehr persönliche Interpretation fand, mit der Begleitung durch den Multiinstrumentalisten Beat Riggenbach aus Basel kam es zur gelungenen Abrundung. Saxofon, Flöte, Rassel, Mundharmonika spielte er und schuf so neben Königs Gitarre einen sehr abwechslungsreichen Sound zur Textbegleitung. Kurz gesagt: Es war ein Genuss, Texten und Musik zuzuhören.

Dass das Trio auf der Bühne auch untereinander einen sehr lockeren Umgang pflegte, war wohl ganz im Sinne Erich Kästners. Um die musikalische Vielfalt noch etwas zu bereichern, setzten Kurz und Riggenbach an den Anfang und das Ende des Bühnenprogramms noch jeweils einen Blues.

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