Grenzach-Wyhlen Ewald Kaiser wird 90 Jahre alt

Rolf Rombach
Dorfchronist Ewald Kaiser bietet regelmäßig und mit großer Publikumsresonanz Führungen im Kontext zur Ortsgeschichte an. Unser Foto zeigt ihn in der alten Dorfschmiede von Wyhlen. Foto: Rolf Rombach

Mit viel Herzblut und Engagement sammelt und erhält der Heimatforscher und Dorfchronist Zeugnisse der Vergangenheit. Bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund, ist Kaiser ein beliebter und gern gefragter Ansprechpartner.

„Frog emol de Ewald, dä sott’s wüsse“, ist ein häufig gehörter Satz, wenn es um Fragen oder Hintergründe zur Wyhlener Ortsgeschichte geht. Denn Ewald Kaiser braucht nur selten mehr als ein Stichwort, um sein Gegenüber an seinem schier unerschöpflichen Wissensschatz teilhaben zu lassen. Der Jubilar ist nämlich genau das, was man einen Dorfchronisten und Heimatforscher nennt: als Experte gefragt, stets präsent, bekannt und geschätzt.

Auch wenn seine Beine inzwischen gelegentlich schwerer werden, wie Kaiser einräumt, ist sein Geist doch hellwach.

Kaiser ist übrigens Handwerker. „Nach dem Krieg haben viele Bauberufe ergriffen. Ich begann im März 1951 meine Maurerlehre“, erzählt Kaiser und weiß auch spontan das genaue Datum: „7. März – ein Mittwoch.“

Gelernter Maurer

Am 9. März 1934 wurde der Jubilar in seinem Elternhaus an der Baumgartenstraße geboren. Von 1940 bis 1948 besuchte er die Volksschule. „Die heißt erst seit 1960 Hebelschule, damit man sie von der Lindenschule unterscheiden konnte“, schiebt er nach. Es folgten drei Jahre auf der landwirtschaftlichen Berufsfachschule in Wyhlen. „Im heutigen Bürgerbüro“, lacht der 90-Jährige. Nach 18 Jahren im körperlich sehr fordernden Maurerberuf wechselte Kaiser zur Hofmann-La Roche in die Vitamin C-Produktion, wo er bis zu seinem Ruhestand 1997 blieb. Anno 1976 heiratete er seine Alice, die er über eine gemeinsame Bekannte in der Waldshuter „Kaiserstraße“ kennengelernt hatte, wie er neckisch bemerkt. Einen Sohn und eine Tochter haben die beiden, auf die Enkel warten sie noch.

Endlich Zeit im Ruhestand

Mit dem Eintritt in den Ruhestand startete Ewald Kaiser seine große Leidenschaft: die Heimatforschung. „Davor hatte ich keine Zeit.“ Mit einer Führung für die Kolpingfamilie begann sein Wirken. Es folgten Beiträge für den Verein für Heimatgeschichte und mehrere Schriften im kirchlichen Bereich über die Gemarkungssteine und Brunnen in Wyhlen.

Über zwei Jahrzehnte engagierte sich Kaiser für die Renovierung von Feldkreuzen. Er sammelte mehr als 30 000 Euro Spenden und ließ die wertvollen Kreuze durch einen Steinhauer reparieren.

Retter der Josefskapelle

Sein größtes Einzelprojekt war die Wiederherstellung der Josefskapelle an der Rheinfelder Straße, die im Rahmen des Neubaus der Kanalisation 1964 den Bagger „gestört“ hatte. Kaiser rekonstruierte die Pläne, schrieb zahlreiche Stellen an und sammelte „nebenbei“ 30 000 DM für den Wiederaufbau am ursprünglichen Platz. Am Josefstag, dem 19. März 2000, fand die feierliche Einweihung statt. „Das ist mein Lebenselixier“, erläutert der Jubilar sein Engagement.

Obwohl er politisch sehr interessiert ist, hat Kaiser nie für ein politisches Amt kandidiert. Jahrzehnte ist er bereits Fördermitglied im Gesang- und im Musikverein Wyhlen. Entsprechend viel Besuch hat sich für seinen heutigen Jubeltag angekündigt.

Als Anerkennung für sein Wirken zum Wohle der Heimatgeschichte hat die Gemeinde dem Jubilar im vergangenen Jahr die Bürgerverdienstmedaille verliehen. „Das war mein Höhepunkt“, sagt Kaiser mit der ihm eigenen Bescheidenheit.

Für den 6. April plant Kaiser eine Führung von der Hohli-Gass zum Eselkopf. Ebenso steht eine Brunnenführung für das Emilianum auf dem Plan.

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