Da, wo für Opernsänger hiesiger Breitengrade das Ende der dynamischen Fahnenstange erreicht ist, präsentierten sich die Wolga-Kosaken gerade mal im genüsslichen Wohlklang. Jenseits metallischer Strahlkraft gab es jedoch immer wieder sehnsüchtig säuselnde Passagen wie in Kurtsbergs kontrastreich und raumgreifend gesungenem „Kokotschik – Das einsame Glöcklein“. Peter Tschaikowsky verarbeitete in seiner 4. Sinfonie das Volkslied „Auf dem Feld steht eine Birke“. Alexander Petrow versicherte in seiner launigen Moderation: „Auch bei unseren Konzert müssen sie bei diesem Lied auf sinfonische Mächtigkeit nicht verzichten.“ Petrows instrumentengeschichtliche Erläuterungen erzeugten zudem ein behagliches Schmunzeln: „Warum die Balalaika dreieckig ist, weiß man nicht so genau. Die Bass-Balalaika soll ursprünglich ein Rettungsboot gewesen sein.“
Zwischen den Gesangstiteln gab es auch einige rein instrumental präsentierte Zuckerl zu bewundern, in denen etwa Wasyl Romanow mit seiner fröhlich bewegten Bass-Balalaika oder Bohdan Wloch und Alexander Petrow mit melancholisch schwelgenden Tremoli beeindruckten.
Neben den stolzen Fantasieuniformen der Sänger gehören auch Publikumsanimationen zu einem richtigen Konzert eines Kosaken-Chors. In „Moskauer Nächte“ und noch stärker in „Kalinka“ war das Publikum buchstäblich aus dem Häuschen. Einige Konzertbesucher waren auch der russischen Sprache mächtig und stimmten in den vertraut wehmütigen bis ausgelassenen Gesang mit ein. Andächtige Begeisterung und nostalgisches Sehnen am Ende eines ausdrucksstarken Konzerts.