Grenzach-Wyhlen Große Oper mit Mozarts Werk

Die Oberbadische
Désirée Pousaz (von links), Tamani Hickel, Sopranistin Karen Haverbeck, Renate Würsch und Christian Hickel hatten in der Kapelle der Wyhlener Himmelspforte ein dankbares Publikum. Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Konzert: Sopranistin Karen Haverbeck mit Sommerserenade in der Wallfahrtskirche Himmelspforte

Wieder einmal bot sich mit der Sommerserenade in der Wallfahrtskirche Himmelspforte ein besonderes Konzerterlebnis. Helmut Bauckner vom Verein für Heimatgeschichte hatte dafür die im benachbarten Kaiseraugst lebende Sopranistin Karen Haverbeck und ihre Streicherkollegen Tamani Hickel und Désirée Pousaz (Violinen), Renate Würsch (Viola) und Christian Hickel (Violoncello) gewonnen.

Von Willi Vogl

Grenzach-Wyhlen. Auf dem Programm der Sommerserenade standen weltliche und kirchenmusikalische Werke aus vier Jahrhunderten.

Tierlaute, speziell der Kuckucksruf, regten immer wieder Komponisten zu eigenwilligen Werken an. So konnte man auch dem idyllisch eingebetteten Zweitonmotiv des Renaissance-Komponisten Richard Nicholson in seinem „Cuckoo“ lauschen. Komponistinnen waren im 18. Jahrhundert zeitbedingt eine Rarität. Von der italienischen Komponistin Maddalena Sirmen kam ein zweisätziges Streichquartett im vertrauten Gestaltungsrahmen ihrer Zeit zu Gehör.

Mit Philip Lawton und Francesco Massini waren auch zwei Komponisten des 21. Jahrhunderts vertreten. Ihre Beiträge bildeten jedoch beinahe ausschließlich Gestaltungskriterien des 18. Jahrhunderts ab und ließen einen eigenen Tonfall vermissen. Schade, dass das Ensemble damit auf interessantere zeitstilistische Kontraste verzichtet hat.

Mozart als feinsinniger Avantgardist

Stattdessen musizierte man mit Haydn, Schubert und Mozart im kompositorisch abgesicherten Modus. Dies jedoch mit Überzeugung und Intensität. Joseph Haydns Streichquartett op. 1 Nr. 4 nahm das Publikum mit seinem modulationsfreudigen Kopfsatz, mit vornehmen Kantilenen über gezupftem Bassgrund im Adagio und mit beherzter Strichführung im Schlusssatz ein.

Erst 16 Jahre war Wolfgang Amadeus Mozart alt, als er sein Streichquartett KV 157 in C komponierte. Zu Recht werden Werke wie dieses heutzutage als reif wahrgenommen. Es bewegt sich nicht nur kompositionstechnisch auf der Höhe seiner Zeit, sondern weist den jungen Salzburger Komponisten in seinem Erfindungsreichtum auch als feinsinnigen Avantgardisten der Wiener Klassik aus. So nimmt man etwa im Andante weite Bögen zwischen Beschaulichkeit und dramatischer Zuspitzung wahr oder erfreut sich im Presto an der Lebendigkeit raffinierter Synkopen.

Bravourarien erster Güte

Karen Haverbeck ist eine Sopranistin mit einem vokalorientierten Fokus. So bezauberte sie mit äußerst weichen Stimmansätzen und sonorer Eleganz auch in tieferer Lage in Mozarts „Ave Verum“ KV 618 und im „Laudate Dominum“ KV 339. Nahtlose Übergänge zwischen intensiven Höhepunkten und lieblich inszenierten Phrasenenden konnte man in Franz Schuberts „Salve Regina“ bewundern.

Mit Mozarts „Exultate Jubilate“, der Motette KV 165, war Haverbeck schließlich im Zentrum ihrer Gesangskunst angekommen. Das Rezitativ und Larghetto wirkten plastisch und wurden stimmig unterstützt durch sprechende Vorhaltsbildungen der Streicher. Die lebendig musizierten Ecksätze entpuppten sich als Bravourarien erster Güte. Ganz im Sinne von Mozarts geflügeltem Wort der „geläufigen Gurgel“ entwickelte Haverbeck ihre Koloraturen von kraftvoller Härte bis schmeichelnder Zartheit. Das war große Oper.

Mit einem weiteren Kuckuckslied von Richard Nicholson wurde das begeisterte Publikum in den lauen Sommerabend entlassen.

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