^ Grenzach-Wyhlen: Großes Einsparpotenzial – theoretisch - Grenzach-Wyhlen - Verlagshaus Jaumann

Grenzach-Wyhlen Großes Einsparpotenzial – theoretisch

Die Oberbadische

„Neue Mitte“ Grenzach: Energetisches Quartierskonzept ist auf der Zielgeraden, wenn die Bürger mitspielen

Die auf der „Neuen Mitte“ in Grenzach geplanten Gebäude sollen über ein Nahwärmenetz mit der Industrieabwärme von DSM versorgt werden. Im Rahmen des energetischen Quartierskonzeptes ist aber auch das Umfeld des Areals ins Blickfeld gerückt. Dabei baut die Gemeinde auf die Mitwirkungsbereitschaft der Hauseigentümer.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Die Zahlen, die Jan Münster von der Energieagentur Kreis Lörrach und Klaus Nerz von Energiedienst (ED) am Dienstagabend im Technischen Ausschuss präsentierten, hatten es in sich. Beispielsweise könnten die Gebäude innerhalb der Gebietskulisse mehr Strom erzeugen als sie selbst benötigen, sofern jedes geeignete Dach mit einer entsprechenden Photovoltaikanlage versehen würde. Und auch das Energie-Einsparpotenzial im Bereich Wärme ist riesig. Es liege – theoretisch – bei 74 Prozent, würden alle betroffenen Häuser energetisch saniert und anschließend mit der bei DSM anfallenden industriellen Abwärme (heißer Dampf) versorgt, wie Münster dem Gremium darlegte.

Gleichwohl steht alles im Konjunktiv, denn das ganze Kozept sei nur dann dauerhaft wirtschaftlich tragfähig, wenn zumindest 40 Prozent der Liegenschaftseigentümer um die „Neue Mitte“ Grenzach herum mitspielen, wie Nerz vorrechnete.

In den Fokus rücken sollen nun die Investoren, die sich auf der „Neuen Mitte“ engagieren wollen. Denen will die Gemeinde vorschreiben, dass sie ihre Gebäude direkt ans Nahwärmenetz anschließen müssen. Bei den übrigen Eigentümern der Bestandsgebäude will man kräftig die Werbetrommel rühren, sie beraten und ihnen Fördermöglichkeiten für den Ersatz der alten Heizkessel aufzeigen. Münster: „Da gibt es einen wahren Förderdschungel für Private.“

Wer das Nahwärmenetz betreiben soll, steht derzeit noch in den Sternen, wie Bürgermeister Tobias Benz klarstellte. Möglichkeiten gebe es viele, darunter die Gründung eines Eigenbetriebes. Aus dem Technischen Ausschuss nahm der Rathauschef nun den Auftrag mit, „da tiefer einzusteigen“. Dies hätten auch die „Inputs“ im Rahmen der umfangreichen Bürgerbeteiligung ergeben.

Neun konkrete Projekte

Dort waren zuletzt 34 Vorschläge für das Quartier gesammelt worden, von denen neun konkret und priorisiert angegangen werden sollen. Ganz vorne steht dabei der definitive Bau des Nahwärmenetzes selbst. Hinzu kommen die Einführung der Parkraumbewirtschaftung, die Förderung der Nahverdichtung, der Bau von Ladepunkten für Elektroautos in der geplanten Tiefgarage, ein schrittweiser Austausch der Straßenbeleuchtung, die Berücksichtigung von Solarenergie bei der Realisierung der „Neuen Mitte“, die Nutzung der industriellen Abwärme durch die Gemeinde (Vorbildwirkung), ein Energieberatungsangebot für Mieter und Eigentümer sowie eine Kampagne zum Austausch von Heizungspumpen. Die übrigen Vorschläge sollen vorerst nur als Diskussionsgrundlage dienen.

Im Technischen Ausschuss stieß das geplante Vorgehen allenthalben auf Zustimmung. Peter Weber (FW) warf allerdings die Frage nach der „Sicherheit“ der industriellen Abwärme auf. Denn was wäre, falls die Firma DSM einmal aus Grenzach abzöge? Nerz: „Das wäre die absolute Katastrophe.“ Laut Benz bestehe aber kein Anlass zur Sorge, da DSM den Plänen gegenüber sehr offen und daran interessiert sei, die ohnehin anfallende Abwärme einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Schon jetzt werden ja bereits einige öffentliche Gebäude – etwa das Hallenbad – mit heißem Dampf von DSM versorgt.

Ralf Blubacher (FDP) begrüßte die Planungen als „richtig top“. Er selbst warte regelrecht auf das Nahwärmenetz. Gleichwohl warnte er vor steigenden Mieten, da die Eigentümer ja erst einmal investieren müssten.

Im Nachgang haben sich die Freien Demokraten auch per Pressemitteilung zu Wort gemeldet. Darin wird die Auswahl der neun konkreten Projekte ausdrücklich begrüßt. Vorsitzender Frank Drewello schreibt, ein großer Teil der übrigen Vorschläge habe nämlich „nichts mit Energie zu tun“, sondern es seien „einfach Wünsche und Ideen einzelner Bürger.“ Zahlreiche Punkte würden den Haushalt der Gemeinde belasten, andere Punkte würden Baukosten für private Bauherrn erhöhen, teilweise deutlich. „Auch die eigenen Neubauten der Gemeinde würden über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus verteuert“, schreibt Drewello namens der Orts-FDP.

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