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Grenzach-Wyhlen Im „Rössle“ gehen die Lichter aus

Rolf Rombach
Sagen danke für die schöne Zeit im „Rössle“: Vanessa Terrei und Franco Petruzzelli schließen ihr Gasthaus zum 23. Dezember. Gesundheitliche Gründe geben den Ausschlag. Foto: Rolf Rombach

Nach elf Jahren schließen Franco Petruzzelli und Vanessa Terrei das Wyhlener Gasthaus. Für viele Menschen wurde es zum „zweiten Wohnzimmer“.

Inzwischen ist die schlechte Nachricht schon im Dorf bekannt: Das „Rössle“ an der Lörracher Straße in Wyhlen wird zum 23. Dezember geschlossen. „Es war keine leichte Entscheidung“, sagen Vanessa Terrei und Franco Petruzzelli. „Wir haben zusammen aufgemacht und wollen zusammen aufhören“.

Treffpunkt geschaffen

Seit Mai 2012 waren sie als Pächter in dem urigen Gasthaus tätig und machten daraus wieder einen gemütlichen Treffpunkt für Familien, Vereine und weitere Gruppen. Ihre Vorgänger hatten bis dahin ein deutlich schlechteres Händchen bewiesen, weswegen durch mehrere Wechsel zunächst der Ruf des Hauses in Mitleidenschaft gezogen war. „Man riet uns ab, das Gasthaus zu übernehmen“, erzählt Franco rückblickend und freut sich, dass der Plan, den er und seine Lebensgefährtin Vanessa hatten, erfolgreich werden sollte.

Statt aus dem historischen Gebäude ein modern-kitschiges Restaurant zu kreieren, blieb die Einrichtung traditionell. Sogar das namensgebende Pferd steht als Skulptur auf der Fensterbank des „Rössles“. Gute, traditionelle italienische Küche und eine persönliche, freundschaftlich-freundliche Bedienung – das waren die beiden Hauptfaktoren, die zum Erfolg führten. Während Vanessa in der Küche zauberte, unterhielt und versorgte Franco die Gäste. Immer gut gelaunt, ein Kellner wie aus dem Bilderbuch. „Mit den Gästen reden, einen Witz machen, Spaß haben – das gehört für mich dazu“, erläutert der gebürtige Rheinfelder. Das half ihm auch über manch schwere Zeit, wie beispielsweise den überraschenden Tod seines Vaters.

Gastronomie im Blut

Ursprünglich arbeiteten beide im Einzelhandel und träumten von einer eigenen Eisdiele. Doch es wurde mehr. Da Vanessa in der elterlichen Küche in der Hertener Bürgerstube aufgewachsen ist, die einst ein gutes italienisches Lokal war, hatte sie ihren Arbeitsbereich auch ohne Kochlehre im Blut. Die traditionelle Kost sollte zum Erfolg führen. „Wir und unsere Küche sind bodenständig“, erläutern sie ihre Prinzipien.

Ein Herz für Bedürftige

Den Urlaub haben sie oft nur kurz genommen, meistens in Italien bei Verwandten. Als ein Scherzanrufer zehn Pizza Tonno bestellt und nicht abgeholt hat, brachten sie das Essen zur Wärmestube nach Weil am Rhein. Ein flaschensammelnder Mann wurde von Franco spontan zum Abendessen eingeladen.

Nach der Eröffnung 2012 waren die ersten Monate hart. Mit der Mitgliederversammlung der Zotteli war das Eis gebrochen. Weitere Cliquen und Vereine folgten. „Wir haben dann alle Feste gemacht: Taufe, Kommunion, Hochzeiten, runde Geburtstage und auch die Beerdigungen.“ Sogar zwei Fasnachtsbälle gab es. „Das Rössle war für viele Gäste das zweite Wohnzimmer“, freuen sich die Pächter über die Rückmeldungen. Sei es persönlich, als Zeichnung von Kindern oder auch mit Grußkarten, wie sie vor allem in der Corona-Zeit häufig kamen.

Dennoch wird das Rössle geschlossen. „Aus gesundheitlichen Gründen“, sagt das Paar. Seit längerem ist Vanessa angeschlagen. Mehrere kurze Pausen waren bereits die Folge. Um die Genesung nicht zu gefährden, erfolgte der Entschluss mit einem lachenden und weinenden Auge. Franco wird Teamleiter des Cafés in einem Rheinfelder Möbelhaus und muss ohne Selbstständigkeit weniger Verantwortung tragen. Wichtig ist beiden aber ein letzter Gruß an die Weggefährten: „Wir sagen danke für die schönen Zeiten.“

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