Grenzach-Wyhlen In den Untiefen des Wahnsinns

Manfred Herbertz
Sebastian Coors und sein kongenialer Partner am Klavier, Nobert Lauter, begeisterten mit ihrem neuen Programm „Salonlöwenzahn“ im Haus der Begegnung. Foto: Manfred Herbertz

Kabarett: „Salonlöwenzahn“ mit Sebastian Coors und Norbert Lauter begeistert in Grenzach

Die selbsternannten Dompteure der Salonmusik-Comedy sind zurück. Sänger Sebastian Coors sowie sein kongenialer Partner am Klavier und Stichwortgeber Norbert Lauter nahmen ihr Publikum am Sonntagabend im Haus der Begegnung mit auf eine höchst amüsante musikalische Reise durch die Untiefen des alltäglichen Wahnsinns.

Von Manfred Herbertz

Grenzach-Wyhlen. Lauter und Coors brachten mit ihrem Programm „Salonlöwenzahn“ eine keineswegs zahnlose, sondern eher bissig-humorvolle Fortsetzung ihres „Salonlöwengebrülls“ auf die Bühne. Klar, dass Löwe „Ludwig“, die Handpuppe, auch eine Rolle spielen durfte, wenn auch nur eine kleine, aber er war dennoch stets präsent. Dabei erging es ihm fast so wie dem Mann am Klavier, der immer zu kurz kommt. Mal hebt er an, um etwas zu sagen, da fährt ihm sein Partner auch schon über den Mund. „Gut gebrüllt, Löwe“ möchte man den beiden am Ende von kurzweiligen und mitreißenden 90 Minuten zurufen.

Das Duo hat sich ganz der Salonmusik der 1920er Jahre – mit aktuellen Texten – verschrieben und pflegt diese Musikrichtung im Stile eines Max Rabe, ohne jedoch zur Kopie zu werden. Feinsinnige Wortspiele ziehen sich durch Coors’ Texte, der nicht nur ein ausgezeichneter Sänger mit starker Bühnenpräsenz ist, sondern seinen Mitmenschen genau beobachtet und diese Beobachtungen in gereimtes Liedgut umsetzt.

„Worte sind billig, Postings aber auch“

Er singt von Nachbarn, die einem schrecklich auf die Nerven gehen, macht sich über die Erkältungen seiner Geschlechtsgenossen lustig: „Ich sprang dem Tode von der Schippe, denn ich habe Männergrippe.“ Inspiration, so sinniert Coors weiter, „beziehen wir aus den kleinen Dingen des Lebens“, was den Mann am Klavier zu der Aussage nötigt: „So wie meine Gage.“

Bissig und komisch singt Coors Lieder über Instagram-Opfer und absurde Kindernamen. „Es gibt eigentlich Menschen, die einem immer erhalten bleiben, Menschen die eine innere Verbindungen zu einem haben, die bei einem bleiben, was man auch tut – ob man will oder nicht“, erzählt Coors und singt dann über die „kleine Antigone, die ist so lieblich anzusehen“ und dennoch eine ordentliche Göre und bekommt von ihrer Mutter noch so nebenbei zwischen Angel und Tür vermittelt: „Bald bekommt sie eine Schwester – Klytämnestra!“

Auch auf so aktuelle Dinge wie Handysucht oder Social Media finden sich bei Coors Anspielungen wieder. „Der neueste Trend, der neueste Scheiß…“ Im Walzertakt fordert er: „Empören Sie sich mal richtig. Lassen Sie die Wut raus, Worte sind billig und Postings aber auch.“ Aber die Sache habe einen Knick, denn um etwas zu verändern, müsse man etwas tun.

Und endlich, endlich bekommt Ludwig beim Solo des Pianisten auch seinen langersehnten Auftritt und stiehlt Norbert Lauter damit schon wieder die Schau.

Zum Abschied sagte Coors den begeisterten Gästen: „Die letzten Jahre sind etwas ernster geworden, aber das heißt noch lange nicht, dass es so bleiben muss.“ Sprach’s und verschwand mit einem augenzwinkernden Dank für den großen Applaus und mit einer Zugabe, „nachdem Sie uns fast dazu genötigt haben“.

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