^ Grenzach-Wyhlen: Leimentaler Kammerorchester spielt vor vollem Haus - Grenzach-Wyhlen - Verlagshaus Jaumann

Grenzach-Wyhlen Leimentaler Kammerorchester spielt vor vollem Haus

Jürgen Scharf
Das Leimentaler Kammerorchester und der Cellosolist Cyprian Kohut erfreuten in Grenzachs historischer Dorfkirche mit barocken und romantischen Raritäten. Foto: Jürgen Scharf

Am Sonntagabend kam es mit dem Solisten Cyprian Kohut und Musik aus Barock und Romantik in die evangelische Dorfkirche von Grenzach.

„Abseits des Mainstreams“ findet sich als Erläuterung zum Programm. Und das trifft auf das Konzert voll und ganz zu. Man hörte selten aufgeführte Musik, mehr noch: ein vernachlässigtes Repertoire. Das Leimentaler Kammerorchester, dem auch Musiker aus Grenzach-Wyhlen angehören, unter Leitung seines Konzertmeisters Wim Viersen hat Sinn für das Ungewöhnliche und brachte Stücke abseits des Gängigen mit.

Vielleicht fällt Bachs sechsstimmiges Ricercar aus dem „Musikalischen Opfer“ noch nicht darunter, obwohl es ein komplexes Werk ist, dem man sich gern mit kühlem Feuer nähert. Die Leimentaler nahmen Rücksicht auf Durchsichtigkeit des Stimmgewebes.

Vergessenes wiederentdeckt

Zum Konzert für Cello und Streicher von Georg Matthias Monn kam dann der polnische Cellist Cyprian Kohut auf die Bühne, der schon lange in der Doppelgemeinde lebt und viele Konzerte hier bestritten hat. Seinen warmen Celloton lieh er dieses Mal einem verblüffenden Wiener Komponisten und Bach-Zeitgenossen, der in Vergessenheit geraten ist. Mit seiner schönen Tongebung lässt Kohut Monns Frühklassik aufleuchten bis hin zum Finalsatz in flotter Gangart.

Wilhelm Friedemann Bach war der älteste Bach-Sohn, dessen zukunftsweisende Aspekte in der Musik das Programmheft nicht verschweigt. Aus der Sinfonie F-Dur stellte das Kammerorchester das Andante in flexiblem Spiel vor.

Dann gab es einen gewaltigen Zeitsprung und auch stilistisch etwas ganz anderes mit drei Stücken aus „Five Pieces“ von Victor Herbert, in New York ein berühmter Operettenkomponist. In diesen romantischen Celloperlen, einem ursprünglichen Klavierwerk in Bearbeitung für Cello und Streicher, zeigte Kohut ein weiteres Mal seine Meisterschaft am Cello.

Im lustig-bewegten Satz „Punchinello“ glaubte man, die Holzpuppe vor Augen zu sehen, und in „Yesterthougths“ (Gesterngedanken) herrschte melancholisch-wehmütige Erinnerung und musikalische Nostalgie.

Besonders und unterhaltsam

Das Programm zeichnete sich durch solche unbekannten und unterhaltsamen Stücke aus, aber auch durch einzelne Sätze bekannterer Werke. So führten die Leimentaler einen der sieben Sätze (Moderato) aus der Suite „Idyll“ von Leos Janácek auf, um dann zum orchestralen Hauptwerk zu kommen: der dritten Serenade von Robert Fuchs.

Diese ist ein ganz besonderes Werk, ein liebenswürdiges und gefälliges Stück, das die Kammerorchester bis heute völlig übersehen haben, was einigermaßen verwundert. Zu Beginn steht eine bezaubernde Romanze, gefolgt von einem graziösen Mittelsatz und einem Ohrenöffner als Finale, einer sehr eingängigen ungarischen Melodie als feuriger Abschluss. Das Spiel der Leimentaler Streicher ließ keinen Zweifel an der Qualität dieses viel zu wenig beachteten Werks vom „Serenaden-Fuchs“, wie man den Komponisten nannte. Das Aufführungsresultat war erfreulich und eine lohnenswerte Wiederentdeckung dieses Spätromantikers, der Lehrer von Komponisten-Berühmtheiten wie Mahler, Strauss und Sibelius war.

Zwei Zugaben, nach dem Monn-Konzert ein Cellosolo aus einer Suite von Bach und ganz zum Schluss noch mal der humorvolle „Punchinello“, rundeten den erfrischend unkonventionellen Abend ab.

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