Grenzach-Wyhlen Leise wird die Elektrifizierung nicht

Die Oberbadische
So wie in Biberach wird es in einigen Jahren auch am Hochrhein aussehen: Die dieselgetriebenen Interregio-Expresszüge fahren anfangs unter der neuen Oberleitung. Denn Strom wird erst zugeschaltet, wenn die gesamte Strecke elektrifiziert ist.Foto: Rolf Reißmann Foto: Die Oberbadische

Hochrheinbahn: Geplanter Ausbau wird nicht ohne Belastungen von Anwohnern und Pendlern gehen

Reisende, die während der vergangenen Monate vom Hochrhein aus mit dem Interregio-Express nach Ulm gefahren sind, haben einen Vorgeschmack davon bekommen, was den Bahnpendlern in der hiesigen Region noch bevorsteht: Streckensperrungen, Baustellen und Ersatzverkehr im Zuge der geplanten Elektrifizierung der Hochrheinbahn.

Von Rolf Reißmann

Grenzach-Wyhlen. Aufgrund der Elektrifizierung der sogenannten Südbahn war der Abschnitt zwischen Ravensburg und Aulendorf gesperrt. Mit dem Schienenersatzverkehr benötigten Reisende bis nach Ulm eine glatte Stunde länger.

Was an der Südbahn bis übernächstes Jahr noch abläuft, steht auch den Bahnanrainern am Hochrhein bevor. Wer denkt, im Zuge der Elektrifizierung würden nur schnell Masten aufgestellt und Drähte dran gehängt, irrt sich.

Die Sicherung oder Verlegung von Kabelkanälen erfolgt zu Zeiten, wenn die Züge noch fahren. Auch die Vermessung und die Festlegung der Standplätze für die Fundamente für die Oberleitungsmasten. Dann aber beginnen jene Abläufe, bei denen kein Zugverkehr mehr möglich ist. Also wird es auch auf der Hochrheinbahn Vollsperrungen geben müssen.

Tag- und Nachtarbeiten

Wie die Abschnitte dafür gewählt werden, steht noch nicht fest, doch ausgehend von den Erfahrungen an der Südbahn könnte die Strecke von Basel bis Rheinfelden als Einheit gebaut werden. Oberleitungen verlaufen in einer Höhe von 5,70 Metern über dem Gleis, können bei Bedarf etwas abgesenkt werden, aber kaum unter 5,60 Meter. Also müssen Brücken, die die Bahnstrecke überqueren, gegebenenfalls angehoben werden.

Doch die Grenzach-Wyhlener haben Glück: Auf dem Streckenteil der Hochrheinbahn vom Grenzacher Horn bis Schwörstadt gibt es keine Brücken über die Bahn. Aber es gibt Bahnbrücken, die Straßen überqueren. Wenn sie lang sind und der Abstand das fordert, müssen die Strommasten auf die Brücken gestellt werden. Das könnte in Wyhlen auf der Brücke über die Straße am Wasserkraftwerk der Fall sein.

Unangenehm für die Anwohner wird es dann, wenn Fundamente für Masten gesetzt werden. Dazu gibt es je nach Untergrund verschiedene Methoden. Am schnellsten und auch kostengünstigen ist das Einrammen der Fundamentträger. Zwischen sechs und acht Metern tief reichen die Gründungen in den Boden. Doch Rammen ist eben sehr laut, deshalb wird es auch nur in Tagesarbeit ausgeführt.

Nicht ganz so laut ist das Ausbohren von Fundamentgruben. Dazu rollt dann auf dem Gleis ein Großbohrgerät. In Grenzach war ein solches Gerät beim Bau der Brücke am Hornboden und der Fußgängerunterführung am Hörnle eingesetzt.

In der Regel werden im Bahnhofsbereich Stahlgittermasten gesetzt, an freier Strecke Betonmasten. Allein auf den 20 Kilometern der Hochrheinbahn im Kreis Lörrach dürften dies etwa 700 Masten sein. Mehrfach wird es notwendig, Flächen neben der Bahnstrecke zeitweilig in Anspruch zu nehmen, vorwiegend zum Ablegen von Material.

Um Streckensperrungen so kurz wie möglich zu halten, arbeiten die Baufirmen dann im Dreischichtbetrieb. Das Anhängen der Oberleitung ist eine typische Nachtarbeit, weil dies relativ leise erfolgt. Da sowohl in Grenzach-Wyhlen als auch in Herten, Rheinfelden und Schwörstadt viele Häuser dicht an der Bahnstrecke stehen, werden die Anwohner von Belastungen wohl nicht verschont bleiben.

Infoveranstaltungen

Jürgen Friedmann, bei der Deutschen Bahn für die Öffentlichkeitsarbeit der Südbahnelektrifizierung zuständig, stellt erste, aber noch nicht terminierte Informationsveranstaltungen am Hochrhein in Aussicht. Eine davon werde für den Bereich Basel bis Rheinfelden vorgesehen. Anwohner sollen dort erste Informationen über Belastungen und Einschränkungen während der Elektrifizierung erhalten.

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