Grenzach-Wyhlen Mehr als ein gezacktes Stück Papier

Die Oberbadische
Leidenschaftliche Philatelisten: Daniel Herrmann (von links) und Ausstellungsleiter Volker Jaetzel Foto: Eilli Vogl Foto: Die Oberbadische

Briefmarken: Bei der „Regiophila“ im Haus der Begegnung war Sammeln, Tauschen und Kaufen angesagt

Im Haus der Begegnung drehte sich am Sonntag alles rund um das Thema Briefmarke. Dort kamen im Rahmen der „Regiophila“ Sammler und Interessierte aus dem ganzen Dreiland zusammen. Ausrichter der Ausstellung mit Sammlerbörse war der Briefmarken-Sammlerbund Grenzach-Wyhlen.

Von Willi Vogl

Grenzach-Wyhlen. Bereits zu Ausstellungsbeginn waren mehr als 30 Besucher gekommen, um die eine oder andere Rarität zu entdecken oder ein Schnäppchen zu ergattern. Die überwiegend älteren Herrschaften suchten dabei meist ganz gezielt, um die eigene Sammlung zu vervollständigen.

„Wir veranstalten die Ausstellung jedes Jahr in einem anderen Land“, beleuchtete Daniel Herrmann, Präsident des Briefmarken-Sammlerbundes, die trinationale Zusammenarbeit. Das geflügelte Wort aus den 50er Jahren „Darf ich Ihnen meine Briefmarkensammlung zeigen?“ sollte dabei nicht notwendigerweise als Vorwand für ein amouröses Treffen, sondern vielmehr als unzweideutige Einladung zur Jahresausstellung für Sammler und Interessierte zu verstehen sein.

Die zumeist sehr systematisch aufbereiteten Schätze der Aussteller boten reichlich Gelegenheit zum Begutachten, Tauschen und Kaufen. Daneben gab es von 15 Erstausstellern umfangreich kommentierte und liebevoll präsentierte Themensammlungen zu bewundern. Zudem stellten sich die Themensammler auf der „Regiophila“ einem Wettbewerb mit Preisverleihung. Wie ambitioniert die Mitglieder des hiesigen Briefmarken-Sammelbundes ihr stilles Hobby betreiben, kann man auch aus der anstehenden Teilnahme zweier Mitglieder bei der deutschen Meisterschaft in Fellbach ersehen.

Themen durch die Sammlerbrille

„Manche Sammler entwickeln einen sehr speziellen Blickwinkel“, machte Herrmann auf Sammlungen aufmerksam, die zumeist von einer langjährigen Leidenschaft gespeist werden und gleichwohl weit über die eigentliche Sammeltätigkeit hinausweisen. So beschäftigt sich der Arzt Peter Friedrich philatelistisch mit der Frage nach dem tödlichsten Tier. Ganz nebenbei erfuhr man als Betrachter hier, dass dabei nicht Löwe oder Skorpion an der Spitze stehen, sondern die Stechmücke als Überträgertier von Infektionen. Briefe aus Infektionsgebieten wurden im 19. Jahrhundert auf dem Postweg mit Essig gesäubert, um etwa einer Gelbfieber-Epidemie im Empfängerland vorzubeugen.

André Crayssacs Postkartensammlung beinhaltet Kriegsbilder aus dem 1. Weltkrieg, und Albert Fillingers Soldatenbriefe von 1870 bis 1919 wurden auf Briefpapier geschrieben, die mit Motiven des jeweiligen Regiments illustriert waren. Ortwin Preuss beleuchtet in seiner Sammlung die Geschichte des Hofguts Kaltenherberge, der ehemaligen Großherzoglich-Badischen Posthalterei, und Dieter Schumacher beschäftigt sich philatelistisch mit Honig- und Solitärbienen. Weitere historische Orte werden mit den Dokumentationen „Die Post in Herten“ von Norbert Amrein, dem Postbüro in Saint-Louis von Egon Habé oder „Herrscher über das Fricktal“ von Rudolph Hofer beleuchtet. Die raffiniert hergestellten „Nachtbilder“ François Boeglins geben ihre Postkartenbotschaft preis, wenn man sie gegen das Licht hält.

Die Sammlung von Einschreiben oder die von unentgeltlich zu versendenden Briefumschlägen mit Werbung aus dem Frankreich der 1950er Jahre machen deutlich, wie weit sich unser heutiges Leben von der Kommunikation in Papierform entfernt hat.

Ortsfremde beklagen fehlende Hinweisschilder

Die „Regiophila“ als zentrale Veranstaltung für die Briefmarkensammler im Dreiländereck lockte dabei auch fachlich interessiertes Publikum nach Grenzach, das weitere Wege auf sich genommen hatte. Ein Besucher allerdings gab vor, eine Stunde lang in Grenzach, aber auch in Wyhlen, „herumgeirrt“ zu sein, da er das Haus der Begegnung beziehungsweise die Veranstaltung einfach nicht gefunden habe. „Weder am Parkplatz noch in der Nähe des Gebäudes waren irgendwelche Hinweisschilder auf die Regiophila zu finden. Ich bin da beim Hallenbad gestanden, und nichts deutete auf dem Platz darauf hin, dass hier – 20 Meter nebenan – die Regiophila stattfindet“, klagte der Sammler. Selbst ein Blick auf die Veranstaltungsseite des Bundes der Philatelisten (BDPH) im Internet habe ihm nicht weitergeholfen. „Da stand als Austragungsort nur Grenzach. Aber eben nicht, wo genau dort die Regiophila ist.“

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