Grenzach-Wyhlen Metallene Spiegel ihrer Zeit

Helmut Bauckner
Die „Hütten-Münze“ ist ein interessantes Beispiel für Propaganda: Sie zeigt einen römischen Soldaten, der einen kleinen Germanen aus seiner primitiven Schilfhütte heraus in die zivilisierte Welt der Römer führt Foto: zVg/Helmut Bauckner

Römermuseum: In Grenzach und Wyhlen gefundene antike Münzen wissen Erstaunliches zu berichten

Grenzach-Wyhlen - Manchmal sind es die kleinen und unscheinbaren Exponate in einem Museum, die große Geschichten erzählen. Das gilt auch für Münzen aus der Römerzeit, die fast immer eng mit den Ereignissen aus ihrer Prägezeit verbunden sind. Dafür gibt es im Regionalmuseum Römervilla in Grenzach sehr schöne Beispiele.

Auf der Vorderseite römischer Münzen findet man in der Regel eine Darstellung des jeweiligen Kaisers, manchmal auch das Abbild seiner Frau. Die Geldstücke verbreiteten, da sie als Sold an die Soldaten ausgezahlt wurden, sehr schnell von England bis zum Euphrat die Kunde, wer der derzeitige Herrscher war.

Vespasian-Münze

So hilft die in der Grenzacher Römervilla gefundene Vespasianmünze dabei, den Zeitraum der Gründung des Anwesens zu bestimmen. Vespasians Regierungszeit waren die 70er Jahre des ersten Jahrhunderts, als das römische Imperium sich endgültig rechts des Rheins etablierte. Unsterblich wurde Vespasian durch seinen Ausspruch „pecunia non olet“ („Geld stinkt nicht.“). Er wollte nämlich eine Toilettensteuer für die öffentlichen Aborte einführen, denn deren Besitzer verkauften den Urin als wichtigen Rohstoff.

Krokodil-Münze

Auf der Rückseite einer anderen in Grenzach ausgestellten Münze kann man ein an eine Palme angekettetes Krokodil erkennen. Diese sollte symbolisieren, dass Ägypten erobert worden war. Die tapferen Soldaten siedelte Kaiser Augustus um 30 v. Chr. in Nemausus, dem heutigen Nîmes, an. Das angekettete Krokodil ist bis heute das Stadtwappen dieser Stadt mit ihren beeindruckenden Zeugnissen aus der Römerzeit. Auf der Vorderseite der „Krokodil-Münze“ prangen Augustus und Agrippa, die erfolgreichen Feldherren über Marc Anton und Kleopatra – große Weltgeschichte auf einer kleinen Münze.

Hütten-Münze

Das gilt auch für die sogenannte Hütten-Münze, die Paul Reinle im Jahr 1968 in seinem Garten in Wyhlen gefunden hat. Auch erkennt man auf der Vorderseite ein Kaiserportät. Es zeigt Constans, den jüngsten Sohn Constantin des Großen.

Interessanter ist jedoch die im Museum gezeigte Rückseite als Beispiel für römische Propaganda. In der Umschrift ist die Rede von der „Herstellung glücklicher Zeiten“, denn Constans war es gelungen, das Verhältnis zwischen aufsässigen Franken und Römern zu befrieden.

Aber nicht nur das: Betrachter der Münze erkennen, wie ein römischer Soldat einen kleinen Germanen aus seiner primitiven Schilfhütte heraus in die zivilisierte Welt der Römer führt – Propaganda pur.

Die durch einen Doppelschlag leicht entstellte Münze im Grenzacher Museum ist auch deshalb ein so wertvoller Fund, da sie aus der Zeit um 350 n. Chr. stammt, als die römische Epoche auf der rechten Rheinseite eigentlich schon seit etwa 80 Jahren vorbei war.

Weitere Informationen: „Museum für römische Alltagskultur“, so bezeichnet sich das Grenzacher Museum zu Recht, aber wer genau hinschaut, begegnet auch der großen römischen Geschichte und Zivilisation, die 200 Jahre lang die hiesige Region geprägt hat.

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