Grenzach-Wyhlen Mit Deutschland genauso wie mit der Schweiz verbunden

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Mit den Basler Madrigalisten gastierte ein in Grenzach-Wyhlen bisher noch wenig bekanntes Ensemble aus der Nachbarstadt in der Doppelgemeinde. Foto: Rolf Reißmann

Konzert: Basler Madrigalisten präsentieren in Grenzach ein anspruchsvolles Programm im besten grenzüberschreitenden Sinne

Grenzach-Wyhlen (rr). Irgendwie muss die Ankündigung für das Konzert der Basler Madrigalisten etwas untergegangen sein, denn nur rund 60 Zuhörer kamen am Samstagabend in die Kirche St. Michael in Grenzach. Musikfreunde, die nicht da waren, haben etwas verpasst.

„Stilles Leuchten“ nannte der Chor sein Programm. Der Untertitel „Schweizer Vokalmusik der ausgehenden Romantik“ war aber etwas unscharf gewählt, denn die Texte stammten vielfach von deutschen Dichtern: Namen wie Eichendorff, Mörike, Geibel und Novalis dominierten. Die Komponisten der Lieder waren gleichwohl alle irgendwie mit der Schweiz verbunden.

Dirigent Raphael Immoos plauderte zwischen den Liedern über deren Lebenswege. Hans Huber etwa, ein Komponist der vom 19. bis ins 20. Jahrhundert hinein maßgeblich das Basler Musikleben prägte, hatte Vorfahren aus Darmstadt. Er und auch sein Landsmann Hermann Suter studierten in Leipzig. August Walter stammte aus Deutschland und dirigierte im 19. Jahrhundert einen elitären Chor in Basel. Auch Ernst Reiter war ein Deutscher, der sich in Basel angesiedelt hatte – er stammte aus Wertheim.

„Insofern ist das gar kein reines Schweizer Konzert, sondern eines mit Werken von Künstlern aus beiden Ländern“, sagte Immoos. „Ich sehe dies als einen Teil der trinationalen Regiokultur, grenzüberschreitend, wie die Kunst hier eben vielfach ist.“

Doch für den Musikgenuss war die Herkunft der Komponisten und Dichter zweitrangig. Die 17 Sängerinnen und Sänger boten erstklassigen Gesang. Die Soprane waren mit fünf Sängerinnen besetzt, in Alt, Tenor und Bass waren es jeweils vier. Kraftvoll füllten sie den großem Raum der Kirche aus. Alle Stimmen gelangten abwechselnd zur Dominanz; Chorleiter Immoos achtete genau darauf, dass dennoch keine Stimme andere übertönte.

Ausgewogen, ohne Patzer, eigentlich rundum perfekt gestalteten die Berufssänger das Konzert. Dabei boten sie eine enorme Vielfalt der Gesangskultur, gleich ob stimmgewaltig oder dezent und gefühlvoll. Zwar lagen den Zuhörern die Texte vor, doch die Verständlichkeit des Gesangs erforderte eigentlich kein Mitlesen.

Nach den Liedern aus der Romantik wechselte die Auswahl ins 20. Jahrhundert. Mit Walter Courvoisier, einem studierten Mediziner, griff der Chor einen Komponisten auf, der von der Schweiz nach München als Professor an die Akademie der Künste wechselte. Er schrieb die Musik zu Eichendorffs Gedicht „Der Kehraus“, das eigentlich die poetische Fassung des Basler Totentanzes ist. Anders, weil robuster, ja fast etwas derb, aber immer noch sehr melodisch, erklang dieses Lied. Der Ausklang „Hüte Dich!“ zu Eichendorffs Text „Zwielicht“ war einer der beeindruckendsten in diesem Konzert.

Alles in allem war der Auftritt ein sehr hörenswertes Gastspiel, das mit seiner Vielfalt keine Gleichförmigkeit aufkommen ließ.

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