Stimmt, da gab es ja mal die 218/217er-Dieselloks – wo sind die eigentlich geblieben? Da hingen doch immer die „Silberlinge“ dran mit ihren Dreh-Türklinken und den dunkelroten Kunstlederbezügen, auf denen man vor allem im Sommer beim Draufsitzen immer so furchtbar schwitzte. Oder diese eckigen 212er-Dieselloks mit ihren charakteristischen Pleuelstangen, die vor 25 Jahren nahezu jeden Güterzug „schmückten“ und auch heute noch manchmal durch Grenzach-Wyhlen sausen! In Schulters Buch erwachen sie zu neuem Leben. Da kommen Erinnerungen hoch. An früher, aber auch an heute.
Wer einmal im Hochsommer in einem Triebwagen der Reihe 611 unterwegs war, dessen Klimaanlage ausgefallen ist und dessen Fenster sich bauartbedingt nicht öffnen lassen, der blättert in Schulters Buch beim Entdecken dieses störanfälligen Modells vielleicht rasch eine Seite weiter. Und staunt sogleich wieder über die Vielfalt des Rollmaterials aus fünf Jahrzehnten.
Ein Buch zum Schmökern und Vergleichen
Rudolf Schulters Buch ist kein Druckwerk, das man in einem Zuge durchliest. Vielmehr lädt der Band dank seiner kurz gefassten Bildunterschriften ein zum Schmökern, zum Vergleichen und zum Achten auf Details.
Für Grenzach-Wyhlener ist beispielsweise die Seite 24 interessant mit Aufnahmen auf dem Bahnsteig „Grenzacherhorn“. Sehr schön im Hintergrund zu sehen: der Hornfelsen. Im Vordergrund: Zugmaterial vergangener Zeiten sowie die bis vor wenigen Jahren am Hochrheingleis noch charakteristischen Flügelsignale.
Die Reise, auf die Schulter den Leser beziehungsweise Betrachter mitnimmt, ist durchaus kurzweilig, aber zumeist faktenbezogen. Nach einer kurzen Einleitung kommen Tabellen, technische Daten, die Erläuterung von Abkürzungen sowie Zahlen. Auch die Strecke und ihr Profil insgesamt hat der Autor dargestellt, ehe man als Leser in Basel ein und in Konstanz wieder aussteigt.
Fazit: Schulters Buch schließt eine Lücke und kommt zur rechten Zeit, schließlich wird sich Hochrheinbahnstrecke im Zuge der anstehenden Elektrifizierung sowie des Baus weiterer Haltestellen in wenigen Jahren fundamental verändern. Das Buch ist ein Werk nicht nur für Eisenbahn- und Technikfreunde, sondern für Heimatinteressierte insgesamt.
Weitere Informationen: Rudolf Schulter, „Die badische Hochrheinstrecke – Von Basel bis zum Bodensee“, Sutton Zeitreise, ISBN 978-3-96303-024-6. Preis: 19,99 Euro.
Der Autor Rudolf Schulter, Jahrgang 1947, ist Mitglied des Bundesverbands deutscher Eisenbahnfreunde (BDEF) und lebt in Basel. Er hat einige Jahrzehnte in der Konstruktion von Eisenbahn- und Straßenbahn-Wagen sowie von Lokomotiven gearbeitet. Alte und neue Eisenbahnen inspirieren ihn jedoch auch als Fotograf sowie als Fahrgast. Letzteres ermöglicht ihm, verschiedene Länder Europas und deren Geografie auf dem Schienenweg zu erkunden.
Das vorliegende Buch über die badische Hochrheinstrecke Basel Bad. Bf. – Waldshut – Schaffhausen – Singen – Konstanz ist sein viertes. Damit wollte er diese schöne Eisenbahnverbindung in ihrer Vielseitigkeit dokumentieren und auf einige Besonderheiten hinweisen. Rudolf Schulter schrieb ebenso Bücher über die Wiesentalbahn, die Kandertalbahn sowie ein Buch über fünf französische Eisenbahnstrecken, die der sogenannten Meterspur angehören.
- Die 143,6 Kilometer lange Hochrheinbahnstrecke zwischen Basel und Konstanz wurde als Teil der Badischen Hauptbahn von den Großherzoglichen Badischen Staatseisenbahnen erbaut. Der Erste Abschnitt (Basel-Waldshut) wurde 1856 eröffnet.