Grenzach-Wyhlen Musik gleich einer Rose

Willi Vogl
Julian Behr (von links), David Munderloh und Silvia Tecardi entwickelten ein intimes Klangbild. Foto: Willi Vogl

David Munderloh, Julian Behr und Silvia Tecardi stellen CD in Grenzacher Dorfkirche vor.

Grenzach-Wyhlen - „How the rose did first grow red“ ist der Titel der neuen CD mit Liedern von Henry Lawes. Tenor David Munderloh, Lautenist Julian Behr und Gambistin Silvia Tecardi stellten den in der spätgotischen evangelischen Kirche von Grenzach aufgenommenen Tonträger an ebendiesem Ort mit einem Konzert vor.

„Das 17. Jahrhundert war eine spannende Zeit, und London war ein bedeutendes Zentrum der Musik“, machte Veranstalter Helmut Bauckner auf die klingenden Schätze von Henry Lawes und dessen Zeitgenossen aufmerksam. Zudem sei es eine wilde Zeit gewesen, in der man sprichwörtlich auch seinen Kopf verlieren konnte, wenn man etwa wie William Lawes, der ebenfalls komponierende Bruder von Henry Lawes, der falschen Partei angehörte.

„Unglückliche Liebe macht glücklicher als glückliche Liebe.“ Nach diesem Grundsatz suchten damals die meisten Dichter und Komponisten ihr Glück in den Künsten. So handeln auch die 19 Lieder von Henry Lawes von der verführerischen Schönheit des weiblichen Geschlechts, vom süßen Schmerz unerfüllter Liebe, aber auch vom wehmütigen Empfinden angesichts des eigenen diesseitigen Lebensendes.

Die Musikwahrnehmung heutiger Hörer ist vor allem durch die Musik des 18. und 19. Jahrhunderts bestimmt. Originalität bei Lawes teilt sich somit hauptsächlich in den raren Abweichungen bei den standardisierten Schlussformeln und Figurationsmodellen mit.

Vornehme Zurückhaltung

Der Tenor David Munderloh und der Lautenist Julian Behr lernten sich 2003 anlässlich eines gemeinsamen Geburtstagskonzerts für den damaligen Leiter der Schola Cantorum Basiliensis als Musiker schätzen und konzertieren seither regelmäßig zusammen.

Munderloh setzte einzelne Töne oft weich an und entwickelte sie bisweilen zu konturierter Expressivität. Immer jedoch korrespondierten seine klug gesetzten Artikulationen mit der ebenfalls angenehm sprechenden Musizierkunst der Gambistin Silvia Tecardi. Behr zeigte sich ganz mit seinem eigenen instrumentalen Nachbau aus einer Kombination verschiedener erhaltener Originalinstrumente verwachsen.

Zusammen entwickelte das Trio ein intimes Klangbild, das den kontemplativen Charakter von Lawes Liedern zu schönster Entfaltung brachte. Durchbrochen wurde der vokale Liederstrom durch rein instrumentale Beiträge mit Werken von John Williams, Dietrich Stöeffken und William Young – mal zart zirpende auf der Laute oder in elegant inszenierten Doppelgriffen auf der Gambe.

Texte wie „Dein schönes Haar ist wie eine Schlinge eines Henkers. Wenn Engel so quälen, wo soll ich nach dem Leben hin?“ traten in plastischer Bildhaftigkeit auf. Mit „Ich werde endlos in den Flammen der Hölle weinen…“ erhielt die Musik in Gestalt einer düsteren Gambenillustration auch mal einen tonmalerischen Anstrich. Die Musik als Ganzes setzte jedoch auf vornehme Zurückhaltung und grüblerische Melancholie.

Das vorzüglich musizierende Trio Munderloh-Behr-Tecardi brachte das Werk Henry Lawes’ und seiner Zeitgenossen gleich einer Rose behutsam anrührend zur Blüte.

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