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Grenzach-Wyhlen Noch kein Grund zum Jubeln

Tim Nagengast
Grenzach-Wyhlen ist ein wichtiger Entwicklungs- und Innovationsstandort für den Pharmakonzern Roche. Foto: Tim Nagengast

Roche Pharma-Vorstand Hagen Pfundner sieht Deutschlands zuletzt schwindende Attraktivität als Innovationsstandort wieder ein stückweit gestoppt. Jetzt sei „dranbleiben“ angesagt.

Das mit Beginn des Jahres 2023 in Kraft getretene Gesetz zur Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hatte Hagen Pfundner in einem Gespräch mit unserer Zeitung einst als „Frontalangriff auf die Pharmaindustrie“ apostrophiert. Gerade einmal elf Monate später zeigt sich der Vorstand von Roche Pharma deutlich entspannter. „Wir werden ein stückweit erhört“, freut sich Pfundner. Wobei seine Betonung auf „ein stückweit“ liegt, „denn da muss noch mehr passieren“. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sei trotz gewisser Zugeständnisse „noch nicht weit genug zurückgegangen“, hält Pfundner fest.

Insgesamt war der Weg im vergangenen knappen Jahr weder für die Pharmaindustrie als Ganzes noch für Roche als Unternehmen noch für Pfundner persönlich einfach. Bekanntlich hat Roche - ebenso wie einige weitere Unternehmen – sogar Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz in Karlsruhe eingereicht.

„Unsere Klage war schon ein heftiger Schritt“, räumt der Vorstand von Roche Pharma ein. Trotzdem werde das Unternehmen diese Klage aufrechterhalten, wie Pfundner im Gespräch mit unserer Zeitung klarstellt. „Denn es kann jederzeit wieder passieren.“

Mit „Es“ meint Pfundner – salopp formuliert – die Idee der Bundesregierung, ihre Haushaltslöcher dahingehend zu stopfen, dass sie der Industrie in die Taschen greift. Es gelte nun Verlässlichkeit für alle Seiten herzustellen, fordert der Chef der in Grenzach-Wyhlen sitzenden Roche Pharma AG. Das Jahr 2024 dürfte sich in bestimmten Bereichen zum „Schlüsseljahr“ entwickeln, erwartet Pfundner mit Blick auf Gesetzgebungsverfahren und die Implementierung der „Nationalen Pharmastrategie“ der Bundesregierung. Denn im Jahr 2025 werde die Bundestagswahl im Zentrum stehen – und manches Thema auf politischer Bühne daher wohl eher hintanstehen.

Zurück an die Spitze

Pfundner zufolge setzt der Bund mit seiner „Nationalen Pharmastrategie” auf jeden Fall ein wichtiges Signal, um die industrielle Gesundheitswirtschaft als Leitindustrie in Deutschland zu stärken. Risikoreiche, langfristige Investitionen erforderten nämlich stabile Rahmenbedingungen und „ein Umfeld, das Innovationen honoriert“. Dieses ist Pfundner zufolge durchaus in Sicht, sofern der Bund die Pharmastrategie konsequent umsetze und Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre korrigiere. Dann habe Deutschland die Chance, zukünftig global wieder ein Beispiel für Spitzenforschung, Spitzenversorgung und Spitzenindustrie in der Gesundheit zu werden.

Roche investiere jedenfalls auch im laufenden Jahr am Standort Deutschland, „denn vieles läuft wieder in die richtige Richtung“. Das Unternehmen vertraue darauf, dass Berlin die Warnrufe aus der Pharmabranche gehört habe.

„Höchste Eisenbahn“

Dass der Innovationsstandort Deutschland durch eine immer weiter voranschreitende Bürokratisierung bei gleichzeitig fehlender europäischer Harmonisierung weiter an Attraktivität einbüße, müsse unbedingt gestoppt werden. Einige Weichen dafür seien bereits gestellt. „Das Damoklesschwert über dem Industriesektor in Deutschland ist in Bewegung geraten“, resümiert Hagen Pfundner. Es werde aber „noch zwei bis vier Jahre dauern, bis wir wieder aufholen – es ist höchste Eisenbahn“.

Gespräche beim Kanzler

Pfundner freut sich, dass die Sorgen der Pharmaindustrie zuletzt auf politischer Bühne „ernstgenommen worden“ seien. „Man hat erkannt, dass wir zurückfallen.“ Pfundner war selbst zu Gesprächen auf höchster bundespolitischer Ebene unterwegs, darunter zu Gesprächen mit Vertretern verschiedener Bundesministerien sowie mit Bundeskanzler Olaf Scholz. Die Wege nach Berlin, resümiert der Vorstand der Grenzach-Wyhlener Roche Pharma AG, seien keineswegs umsonst gewesen.

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