Grenzach-Wyhlen Nopper wirft den CDU-Vorsitz hin

Die Oberbadische

Rücktritt: Differenzen über geplanten Leserbrief / Schriftführer Felix Kohler wird Interimsvorsitzender

Michael Nopper hat mit sofortiger Wirkung den Vorsitz des CDU-Ortsverbandes Grenzach-Wyhlen niedergelegt. Als Grund nennt er interne Differenzen über einen geplanten Leserbrief. Interimsmäßig wird der Ortsverband der Christdemokraten ab sofort von Felix Kohler geführt.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Die Spatzen haben es schon eine Weile von den Dächern gepfiffen, dass es im Vorstand der CDU ein wenig harzt im Gebälk. Mit Noppers Rücktritt vom Vorsitz findet der unter der Decke schwelende Konflikt nun sein abruptes Ende, bevor er überhaupt an die breite Öffentlichkeit gelangt ist.

Stein des Anstoßes ist ein Leserbrief, den Nopper bereits im August verfasst hat und vor Veröffentlichung mit dem CDU-Vorstand absprechen wollte. Denn Nopper wollte diesen Text bewusst als „normaler Bürger“ und eben nicht in seiner Rolle als Vorsitzender einer örtlichen Partei veröffentlichen – eine in dieser Position tatsächlich schwierige Gratwanderung, wie der Zurückgetretene im Gespräch mit unserer Zeitung einräumt.

„Die Reaktionen waren sehr kritisch bis massiv ablehnend“, bedauert Nopper. Man habe ihm signalisiert, „dass ein CDU-Vorsitzender so etwas nicht veröffentlichen kann“. In mehreren Vorstandssitzungen sei die Sache beraten worden. Der Vorstand habe sich hernach aber mehrheitlich dazu entschieden, die Kritik am geplanten Leserbrief aufrechtzuerhalten, bedauert Nopper. „Daher musste ich mich entscheiden, ob ich aus Loyalität zur Partei als Vorsitzender auf das Schreiben eigener Leserbriefe verzichten kann.“

Natürlich müsse man in einer solchen Rolle durchaus „eine gewisse Räson bewahren, aber das schaffe ich in diesem Fall nicht“, räumt Nopper freimütig ein. „Ich will als Bürger an solchen Gesprächen teilnehmen können“, sagt er mit Blick auf Debatten, die durch Leserbriefe in der Presse entweder losgetreten oder befeuert werden.

Weil er diesbezüglich keine Einigung im CDU-Vorstand erreichen konnte, habe er sich entschieden, den Vorsitz, den er vier Jahre lang innehatte, niederzulegen. Er entscheide sich dafür, „jetzt und zukünftig als parteiunabhängiger Bürger persönlich zu kommunalpolitischen Themen Stellung zu beziehen“.

Als überzeugter Christdemokrat werde er sein Parteibuch aber behalten, bekräftigt Nopper auf Nachfrage. Dass mit Felix Kohler der bisherige Schriftführer den Interimsvorsitz übernimmt, freut ihn außerordentlich: „Eine sehr schöne Chance.“

Eine solche sieht auch Ulrike Ebi-Kuhn, Sprecherin der CDU-Fraktion im Gemeinderat. „Wir sind ganz stolz“, sagt sie mit Blick auf Felix Kohler. Trotz seines jungen Alters – er ist erst Anfang 20 – sei Kohler bestens vernetzt „und kennt auch die Parteistrukturen“, lobt Ebi-Kuhn den Interimsvorsitzenden. Was im Kontext des Rücktritts von Michael Nopper passiert ist, „bedauern wir“, ist Ebi-Kuhn diplomatisch. Sie dankt dem zurückgetretenen Vorsitzenden aber für seine geleistete Arbeit – vor allem im Rahmen des jüngsten Kommunalwahlkampfes.

Im Vorstand des CDU-Ortsverbandes will man nun möglichst schnell nach vorne blicken. Zum Rücktritt Michael Noppers wollte sich Beisitzer Paul Kuhn gestern aber nicht äußern.

Weitere Informationen: Den genannten Leserbrief von Michael Nopper veröffentlichen wir in einer unserer nächsten Ausgaben.

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