Grenzach-Wyhlen „Ochsen“-Pläne sollen abspecken

Tim Nagengast
Der neue Eigentümer hat mit dem Wyhlener „Ochsen“ viel vor. Doch die Pläne sind umstritten. Foto: Tim Nagengast

Debatte: Ratsmitglieder finden vorgesehenen Umbau und Erweiterung des Wyhlener Gasthauses zu massiv

Grenzach-Wyhlen - Kino, Tanzsaal, Disko, Rock-Schuppen, Wirtshaus, Spielothek: Der Wyhlener „Ochsen“ hat eine bewegte Geschichte. Inzwischen hat ein Investor das in Teilen denkmalgeschützte Anwesen erworben, um es in Wohnraum umzuwandeln. Dazu soll das frühere Kino aufgestockt werden. Das Vorhaben sei zu massiv, wie der Technische Ausschuss des Gemeinderates am Dienstagabend befand. Das Gremium ruft nun nach einer abgespeckten Variante.

Eines vorweg: Was dem Gremium vorlag, war lediglich eine Bauvoranfrage – noch kein finaler Bauantrag. Die dabei vorgestellten Visualisierungen, die manchem Ausschussmitglied einen Kloß im Hals erzeugten und auch im Dorf kursieren, stellen derzeit nur die Wünsche des Investors, eine Idee, eine Diskussionsgrundlage dar.

Gleichwohl könnte diese de jure so oder so ähnlich Realität werden, wie Bürgermeister Tobias Benz während der langen und intensiven Ausschussdebatte immer wieder anklingen ließ. Denn der Wyhlener „Ochsen“ steht nur teilweise unter Denkmalschutz. Der weist nur das eigentliche Gaststättengebäude an der Ecke Baumgarten- und Rheinfelder Straße als Kulturdenkmal aus. Außerdem liegt das Vorhaben nicht im Geltungsbereich eines Bebauungsplans.

Im Jahre 1785 errichtet und mit markantem, abgewalmten Mansardendach ausgestattet, war das „Ochsen“-Hauptgebäude einst ein positiver Blickfang im historischen Ortskern von Wyhlen. Seit Jahrzehnten aber serbelt der auffällige Bau vor sich hin. Der Sanierungsstau ist unübersehbar. Innen wie außen ist seit Jahrzehnten nicht viel geschehen.

Dass sich nun jemand gefunden hat, der das älteste Wyhlener Gasthaus nicht nur einer neuen Verwendung zuführen, sondern auch die Fassaden erhalten und aufhübschen wolle, sei sehr zu begrüßen, betonte Bürgermeister Benz im Ausschuss.

Gleichwohl bekam er von den Gremiumsmitgliedern (neun Ja- und drei Nein-Stimmen) den Auftrag, mit dem Eigentümer und dessen Architekten zu sprechen und darauf hinzuwirken, die Bauvoranfrage zu modifizieren. Kernforderung ist dabei die Begrenzung des „Ochsen“- Anbaus (ehemaliges Kino) auf nur zwei Voll- und ein Dachgeschoss. Die Pläne des Investors sehen dafür bislang drei Voll- und ein Dachgeschoss vor. Damit würde das alte Kino bis auf Firsthöhe des Haupthauses aufgestockt. „Zu massiv“, wie der Technische Ausschuss mehrheitlich befand.

Nicht geklärt ist auch die Parkplatzfrage. Denn für jede der geplanten 15 Wohneinheiten müsste der „Ochsen“-Eigentümer 1,5 Stellplätze nachweisen. Aufgrund der Abstände, der Dichte der Bebauung, der schwierigen Grundstückszuschnitte und nicht zuletzt wegen der geplanten Dimensionen des Anbaus selbst dürfte dies, so der Tenor im Gremium, wohl kaum umzusetzen sein. Wie die Denkmalbehörde zu am Haupthaus geplanten Dachgauben steht, bleibt ebenfalls noch abzuwarten. „Alleine die Stellplatzfrage wird schon zu Verhandlungen zwingen. Und die Fenster des westlichen Nachbarn können auch nicht einfach zugemauert werden“, stellte Bauamtsleiterin Sabine Schneider klar, dass man noch keine finale Planung diskutiere.

Grundsätzlich sind die Möglichkeiten der Gemeinde Grenzach-Wyhlen, auf das Projekt Einfluss zu nehmen, allerdings nur sehr gering. Bürgermeister Benz betonte, die Umnutzung des historischen Gasthofes in Wohnraum sei zu begrüßen. Denn Wohnraum fehle an allen Ecken und Enden. „Es ist auf jeden Fall positiv, dass sich da etwas tut. Die jetzige Nutzung als Spielstätte ist ja nun wirklich nicht so toll. Aber ich warne vor überzogenen Erwartungen an den Besitzer“, warb Benz für das Bauprojekt.

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