Grenzach-Wyhlen Post sucht neuen Partner in Grenzach

Tim Nagengast
Tilo Levante will Ende Oktober die Grenzacher Postfiliale aufgeben und sich auf seine Kerndienstleistungen konzentrieren. Sein Unternehmen bleibt also bestehen. Foto: zVg

Kündigung: Postsprecher: Versorgung auch mit Bankdienstleistungen bleibt gesichert / Kritik „überrascht“

Grenzach-Wyhlen - Die Deutsche Post AG sichert zu, auch in Zukunft eine Filiale in Grenzach zu betreiben. Dafür sucht sie bereits nach einem neuen Partner, wie Postsprecher Marc Mombauer auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt.

Wie bereits berichtet, hat Agenturbetreiber Tilo Levante seinen Vertrag mit dem Gelben Riesen auf Ende Oktober gekündigt. Als Grund nannte er gegenüber unserer Zeitung die aus seiner Sicht wenig attraktiven Konditionen und Vorgaben, die man ihm mache. Levante hat daher beschlossen, sich ab November auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren.

"In  Grenzach auf jeden Fall weiterhin eine Filiale"

Der Grenzacher Agenturbetreiber hat nach Mombauers Angaben bereits eine Kündigungsbestätigung seitens der Deutschen Post erhalten.

Es werde in Grenzach „auf jeden Fall“ weiterhin eine Filiale geben, stellt der Postsprecher in Aussicht.

Nach der Universaldienstleistungsverordnung für Post- und Fernmeldewesen muss in selbständigen Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern und auch in Ortsteilen mit mehr als 2000 Einwohnern eine stationäre Poststelle betrieben werden – beides trifft auf Grenzach zu. In größeren zusammenhängend bebauten Gebieten muss ebenso gewährleistet sein, dass eine Postfiliale in einer Entfernung von maximal 2000 Metern erreichbar ist, wie Mombauer ergänzt.

Ersatzstandort  auch für Postbank-Dienstleistungen gesucht

Dabei hat er eine gute Nachricht für Grenzacher Kunden der Postbank, die sonst vorübergehend nach Wyhlen „ausweichen“ müssten, wo Petra Schlegel entsprechende Dienstleistungen anbietet. Die Vertriebsleitung sei bereits auf der Suche nach einem geeigneten Ersatzstandort in Grenzach, „der ebenfalls Postbank-Dienstleistungen enthalten soll“.

Damit setzt die Deutsche Post augenscheinlich darauf, bis November auch tatsächlich einen neuen Agenturbetreiber in Grenzach gefunden zu haben. Gelingt ihr dies nämlich nicht, muss sie kraft gesetzlicher Vorgaben selbst eine Filiale betreiben. Beispiele andernorts zeigen aber, dass die Filialen im Eigenbetrieb zumeist nur provisorischen Charakter haben, bis ein neuer „Agenturnehmer“ gefunden ist.

Im Zweifel muss die Post selbst ran

Außerdem halten die Post-Eigenfilialen meist nur ein Grundangebot an Dienstleistungen vor – und keine Bankdienstleistungen.

Des Weiteren haben diese Poststellen im Regelfall nur wenige Stunden pro Tag – oder nicht einmal an jedem Tag – offen. Beispiele dafür in der Region sind aktuell Efringen-Kirchen, Eimeldingen, Schliengen und vor allem Tegernau. In der Kleinwiesental-„Metropole“ hat der Schalter nur eine bis eineinhalb Stunden am Tag geöffnet. Wenn überhaupt.

Doch zurück zur Postagentur Grenzach: Wie Marc Mombauer mitteilt, ist das ehemalige Staatsunternehmen von den Äußerungen Levantes „überrascht“. „Die zuständige Vertriebskollegin versichert, keinerlei Gesprächsanfrage des Filialpartners abgelehnt zu haben“, hält der Postsprecher fest.

Vergütungsmodell aus Festbetrag plus Provision

Zu den Konditionen für Agenturnehmer erklärt er, dass die Vergütung sich jeweils aus einem festen und einem variablen Teil zusammensetze. Mit dem festen Grundbetrag, den die Agenturbetreiber erhalten, könnten diese in jedem Monat rechnen. Darüber hinaus gebe es eine transaktions- und umsatzabhängige Vergütung für einzelne Tätigkeiten. „So erhält ein Partner beispielsweise für die Annahme bereits freigemachter Pakete einen festen Betrag pro Paket. Wird ein Paket in der Filiale freigemacht und eingeliefert, wird die Freimachung nach Umsatz vergütet und zusätzlich die Annahme mit dem festen Betrag“, führt Mombauer weiter aus.

Die Konditionen für den Betrieb würden zwischen Deutscher Post und Vertragspartner vereinbart. In diesem Regelungswerk sei neben dem anzubietenden Produktsortiment sowie Fragen der Vergütung und der Qualität auch verankert, dass die Partnerfiliale in die bestehenden Geschäftsräume des selbständigen Partners integriert wird – so wie in Grenzach bei Tilo Levante.

„Klar ist aber auch, dass das Postgeschäft finanziell nicht das Gesamtgeschäft des Einzelhändlers allein tragen kann. Genau aus diesem wirtschaftlichen Grund hat die Deutsche Post vor Jahrzehnten ihre eigenen „Nur-Post- Standorte“ in Partnerfilialen umgewandelt. So erzielt der Einzelhändler – als Ergänzung zu seinem eigentlichen Geschäft – zusätzliche Einnahmen, sichert gegebenenfalls seinen Standort, bekommt zusätzliche Kunden in sein Geschäft und kann in dieser Anordnung sehr gute Öffnungszeiten anbieten“, führt Marc Mombauer aus. Die Vergütung der Agenturbetreiber ist dem Sprecher der Deutschen Post zufolge „so, dass sie dem Aufwand des Einzelhändlers für das Brief- und Paketgeschäft gerecht wird – nicht mehr, aber auch nicht weniger“.

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