Grenzach-Wyhlen Schräger Name mit Historie

Tim Nagengast

Fasnacht: Wie die Wyhlener Narrenzunft „Rolli-Dudel“ zu ihrem Namen kommt.

Grenzach-Wyhlen - „Dunnerloch-Zotteli“, „Grienloch-Ruäche“ oder „Mühliraideufel“: Nicht wenige Fasnachtscliquen in Wyhlen leiten ihre Namen von historischen Gewann-Bezeichnungen ab. Vereint sind die Gruppen unter dem Dach der Narrenzunft „Rolli-Dudel“. Um die Herkunft dieser seltsam anmutenden Bezeichnung zu klären, muss man etwas tiefer einsteigen.

„Rolli-Dudel“: als Zunftname und auch als Schlachtruf bei den Umzügen ist dieser Begriff aus der Wyhlener Fasnacht nicht wegzudenken. Doch wer wegen des Namens nachhakt, erntet meist Schulterzucken oder stößt auf allerhand Spekulationen.

War „der Rolli-Dudel“ vielleicht eine Sagenfigur oder womöglich ein historisch belegter Wyhlener Dorf-„Süffel“ mit eigenartigem Übernamen? Nichts dergleichen ist richtig.

Der „Rollirain“ als Namensgeber

Wer dem „Rolli-Dudel“ auf die Spur kommen will, zieht am besten einen Experten zurate: Erhard Richter. In seiner im Jahr 1962 im Freiburger Eberhard-Albert-Verlag erschienenen Dissertation „Die Flurnamen von Wyhlen und Grenzach“ führt der Heimathistoriker und Ehrenbürger auf Seite 143 einen „Rollirain“ auf. Gemeint ist der Rain oberhalb der „Hintergasse“ neben den „Hofäckern“ nahe dem Kloster Himmelspforte.

Der „Rollirain“ wird laut Richter erstmals 1712 als „dess Rollen Reihn“, im Jahr 1790 dann im Zusammenhang mit Reben am „rolly rhein“ erwähnt. In seinem Buch „Beiträge zur Geschichte von Grenzach-Wyhlen und Umgebung, Band 2“ (Verlag Uehlin, Schopfheim, 2011), schreibt Richter ferner, dass anno 1811 ein Güterverzeichnis erwähnt wird, laut dem es in Wyhlen einstmals ein „Rollen Guth“ gegeben habe. Die letzten schriftlichen Belege lauten laut Richter auf „Garten hinter den Häusern bei dem Rollen Rhei“ (1824) und „Wald und Rhein am Rollirein“ (1838).

Doch warum „Rolli“? Laut letzgenanntem Buch steckt der einstige Wyhlener Familienname Roll dahinter. Dieses Geschlecht wird, schreibt der Geschichtskenner, in einer auf 1570 datierten Basler Urkunde fassbar, als in Wyhlen eine aus Bettingen stammende Anna Roll erwähnt wird. Weiter werden in den Jahren 1605, 1607 und 1608 in Wyhlen die Kinder des Ehepaars Ulin Keller und Elsbeth Roll getauft. Mit Bezug auf Volkmar Schappachers „Ortsfamilienbuch Wyhlen mit Rührberg“, Basel 2008, ergänzt Richter, dass das Geschlecht anno 1659 mit Catharina Roll wieder erloschen sei.

„Gedudelt“ und dabei einen gezwitschert

Doch kein „Rolli“ ohne „Dudel“. Richter zufolge hat man sich nach Angaben älterer Wyhlener früher an Sonn- und Feiertagen gerne am „Rollirain“ getroffen und „gedudelt“, also „eintönige“ Musik gemacht. Dabei soll der eine oder andere Zeitgenosse auch über den Durst getrunken haben und den Hang hinabgerollt sein. Schon war der „Rolli-Dudel“ geboren.

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