Grenzach-Wyhlen Sein profundes Wissen nimmt er mit

Manfred Herbertz
Rudolf Schartel, stellvertretender Bauamtsleiter, schließt am heutigen Freitag zum letzten Mal seine Bürotür auf. Foto: Manfred Herbertz

Rente: Rudolf Schartel, stellvertretender Bauamtsleiter in Grenzach-Wyhlen, hat seinen letzten Arbeitstag

Grenzach-Wyhlen - „Schade, dass es mit einem Nachfolger nicht rechtzeitig geklappt hat“, sagt Rudolf Schartel. Der stellvertretene Bauamtsleiter der Gemeinde Grenzach-Wyhlen geht Ende des Monats offiziell in den Ruhestand. Seinen letzten Arbeitstag hat er am heutigen Freitag.

„Ich gehe mit einem guten Gefühl“, sagt Schartel, der an unzähligen Bauprojekten – ob Hoch- oder Tiefbau – in der Kommune mitgewirkt hat. Aber er bedauert sehr, dass es keine längere Übergangszeit mit einem Nachfolger gegeben hat.

Zwar hatte die Gemeinde im vergangenen Jahr mit der Suche nach einem neuen stellvertretenden Bauamtsleiter begonnen, doch etliche Ausschreibungen seien vergebens gewesen. Erst mit Hilfe eines „Headhunters“ habe sich eine vielversprechende Bewerbung ergeben, weiß Schartel.

Die gewünschte lange Einarbeitungszeit jedoch fällt flach. „Das Wissen nehme ich mit“, weiß Schartel. Ein potenzieller Nachfolger werde sich jetzt alles anhand der Akten und Verträgen aneignen müssen.

„Habt ihr nicht einen erfahrenen Bauingenieur übrig?“

Rudolf Schartel ist im Jahr 2003 zur Gemeinde Grenzach-Wyhlen gekommen und hat seitdem die Stelle des stellvertretenden Bauamtsleiters inne.

Eher zufällig landete er dabei im öffentlichen Dienst, denn zu dieser Zeit herrschte ein großes Unternehmenssterben in der Baubranche. „Die Baufirmen standen damals in einem ruinösen Wettbewerb“, erinnert sich Schartel, „das hat nicht jeder überlebt.“  Auch sein damaliger Arbeitgeber nicht. Dieser war vom damaligen Grenzach-Wyhlener Bürgermeister Jörg Lutz gefragt worden: „Habt ihr nicht einen erfahrenen Bauingenieur übrig?“ Kurze Zeit später wurde der Arbeitsvertrag unterzeichnet.

Vom gelernten Maurer zum Bauingenieur (FH)

Rudolf Schartel wurde in Neustadt im Schwarzwald geboren, besuchte dort die Volksschule, und nach der Mittleren Reife absolvierte er eine klassische Maurerlehre. Auf dem zweiten Bildungsweg schrieb er sich an der Fachhochschule Konstanz ein, wo er 1981 den Studiengang zum Bauingenieur (FH) erfolgreich abschloss.

Die Zeit zwischen Wehrdienst und Studium überbrückte er als Maurer, wo er als verantwortlicher Polier einen Flügel des neuen Neustädter Krankenhauses erbauen durfte. Es folgten einige Stationen bei namhaften Baufirmen in der Regio. Eine solche aus Karlsruhe wollte ihn schließlich zum Chef ihrer Lörracher Niederlassung machen, doch daraus wurde nichts mehr, weil das Unternehmen in die Insolvenz ging. So kam Schartel zu einem Bauträger nach Grenzach-Wyhlen, bevor er seine Stelle bei der Gemeinde antrat.

Etliche Bauprojekte tragen Schartels Handschrift

Zahlreiche Bauprojekte in der Kommune tragen Schartels Handschrift. „Ich bin zwar im Tiefbau ausgebildet worden, doch habe ich mir im Laufe der Jahre intensive Kenntnisse im Hochbau angeeignet“, sagt er nicht ohne Stolz. Wichtige Projekte hat Schartel mit auf den Weg gebracht. Die Rad- und Fußgänger-Unterführung am Hörnle hat er – so wie sie heute dasteht – geplant, auch die Rheinstraße und die Straßenbrücken über die Solvaystraße am Bahnhof Wyhlen hat er verantwortet.

Den Ausbau und die Aufstockung des Mitte der 1970er Jahre erstellten Schulzentrums hat Schartel ebenfalls maßgeblich mitbegleitet. Damals sei sogar eine Entscheidung über Ausbau oder gar Abriss und Neubau angestanden, erinnert er sich. Das Kinderhaus in Wyhlen hat er ebenso gebaut wie den Umbau der Hebelschule zum Kindergarten verantwortet.

Vorschriften lassen heute kaum noch Spielraum

Bei all den Bauprojekten sei kein großer Spielraum für Kreativität gewesen. „Es wurde von vielen Seiten reingedrückt“, dennoch habe man, wo möglich, auch bei der Gestaltung den Spielraum genutzt, sagt der scheidende stellvertretende Bauamtsleiter.

Großprojekte stünden heute unter großem Druck, betont der Bauingenieur. Eine Vielzahl von Vorschriften gebe ein immer engeres Korsett vor. „Spielraum gibt es da fast keinen mehr“, sagt Schartel, der sich jetzt auf den neuen Lebensabschnitt freut.

Modelleisenbahn als großes Hobby

„Erst mal die Füße hochlegen“, lacht er, um gleich einzuschränken, da sei ein großes Haus mit großem Garten. Mit seiner Familie möchte er viel unternehmen. Und da ist auch noch seine geliebte Modelleisenbahn. „Ich bin überzeugter Modelleisenbahner“, erzählt Schartel, der in seinem Haus sogar ein eigenes Eisenbahnzimmer hat. „Es wartet viel Arbeit auf mich“, sagt er, denn er möchte die Anlage komplett digital steuern. „Da ist noch mancher Schaltkreis zu programmieren.“ Ab morgen hat Rudolf Schartel dazu viel Zeit.

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