Grenzach-Wyhlen Sitzenbleiben, anlehnen und genießen

Jürgen Scharf

Autokino: Vielversprechender Auftakt im Wyhlener „Fallberg“ / Familienfilme und auch schwerere Kost

Grenzach-Wyhlen - Mit dem Auto vorfahren, eingewiesen werden, einparken, die Frequenz im Autoradio auf 100,8 einstellen – und los geht das besondere Kino-Erlebnis in Corona-Zeiten: Autokino in Grenzach-Wyhlen.

Nicht Stoßstange an Stoßstange, sondern im vorgeschriebenen Sicherheitsabstand standen am Freitag ungefähr 40 Autos auf dem Parkplatz der Boulderhalle „LöBloc“ im Wyhlener Gewerbegebiet „Fallberg“, auf einem Logenplatz mit freiem Blick auf die 30 Quadratmeter große Leinwand.

Vor jeder Vorstellung werden die Zuschauer in einer Videobotschaft von Bürgermeister Tobias Benz begrüßt, der den Besuchern in diesen „außergewöhnlichen entbehrungsreichen Zeiten“ ein paar schöne Stunden wünscht, aber getrennt durch Autoscheiben.

Veranstalter Oliver Risch von der Agentur Risch Event, der mit Maske am Eingangstor steht, wo die Tickets durch die geschlossenen Fensterscheiben eingescannt werden, freute sich, dass die Doppelgemeinde dieses erste temporäre Autokino ebenso unterstützt hat wie die Betreiber der Kletterhalle und alles reibungs- und kontaktlos ablief. „Bestenfalls sollen die Leute nicht aussteigen“, so Risch, „wir haben Personal, das schaut, dass die Vorgaben eingehalten werden.“

Bei der Premiere war der Rheinfelder Kinobetreiber Bernd Gschöpf vor Ort. Gschöpf, der fast 30 Jahre Erfahrung mit Open-Air-Kino hat, wählte ein Dutzend Filme auf DVD und Blue Ray aus, die großteils schon bei ihm im Kino „Rheinflimmern“ gelaufen sind. Sein Programm für die 23 Vorstellungen ist auf ein breites Publikum und alle Altersklassen zugeschnitten: nachmittags etwas für Kinder, abends ambitionierte Filme.

Es sind keine amerikanischen Blockbuster, sondern Filme für die ganze Familie wie die Computeranimationen „Ratatouille“, „König der Löwen“ und „Eiskönigin 2“ oder der Fantasy-Abenteuerfilm „Pokémon“. Aber auch oscarprämierte Streifen wie „Parasite“, der die wichtigsten Preise abgeräumt hat und in Wyhlen als Erstes ausverkauft war, sowie der Thriller „Joker“ stehen auf dem abwechslungsreichen Spielplan. Ebenso „Lindenberg“, ein Film über das Leben des Rock-Idols, die verfilmte Hape-Kerkeling-Biografie „Der Junge muss an die frische Luft“ oder „Bohemian Rhapsody“ über Queen-Sänger Freddie Mercury.

Präsentiert werden die Filme in einer aufwändigen modernen Technik auf einer LED-Leinwand, auf der Filme auch bei Tageslicht gezeigt werden können. Zuständig für die Kinotechnik ist Philipp Schuler von Tec-Zone Veranstaltungstechnik aus Staufen. Von außen ist kein Ton zu hören, alles läuft über das Autoradio, so dass es keine Ruhestörung auf dem Platz gibt. Die Veranstalter können auch, falls mal eine Autobatterie schwächelt, Starthilfe geben.

Das Autokino, das in den 1930er Jahren in den USA aufkam und in den 1950er und 60er Jahren Kultstatus erreichte, erlebt in Corona-Zeiten auch am Hochrhein ein Revival – als Alternative für abgesagte Veranstaltungen, beliebte Open-Air-Kinos und fehlende herkömmliche Kinobesuche.

Es ist tatsächlich ein anderes Kinogefühl, wenn man sich auf dem Autositz zurücklehnt und den Charme des Kinosounds aus dem Autoradio holt. Beim Auftaktfilm „Ratatouille“ sitzen viele Kinder hinter den Autoscheiben, dürfen auch mal auf den Fahrersitz, knabbern Snacks, und verfolgen gebannt die Abenteuer der Wanderratte Rémy, die in einem Pariser Gourmetlokal aus dem Kochtopf springt, den Kochlöffel schwingt und um ein Haar im Backofen landet. Am regnerischen Eröffnungstag muss öfters mal der Scheibenwischer eingeschaltet werden, um freie Sicht auf den tierischen Helden zu haben. Da nehmen die Eltern gern in Kauf, dass einige Popcorn-Krümel unterm Sitz landen.

Weitere Informationen: Das Autokino in Wyhlen läuft noch bis zum 10. Mai. Tickets gibt es im Netz unter www.kino-rheinfelden.de.

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