^ Grenzach-Wyhlen: Spätestens am 31. März ist Schluss - Grenzach-Wyhlen - Verlagshaus Jaumann

Grenzach-Wyhlen Spätestens am 31. März ist Schluss

Rolf Rombach
Müssen sich in März voneinander verabschieden: Pächter Bernd Wendle und seine Stammkunden Michael Braun, Lars Müller und Alex Binz (von links). Foto: Rolf Rombach

Mehr als fünf Jahre bewirtschaftete Bernd Wendle das Wyhlener Bahnhofskiosk. Corona und der Umbau hinterließen Spuren, die den Abschied nun beschleunigten.

Es ist Samstagmorgen. Das Wetter bleibt trocken. Obwohl heute kaum jemand mit dem Zug zur Arbeit fährt, herrscht Hochbetrieb in Bernds Bahnhofsbude. „Heute ist Lotto-Tag“, erklärt Pächter Bernd Wendle.

Seit November 2018 betreibt er den Kiosk „3B“ am Wyhlener Bahnhof. Dieser ist aktuell auch die einzige Lotto-Annahmestelle des Ortsteils. In der Ecke unterhalten sich drei Männer bei Kaffee und Bier am Stehtisch. Ein junger Mann kommt rein und erkundigt sich, wann der nächste Zug fährt. Wendle erklärt ihm auf Englisch den Fahrplan, ehe der nächste Kunde mit seinem Lottoschein kommt. Mit vielen Menschen ist „Bernd“ per Du in der Bude. Entsprechend bedauern die Stammkunden, dass Wendle eigentlich schon zum Jahresende den Job an den Nagel hängen wollte.

Nachfolge-Suche läuft

„Spätestens am 31. März ist aber definitiv Schluss“, korrigiert er. So lange läuft der aktuelle Vertrag noch. Ein vorzeitiger Pächterwechsel scheint trotz einiger Gespräche mit Interessenten und der intensiven Suche durch die Wirtschaftsförderung der Gemeinde derzeit aussichtslos.

Zahlreiche Klatschblätter, Fernsehprogramm-Hefte, aber auch der aktuelle Asterix-Band liegen in der Auslage. Dazu die in einem Kiosk obligatorischen Süßigkeiten, Getränke und Tabakwaren. Die Kunden sind meistens Besucher auf kurze Zeit, sie trinken ihr Feierabendbier oder ihren Morgenkaffee am Stehtisch in der Ecke oder im Sommer auch direkt vor der Bude. Unter dem Sonnenschirm am Parkplatz lassen die zehn bis 15 Stammkunden in durchgehend wechselnder Zusammensetzung den Tag oder die Woche Revue passieren. Entweder arbeiten sie außerhalb und nutzen die Bahn als Berufspendler, oder sie kommen mit dem Zug zur Arbeit in Wyhlen.

„Das ist hier ein Treffpunkt für Jung und Alt“, berichtet Michael Braun. „Das hat sich bei vielen von uns so eingebürgert.“ Dem schließt sich Lars Müller aus Schwörstadt an: „Ich bin fast täglich hier nach der Arbeit. Höhepunkte? Wir haben es jeden Tag lustig hier!“ Entsprechend hoffen die beiden, dass es einen nahtlosen Übergang geben wird.

Mehrere Faktoren

Doch diese Idylle des Kult-Orts-Kiosks trügt. An manchen Tagen vergeht viel Zeit zwischen den Kunden. Gleich zwei kleine Katastrophen kamen in den fünf Jahren für Bernd Wendle zusammen: Erst war wegen der Corona-Einschränkungen der Verkauf eingeschränkt und allgemein wenig los. Dann folgte der temporäre Umzug in einen Container, weil die Sanierung des Gebäudes geplant war. Statt vier waren es dann 13 Monate. Wegen technischer Probleme funktionierte das Lottogeschäft nicht – eine wichtige finanzielle Säule brach damit zusätzlich weg.

Daher zog Wendle nun die Reißleine. „Ich muss noch ein Jahr arbeiten. Das mache ich dann wieder in meinem alten Beruf als Fahrzeuglackierer.“ Bis dahin hofft er, dass kein Bahnstreik für zusätzliche Verluste sorgen wird, zumal der Winter allgemein schlecht für das Geschäft sei. „Das Ende lassen wir noch offen.“

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