Grenzach-Wyhlen Vom Tagebau zum Geotop

Rolf Rombach
Referentin Irene Blaha (zweite von links) erläuterte im Geotop die Entstehung der Erdschichten, welche bis vor wenigen Jahrzehnten für die Kiesgewinnung südöstlich von Wyhlen abgegraben wurden. Foto: Rolf Rombach

Eine besondere Führung von Bund und Verein für Heimatgeschichte in der ehemaligen Kiesgrube bei Wyhlen erlaubt Einblicke in die Dimensionen des Materialabbaus auf und was daraus gemacht wurde.

Das Biotop und Geotop rund um den südlichsten Punkt Baden-Württembergs, um welche sich seit Jahrzehnten vor allem die BUND-Ortsgruppe Grenzach-Wyhlen kümmert, sind nur zwei von einigen Hinterlassenschaften des Kiesabbaus im Wyhlener Südosten. Dies und die Herkunftsgeschichte erläuterte BUND-Vorsitzende Irene Blaha bei einer besonderen Führung am Samstag in Kooperation mit dem Verein für Heimatgeschichte. Eine große Zahl interessierter Zuhörer wanderte mit und erfuhr dabei allerhand Neues.

Vom Wyhlener Tagebau bleibt wertvolle Natur

Anhand der Abbruchkanten entlang der Gewerbestraße wird schnell deutlich: Hier war einst ein Tagebau im großen Stil. Zwischen rund acht und zehn Metern Kies wurde hier über Jahrzehnte abgebaut. Am Geotop, unweit des Pferdehofs in Verlängerung des Langetränkewegs, sind die verschiedenen Schichten noch gut zu erkennen, die einst durch die Eiszeit entstanden.

„Ein Starkregenereignis sorgte einst sogar für eine Aufspülung von 30 bis 40 Zentimetern innerhalb weniger Tage und Wochen“, berichtet Blaha. Die weiteren Ebenen sind Ablagerungen des Rheins aus vielen Jahrtausenden, gut erkennbar an den abgerundeten Formen. Entsprechend sind unzählige Stein- und Geröllsorten – teilweise tonnenschwer – auf dem Areal zu finden.

„Wenn man geduldig wäscht, könnte man vielleicht sogar Gold aus den Alpen finden“, scherzt Blaha und ergänzt, dass auch noch heute der Rhein viel Geröll transportieren würde, gäbe es da nicht die Barrieren in Form der Wasserkraftwerke. Weitere Informationen zum Geotop findet man auf Tafeln, die der BUND vor vielen Jahren in Kooperation mit dem Verein für Heimatgeschichte aufgestellt hat.

Einer blieb standhaft, sein Haus steht noch immer

Das Abbaugebiet maß einst rund 400 Meter in der Nord-Süd-Ausdehnung und knapp 800 Meter auf der Ost-West-Achse. Nur ein einziger Hausbesitzer hatte sich seinerzeit gegen den Verkauf von Haus und Land gewehrt, weshalb das Anwesen bis heute existiert. Es steht versteckt hinter dichten Bäumen, isoliert auf einer vermeintlichen Anhöhe. Doch diese Anhöhe war einst das reguläre Bodenniveau, wie Blaha ausführt.

In den 1990er-Jahren begann der BUND mit der Abbaufirma die Renaturierungsmaßnahmen zu verhandeln. Erste Beteiligungsmaßnahmen endeten dann 2005 mit der abschließenden Übergabe des heute als Biotop bekannten Abschnitts der Kiesgrube an den Bund, der seither mit eigenen Aktionen sowie Projektpartnern rund um den Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten in dem abgegrenzten Bereich tätig ist.

Tiere aussetzen kann eine Straftat sein

Ihr Unverständnis äußerte Blaha über die Tatsache, dass immer wieder Tiere im Biotop ausgesetzt würden. Sogar ein amerikanischer Wels wurde kürzlich neben unzähligen Goldfischen und Schildkröten entdeckt. Dies könne sogar als Straftat oder, im milderen Fall, als Ordnungswidrigkeit gewertet werden.

Rheinbruch rettete Sedimente

Am südlichsten Punkt angekommen erläuterte Irene Blaha die Bedeutung des Rheinbruchs für die Hinterlassenschaften der Eiszeit. Durch die Absenkung wurden die Sedimente – anders als im Schwarzwald – nicht durch die Witterung abgetragen. Ähnlich sei dies bei den zum Rhein parallel verlaufenden Tälern und Graben des Dinkelbergs.

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