Grenzach-Wyhlen Vorsicht beim Joggen am „Schacht“

Tim Nagengast
Wenn sie ihren Nachwuchs in Gefahr wähnen, können Mäusebussarde auch gegenüber Menschen renitent werden. Foto: Die Oberbadische

Angriff: Bussard attackiert Läufer auf der Südstraße in Wyhlen / Ähnlich gelagerter Fall wie im Vorjahr

Grenzach-Wyhlen - Ein Bussard hat am Sonntagmittag auf der Südstraße einen Jogger am Kopf attackiert. Der Vorfall geschah nach Angaben des Betroffenen im Abschnitt zwischen den Firmen Baustoff-Recycling und Holcim. Dies ist nicht der erste Fall in diesem Bereich. Der BUND rät zu umsichtigem Verhalten.

BUND rät zu umsichtigem Verhalten

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte es in der Nähe einen gleichartigen Vorfall gegeben. Auch damals war ein Jogger von einem Raubvogel angegriffen worden. War es womöglich dasselbe Tier? Es könnte tatsächlich sein.

Wie Boris Krause, Nabu-Vertreter in Grenzach-Wyhlen und Mitglied des BUND-Vorstandes, im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet, gibt es tatsächlich zumindest ein Mäusebussard-Pärchen, welches im Bereich von Südstraße und „Schacht“ nistet. Krause rät Sportlern daher zu umsichtigem Verhalten. Doch warum wird der eine Jogger angegriffen und all die anderen, die dort tagtäglich vorbeilaufen, nicht?

„Typisches Raubtiergehabe“ wird womöglich mit Attacke beantwortet

Krause hat da eine auf eigenen Erfahrungen beruhende Theorie: „Es gibt Jogger, die rennen stur geradeaus und starr auf etwas zu. Zum Beispiel unbewusst in Richtung eines Baumes, auf dem Bussarde nisten. Diese Jogger schauen weder rechts noch links und haben oft auch noch Kopfhörer auf.“ Dieses „starre Verhalten“ sei allerdings „typisches Raubtiergehabe“ und werde daher von den Bussarden, die ihre Brut gefährdet sähen, auch so interpretiert. Die Folge: Warnschreie des Vogels, welche man mit Kopfhörer aber nicht mitbekomme, und dann eine Attacke.

Familienausflüge und spazierende Gruppen nie angegriffen

Schaue ein Jogger dagegen beim Laufen auch einmal nach rechts oder links, hinterlasse dies bei den genannten Raubvögeln offenbar einen weniger gefährlichen Eindruck, vermutet das BUND-Vorstandsmitglied. „Denn Familienausflüge und Gruppen, die gemütlich spazieren gehen, werden nie angegriffen. So etwas habe ich zumindest noch nie gehört. Es trifft immer nur Jogger“, nennt Krause einen weiteren Aspekt zur Untermauerung seiner Theorie.

Die Tatsache, dass Bussarde ihre Brut verteidigten, sei im Grunde „relativ normal“. Krause hat nach eigenem Bekunden schon mehrfach die Probe aufs Exempel gemacht und ist im genannten Bereich bei Wyhlen am Rhein entlanggelaufen – zur Sicherheit mit einem Fahrradhelm auf dem Kopf. „Und nichts passierte. Ich habe es nie geschafft, angegriffen zu werden“, sagt er.

Bereich meiden? "Nicht nötig"

Soll man den Bereich zwischen Südstraße, „Schacht“ und Rheinufer in der nächsten Zeit am besten gänzlich meiden? „Das ist nicht nötig“, bekräftigt der engagierte Naturschützer, der jedoch zu einer gewissen Umsicht rät. „Einfach nicht stur und mit starr nach vorne gerichtetem Blick auf etwas zurennen“, sagt Krause, „dann sollte eigentlich nichts passieren.“

Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, sollte nach Ansicht von Krauses Vorstandskollegin Irene Blaha derzeit lieber woanders joggen und im Bereich des Wyhlener Rheinufers besser nur spazieren gehen.

Die bewachte Brut dürfte bald flügge werden

Allzu lange dürfte die potenzielle Gefahr allerdings nicht mehr fortbestehen. Grund: Bussarde – die zwar nicht vom Aussterben bedroht, aber dennoch geschützt sind – legen normalerweise zwischen März und April ihre Eier und brüten diese etwa einen Monat lang aus. Nach rund 40 Tagen verlässt die Brut dann das Nest.

Boris Krause geht daher davon aus, „dass sich das Thema in einer oder zwei Wochen erledigt hat“. Denn dann sollte der Flattermänner-Nachwuchs flügge geworden sein. Die fürsorglichen Eltern seien dann zumeist wieder weniger auf Krawall gebürstet.

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