Grenzach-Wyhlen "Vorzeigeprojekt" der Energiewende

Tim Nagengast

„Power-to-Gas“: Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut weiht Anlage zur Wasserstofferzeugung ein.

Grenzach-Wyhlen - „Leuchtturm“, „Wegbereiter“, „Maßstäbe setzend“: Mit viel Lob von allen Seiten ist gestern Vormittag die Anlage zur Wasserstoff-Elektrolyse („Power-to-Gas“, „P2G“) auf dem Wyhlener Kraftwerksgelände eingeweiht worden. Ehrengast war die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Betreiber Energiedienst (ED) will die Anlage im kommenden Frühjahr in Betrieb nehmen.

Mit der Einweihung der „P2G“-Anlage will sich ED mit mehreren Partnern – darunter das Zentrum für Sonnenenergie - und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg (ZSW) – im Zuge der Energiewende einerseits breiter aufstellen und neue Geschäftsfelder erschließen, andererseits aber auch ein Signal setzen, wie es beim Festakt hieß. Der Gedanke dahinter: Wasserstoff werde als Energieträger der Zukunft eine Schlüsselrolle zukommen. So biete er am Beispiel der Wyhlener Anlage die Möglichkeit, die vom Flusskraftwerk im Rhein permanent erzeugte grüne Energie zu speichern – dies eben in Form von durch Elektrolyse gebildetem Wasserstoff, mit dem beispielsweise Brennstoffzellen-Autos angetrieben werden können. Zwei Exemplare standen gestern zur Besichtigung bereit.

Speicherung von Energie in anderer Form

Der „Bahnhof“ zur Einweihung der von innen wie außen unspektakulär erscheinenden Wasserstofferzeugungsanlage war groß. Gekommen waren unter anderem Landrätin Marion Dammann, Vertreter des Kreistags, Gemeinderäte aus Grenzach-Wyhlen, Mitglieder der Verwaltung, Partnerfirmen und Bundestagsabgeordneter Christoph Hoffmann (FDP). Sein CDU-Kollege Armin Schuster hatte aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen. Wichtigster Gast aber war die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut.

Die CDU-Politikerin sprach sich bei der Bewältigung des Wandels im Zuge der Energiewende für eine „technologieoffene Herangehensweise“ aus. Es gelte, ein Nebeneinander von klassischen, benzingetriebenen Fahrzeugen mit Hybrid-, Elektro- und Brennstoffzellenautos zuzulassen. Zugleich müsse sichergestellt bleiben, dass die Energieversorgung sicher, aber auch bezahlbar bleibe, forderte die Ministerin.

Die Einweihung der „P2G“-Anlage sei ein besonderer Moment für sie, gehe doch dadurch vom Landkreis Lörrach eine Signalwirkung aus. Die Firma Energiedienst zeige, „dass Power-to-Gas keine Technologie im Labor ist“, sondern Realität. Zugleich dankte Hoffmeister-Kraut dem Unternehmen für den „Mut und die Entschlossenheit, in neue Energien zu investieren“. Die Anlage in Wyhlen sei ein „Wegbereiter“, denn Brennstoffzellentechnologie sei „ein Meilenstein“. Die reine E-Mobilität ist aus Sicht der Ministerin nur ein Schritt, quasi eine Sprosse auf der Leiter.

Ohne Landeszuschüsse so nicht realisierbar

Dass ED den von der Ministerin genannten Mut zum Bau der Anlage in Wyhlen aufbringt, hat aber auch mit Geld zu tun. Denn die sechs Millionen Euro teure Anlage wird vom Land Baden-Württemberg als groß angelegtes Forschungsprojekt mit 4,5 Millionen Euro gefördert. Ohne diese Summe könnte das Projekt so nicht realisiert werden, betonte Martin Steiger, Vorsitzende der Geschäftsleitung der ED-Holding. Bisher, so Hoffmeister-Kraut weiter, habe Wasserstofftechnologie eher ein Nischendasein geführt. Dass sie in Grenzach-Wyhlen künftig im industriellen Maßstab erzeugt werde, sei ein Novum. Hoffmeister-Kraut: „Ich bin gespannt, was hier vor Ort noch alles entsteht.“

Noch euphorischer äußerte sich Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW: „Das hier ist weit mehr als ein Projekt, es ist ein wichtiger Baustein der Energiewende.“

Diesen Ball griff Martin Steiger auf. Er sprach von dem „Tag der erneuerbaren Energie“. ED habe sich hohe Ziele gesteckt, die ohne die Sektorenkopplung nicht erreichbar wären. „Gemeinsam mit dem ZSW bereiten wir uns auf das Energiesystem der Zukunft vor“, hielt Steiger fest.

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