Grenzach-Wyhlen Wärmeplanung bleibt reine Theorie

Tim Nagengast
Schon heute gibt es hochmoderne Möglichkeiten, um den eigenen Wärme- und Energieverbrauch zu optimieren. Dazu gehören PV-Anlagen mit Speichern, die mit dem eigenen Smartphone kontrolliert und gesteuert werden können. Foto: Tim Nagengast

In Zusammenarbeit mit dem Landkreis Lörrach hat die Gemeinde Grenzach-Wyhlen ein Konzept zur kommunalen Wärmeplanung erstellen lassen. Diese bleibt zunächst aber reine Theorie, denn es gibt weder Geld noch Investoren.

Müsste, hätte, sollte, könnte: Wer über kommunale Wärmeplanung mit dem mittelfristigen Ziel der Klimaneutralität spricht, stolpert permanent über Konjunktive. Denn Ideen gibt es zwar reichlich – und technisch umsetzbare und ebenso effiziente Möglichkeiten inzwischen auch. Doch nicht jeder „Betroffene“ kann das, was theoretisch möglich wäre zur Optimierung des eigenen Energie- und/oder Wärmebedarfs, auch entsprechend umsetzen.

Vorerst Theorie

Insofern bleibt auch die kommunale Wärmeplanung, die der Kreis Lörrach unter Beteiligung von unter anderem Grenzach-Wyhlen erstellen ließ, zumindest derzeit noch nicht viel mehr als ein aussagekräftiges Stück Papier.

Diese Einsicht herrschte jüngst auch im Grenzach-Wyhlener Gemeinderat vor, als die im Bauamt tätige Sanierungsmanagerin Christine Wegner-Sänger dem Gremium die Ergebnisse der Wärmeplanung präsentierte. Derzeit befassen sich die meisten Gremien im Landkreis Lörrach damit, denn der Kreis hatte die interkommunale Wärmeplanung in Kooperation mit allen 35 Städten und Gemeinde erstellen lassen. Dies senkte die Kosten insgesamt. Die für Grenzach-Wyhlen anfallenden Summe von 10 000 Euro wurde über einen Landeszuschuss gedeckt, wie Wegner-Sänger vorrechnete: „Für 10 000 Euro hätten wir selbst so eine Wärmeplanung gar nicht hinbekommen.“

Ziel der Planung ist eine klimaneutrale kommunale Wärmeversorgung bis zum Jahr 2040 , was jedoch keine Gemeinde für sich alleine bewerkstelligen kann.

Viel Potenzial

Die Ergebnisse für Grenzach-Wyhlen sind indes eindeutig. Laut Wegner-Sänger wird das Potenzial der erneuerbaren Energien in der Doppelgemeinde bisher kaum genutzt. „Da muss was gehen“, sagte die Sanierungsmanagerin. Noch immer kämen in Grenzach-Wyhlen ganz überwiegend fossile Energieträger zum Einsatz.

Jedoch ist, wie aus den Planungsdaten hervorgeht, die Zeit jetzt reif, Wärmenetze zu entwickeln, weil die bestehenden Heizungsanlagen dementsprechend alt sind. In Grenzach übrigens noch stärker als in Wyhlen .

Potenzial in Grenzach

In Grenzach ist laut Planung besonders das Gebiet um die zukünftige Neue Mitte herum sehr gut geeignet, um dort ein Wärmenetz aufzubauen. Grund dafür sei die umliegende hohe „Wärmelinien-Dichte“. Diese Aussage deckt sich dabei mit dem Quartierskonzept um die Neue Mitte Grenzach und den Planungen für das Wärmenetz durch Energiedienst.

Potenzial in Wyhlen

In Wyhlen wurden zwei Eignungsgebiete ermittelt. Diese liegen um die großen öffentlichen Gebäude, die als Anker für ein kleinteiliges „Contracting“-Wärmenetz dienen könnten. Neben dem Kappellenbach wurde gemäß Gestattungsvertrag das Engeltal auf Wunsch von Mehrfamilieneigentümern an Energiedienst gegeben. Bürgermeister Tobias Benz könnte sich hier eine Erweiterung des Nahwärmenetzes in Richtung Engeltal vorstellen

Abwärmenutzung erweitern

Ganz großes Potenzial bietet die Abwärmeauskopplung bei DSM in Grenzach, aber auch bei Evonik in Rheinfelden. Eine Machbarkeitsstudie von Energiedienst ermittelt gerade das Potenzial, von Rheinfelden nach Wyhlen in Verbindung mit Kapellenbach-Ost und den Energieprojekten rund um das Kraftwerk in Wyhlen eine Verbindungswärmeleitung zu erstellen, die mit einer Stichleitung plus Übergabepunkten das Gebiet von Wyhlen bedienen und via Grenzach dem Wärmenetz bis zum Hörnli führen könnte. Der Landkreis will hier ein Verbundprojekt von Rheinfelden über Grenzach-Wyhlen – via Riehen – nach Weil und Lörrach aufstellen. Hier führt der Landkreis derzeit Gespräche, um einen Förderantrag für eine Machbarkeitsstudie zu stellen.

Weiteres Vorgehen

Bürgermeister Benz will zunächst den Fokus auf die beiden bereits bestehenden Nahwärmenetze legen lassen. Kommunale Gebäude wie das Haus der Begegnung und die Zielmattenhalle werden ja bereits mit heißem Dampf von DSM versorgt. Hier sieht Benz noch großes Erweiterungspotenzial – unter anderem in Richtung Emilienpark, der noch ein altes Blockheizkraftwerk betreibt.

Benz zufolge sollen so sukzessive „Inseln“ entstehen, die sowohl inner- als auch interkommunal schrittweise miteinander koppelbar wären. „Aber dazu muss sich die Förderkulisse von Bund und Land verbessern“, legte der Rathauschef im Gemeinderat nach, „denn ein Nahwärmenetz kann keine Kommune alleine finanzieren.“ Die große Politik dürfe mit Blick auf die ambitionierten Klimaziele nicht nur „Sonntagsreden halten“. Grenzach-Wyhlen biete jedenfalls sehr gute Voraussetzungen, um diese Ziele tatsächlich zu erreichen. „Aber es gibt eben keine Investoren, die von sich aus kommen und sagen: So, ich baue hier jetzt ein Nahwärmenetz“, warnte Benz vor allzu großen Hoffnungen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading