Wenn ab Montag Mitarbeiter der Firma „GGH Solutions in Geosciences“ aus Freiburg anrücken, um zwei Wochen lang eine sogenannte geophysikalische Prospektion im Planbereich des zukünftigen Gewerbegebietes Fallberg-Nord vorzunehmen, wird Greiner sein Handy immer in Griffweite haben. „Es wäre ein Wunder, wenn da nichts gefunden würde.“
Denn die 1984 nach den Vorarbeiten durch Richters Arbeitsgruppe von Mitarbeitern des Landesdenkmalamtes freigelegten Grundmauern könnten nach Einschätzung von Gerhard Fingerlin (1937 bis 2016) zu einem römischen Ökonomiegebäude gehört haben. Hatte der frühere Leiter des Referates Bodendenkmalpflege beim Landesdenkmalamt Baden-Württemberg im Regierungsbezirk Freiburg Recht, müsste der Erdboden im Zuge der Fallberg-Nord-Erschließung weitere Hinterlassenschaften aus der Antike preisgeben.
Jede „villa rustica“ bestand aus mehreren Gebäuden
Denn einen römischen Bauernhof muss man sich völlig anders vorstellen als heute. „Es gab bei den Römern beispielsweise keine Bauerndörfer, wie wir sie kennen“, erläutert Greiner. Eine „villa rustica“ sei stets eine Anlage aus mehreren Gebäuden gewesen, die sich auf einer Fläche von 200 bis 300 Metern verteilten.
Im Vorland der damals bedeutenden Stadt Augusta Raurica gab es deren einige, wie verschiedene Funde zwischen Grenzach und Schwörstadt belegen. Verwiesen sei hier ausdrücklich auf das Buch „Römische Siedlungsplätze im rechtsrheinischen Vorfeld von Augst, Ausgrabungen von 1981 bis 2001“ aus der Feder von Erhard Richter. Darin ist auf Seite 13 auch der Fund auf dem Stockacker in Wort und Bild dargestellt.
Greiner geht nun davon aus, dass im Vorfeld der Baugebietserschließung weitere römische Gebäudereste oder auch Gegenstände wie Münzen oder Graburnen entdeckt werden könnten. In derlei Fällen würde er als Experte hinzugezogen. „Ich bin schon gespannt. Die Geomagnetik kommt bei uns in der Region übrigens zum ersten Mal zum Einsatz“, freut sich der Grenzacher Archäologe auf neue Erkenntnisse und Funde. „Dabei geht es nicht darum, den Bau des neuen Gewerbegebietes zu verhindern, sondern um Dokumentation“, stellt der Fachmann klar. Sein Dank gilt vor allem der Gemeinde Grenzach-Wyhlen, die stets ein offenes Ohr für seine Anregungen oder Expertisen habe.
„Da hinten wurden damals zwei römische Urnengräber gefunden“, deutet Bernhard Greiner in Richtung des westlich des Feldwegs befindlichen Bauhofs der Firma Gersbacher. „Da könnte eigentlich irgendwo auch noch etwas sein, denn solche Friedhöfe bestanden gewöhnlich aus 15 bis 20 Urnen“, hält Greiner fest. Er dreht sich beim Gehen noch einmal um. Es scheint, als wartete er – gemeinsam mit dem Autor dieses Artikels – auf den unvergessenen Erhard Richter.