Grenzach-Wyhlen Wasserstoffanlage steht immer noch still

ov/tn
Landtagsabgeordneter Jonas Hoffmann (von links), Daniel Schölderle (Bereichsleiter Markt und Energielösungen, Energiedienst), Julian Wiedmann (stellvertretender Vorsitzender, SPD-Kreisverband Lörrach), Landtagsabgeordneter Sascha Binder und Sabine Trapp-Brüstle (Öffentlichkeitsreferentin, Energiedienst) bei der Führung in der Power-to-Gas-Anlage in Wyhlen. Foto: zVg/Pascal Seez

Die bei einem Zwischenfall mit Verpuffung vor zwei Jahren beschädigte und danach stillgelegte Anlage zur Wasserstofferzeugung in Wyhlen hat ihren Betrieb noch immer nicht wiederaufnehmen können. Eine neue Betriebsgenehmigung ist nötig.

Dass in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wyhlener Kraftwerk mithilfe von überschüssigem grünen Strom noch immer kein Wasserstoff erzeugt werden kann, obwohl der beim Zwischenfall stark beschädigte Elektrolyseur seit sechs Monaten repariert ist, sorgt beim Betreiber Energiedienst (ED) für Stirnrunzeln. Dies war im Rahmen eines Besuchs der beiden SPD-Landtagsabgeordneten Jonas Hoffmann und Sascha Binder in der Anlage in Wyhlen zu erfahren. Binder ist außerdem Generalsekretär der SPD Baden-Württemberg.

Die „Power-to-Gas“-Anlage (P2G) sei zwar längst wieder betriebsbereit, doch müsse ED erst wieder dazu nötige neue Genehmigungen einholen, hieß es von Unternehmensseite. Diese Praxis sorgt auch den beiden Politikern für Irritationen.

„Eine vom Land mit fast zwei Millionen Euro geförderte Anlage steht still, weil das Unternehmen unter anderem längere Zeit auf die Genehmigung einer Landesbehörde warten musste. Wohlgemerkt für eine Anlage, deren Betrieb bereits genehmigt war. Die grün-schwarze Landesregierung lobt sich dafür, bei Innovationen Gas zu geben und tritt dann nach der ersten Kurve voll auf die Bremse“, schüttelte Binder den Kopf.

Hoffmann ergänzte: „Diese Genehmigungspraxis zeigt gut, wie problematisch Bürokratie sein kann. In Grenzach-Wyhlen wird für die Zukunft produziert. Im Technologiewettlauf stellt das Land übersprungene Hürden aber wieder auf. Es wird Zeit, dass der groß angekündigte Entbürokratisierungsprozess endlich Fahrt aufnimmt.“ Doch trotz der aktuell frustrierenden Situation will Energiedienst nicht von seinem Kurs abrücken: Für die Zukunft ist eine Erweiterung um eine Wasserstoffanlage mit fünf Megawatt Leistung geplant. Der Gemeinderat hat dafür bereits grünes Licht gegeben (wir berichteten mehrfach ausführlich).

Rückblende

Mitte 2021 hatte es in der Wyhlener Wasserstofferzeugungsanlage eine Verpuffung samt Austritt von Kalilauge gegeben, bei der der Elektrolyseur zerstört wurde. Die Anlage zur Wasserstofferzeugung steht seither still.

P2G als Baustein

Wasserstoff als Energieträger gilt als ein wichtiges Puzzlestück im Rahmen der Klimawende. Am Hochrhein kann er von ED mittels Wasserkraft produziert werden. Im Zuge der Energiewende will das Unternehmen sich breiter aufstellen. Ein Teil davon ist beispielsweise die (stillliegende) P2G-Anlage in Wyhlen. Dazu kommen Nahwärme, Freiflächen-Photovoltaik und E-Carsharing. Wichtiges Standbein ist aber weiterhin die Stromerzeugung aus Wasserkraft aus mehreren Kraftwerken am Hochrein.

Am in den 1910er-Jahren gebauten Stauwehr in Wyhlen gibt es sogar zwei Wasserkraftwerke – das von Energiedienst auf deutscher Seite und eines auf Schweizer Seite. Beide bringen jeweils rund 38,5 Megawatt Leistung und produzieren damit jährlich Strom für den Bedarf von 70 000 Haushalten.

Wird mehr Strom produziert als benötigt, kommt die Power- to-Gas-Anlage zum Einsatz. Mit einem Megawatt Leistung wird dann Wasserstoff erzeugt. Die derzeitige Anlage könnte – wenn sie den liefe – täglich bis zu 430 Kilogramm Wasserstoff erzeugen. Das sind etwa 110 Tankladungen für Brennstoffzellen-Autos.

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