Grenzach-Wyhlen Weitere Menschenknochen entdeckt

Die Oberbadische

Skelettfund: Baustelle Querspange Wyhlen: Fachleute stoßen auf weitere Reste aus dem Frühmittelalter

Von Tim Nagengast

Der beim Bau der Querspange Kirchstraße vor einer Woche erfolgte Fund von wahrscheinlich aus der Merowingerzeit stammenden Skelettteilen ist nicht der einzige. Gestern Nachmittag haben Grabungstechniker in Wyhlen weitere menschliche Knochen und ein größeres Schädelfragment zu Tage gefördert.

Grenzach-Wyhlen. Andreas Haasis-Berner ist sich sicher: „Da wird noch etwas kommen – schreiben Sie das bitte nicht im Konjunktiv, denn da kommt auf jeden Fall etwas“, sagte der Gebietsreferent Archäologische Denkmalpflege, Archäologische Inventarisation beim Freiburger Regierungspräsidium gestern Vormittag am Redaktionstelefon.

Und er sollte Recht behalten. Am Nachmittag nämlich haben Grabungstechniker Urs Grabo und sein Kollege Thomas Wehler weitere Langknochen sowie Schädelfragmente geborgen. Diese aus einer mindestens einen halben Meter tiefer liegenden Bodenschicht. Grabo geht daher davon aus, dass das gestern freigelegte Knochenmaterial von einer zweiten Person stammen könnte.

Dass vor genau einer Woche bei Grabungsarbeiten für die Wyhlener Querspange menschliche Überreste – darunter Schädel und Beckenknochen – ans Tageslicht kamen, wundert Haasis-Berner keineswegs. Unter anderem dank Dr. Erhard Richter sei schon seit Jahren bekannt, dass sich im Baustellengebiet ein frühmittelalterliches, alamannisches Gräberfeld befinde. „Das Feld ist somit altbekannt und übrigens auch als Denkmal ausgewiesen. Es wurden bereits früher Gräber gefunden und entsprechend dokumentiert“, hält Haasis-Berner fest. „Insofern hat man mit Funden rechnen müssen. Wir wissen, dass solche Gräberfelder im Regelfall größere Abmessungen haben“, sagt der Freiburger Archäologe. Abhängig davon, wo und wie im Bereich der geplanten Querspange Kirchstraße weitergegraben werde, könne noch das eine oder andere ans Tageslicht kommen.

Wie es mit dem bisherigen Fund, den die Polizei pathologisch untersuchen ließ, konkret weitergeht, soll noch heute entschieden werden. Grabo und Wehler haben die Funde bereits gestern wieder bei der Lörracher Kriminalpolizei abgeholt.

Wie Haasis-Berner berichtet, gibt es nun mehrere Möglichkeiten. Hat man „nur ein paar Knochen“, würden diese im Regelfall in einem Magazin in Rastatt archiviert. Sollte man in Wyhlen allerdings auf eine komplette Bestattung stoßen – also auf eine Grabstätte mit Knochen und eventuellen Grabbeigaben – kämen unter anderem die Anthropologen ins Spiel. „Sie können dann untersuchen, welches Geschlecht der Bestattete hatte, dazu eventuell sein ungefähres Alter, seine Todesursache – man kann aus solchen Funden sehr vieles herauslesen“, weiß Haasis-Berner. Die archäologischen Funde würden im Regelfall auch restauriert.

Gestern Nachmittag bot sich dem Autor dieses Artikels vor Ort ein spannendes Bild, denn auf dem Boden und an den Wänden der Baugrube waren Knochenteile zu erkennen, welche die Fachleute vom Regierungspräsidium vorsichtig bargen. Zudem untersuchten sie die Strukturen, fotografierten und vermaßen den Fundort.

Wie Urs Grabo betont, soll es im Bereich der Baustelle keine gezielten archäologischen Grabungen geben. Die Bauarbeiten für die Querspange gingen daher gestern – außer an der Stelle des Knochenfundes – unbehindert weiter.

Nach Rücksprache mit Planern und bauausführenden Firmen will die Denkmalbehörde entscheiden, wie es weitergeht. Grabo: „Wenn hier bautechnisch in die Breite gegangen wird, muss man auf jeden Fall mit weiteren Funden rechnen. Dann sind auch wir vor Ort, um entsprechend tätig zu werden.“

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