Tanja Rauschenberger animierte das Orchester mit unmissverständlicher Gestik und Mimik. Ihr Schlagbild vermittelte auch in diffizilen Momenten höchste Ordnung und konnte sich in entspannten Momenten gleichwohl auf minimale Andeutungen beschränken. Könnte man die Musik nicht hören, würde man sie allein durch Rauschenbergers Dirigat eindrücklich sehen können.
Diese dirigentischen Qualitäten waren vor allem bei einem Werk wie „Orava“ des polnischen Komponisten Wojciech Kilar in der Bearbeitung von Robert Baas gefragt. Da hörte man eine anfänglich leiernde Melodie, die sich zehn Minuten lang über fantasievoll verkürzte Phrasen zu einem gewaltigen organischen Pulsen mit sprechenden Glissandi sowie akkordischen und clusterbasierten Farben steigerte. „Orava“ bot in der kontrastsicheren Interpretation dieses Orchesters feinsten Konzertgenuss mit Schmunzeleffekt.
Popmusik zum Abschluss
Mit zackigen Melodien über heißen Latino-Rhythmen und quirligen Figurationen über einer lustig blubbernden Bassstimme in „Happy Band“ von „Motion Trio“ gab das Orchester zudem eine popmusikalische Visitenkarte ab. Mit einem Medley von ebenfalls popmusikalisch transformierten Melodien Peter Tschaikowskis und Nikolai Rimski-Korsakows beendete das Aktivorchester seinen fulminanten Konzertauftritt.
Matthias Matzke als Solist
Im zweiten Konzertteil zog Gastsolist Matthias Matzke das Publikum in den Bann. Auf dem Programm standen filmepische Titel wie Thomas Bergersens „All is Hell That Ends Well“ oder „El Dorado“, die folklorebasierte Transkriptionen von „Senorita“ des Songwriters Shawn Mendes oder der „Soul Bossa Nova“ von Quincy Jones. Neben Akkordeonklassikern wie der „Carmen“-Fantasie von Rudolf Würthner setzte Matzke auch auf eigene Kompositionen wie das äußerst quirlige „Run!“ oder eine wilde Schubert-Bearbeitung von „Ein Brunnen vor dem Tore“ aus eigener Feder. Das Publikum spendete begeistert Beifall für einen sympathischen Virtuosen mit coolem Tonfall.