Grenzach-Wyhlen Wer bezahlt für Nachhaltigkeit?

Heinz Vollmar
Bärbel Schäfer führte gestern intensive Gespräche zum Thema Nachhaltigkeit und CO2-Einsparung mit DSM-Geschäftsführer Martin Haefele (links) und CEO Chris Goppelsroeder. Foto: Heinz Vollmar

Industrie: Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer war gestern zu Gast bei DSM in Grenzach

Grenzach-Wyhlen - Welchen Beitrag zum Klimaschutz leisten die Industrieunternehmen am Hochrhein? Welche Überlegungen und Anstrengungen werden in Sachen Nachhaltigkeit investiert? Diesen Fragen ist Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer gestern im Rahmen von Ortsterminen auf den Grund gegangen. Zu Gast war sie unter anderem bei der Firma DSM in Grenzach.

Im Mittelpunkt des Meinungsaustauschs stand unter anderem auch die Frage, wie sich ökologisches Handeln und ökonomische Entwicklung in den Industriebetrieben im Allgemeinen und bei DSM im Speziellen miteinander vereinen lassen.

Schäfer betonte in diesem Zusammenhang, dass sich Ökologie und Ökonomie gegenseitig bedingten. Wichtig sei es daher, dass man den Blick auch auf das werfe, was in Sachen Klimaschutz bereits laufe.

Einen beeindruckenden Beitrag lieferte dazu Chris Goppelsroeder, Vorstandsvorsitzender (CEO) und Präsident von DSM. Er skizzierte die dazugehörige Strategie des Unternehmens, die im Wesentlichen auf drei Punkten basiere: improve (verbessern), enable (befähigen) und advocate (befürworten).

Unter der Begrifflichkeit „Improve“ habe sich DSM zu einer absoluten Reduzierung von CO 2-Emissionen von 30 Prozent bis zum Jahr 2030 verpflichtet. Darüber hinaus lege das Unternehmen einen internen CO 2-Preis in Höhe von 50 Euro pro Tonne fest, um jegliche Investitionsentscheidungen in Richtung einer CO 2-armen Arbeitsausführung zu lenken.

Weiter will sich DSM für eine kohlenstoffarme Wirtschaft einsetzen und auch ihre Kunden sowie die gesamte Wertschöpfungskette durch die Bereitstellung CO 2-armer Produkte und Lösungen unterstützen. Hierfür wurde der Begriff „Enable“ gewählt.

Goppelsroeders Ausführungen zufolge setzt sich DSM auch weltweit für Klimaschutzmaßnahmen, erneuerbare Energien und die Gestaltung eines adäquaten CO 2-Preises ein mit dem Ziel, auch die Kunden und Lieferanten zu inspirieren, den Weg in eine „low carbon economy“ (kohlenstoffarme Wirtschaft) einzuschlagen.

DSM und Energiedienst denken über eine Wasserstoff-Pipeline nach

Der Nachhaltigkeit habe sich das Unternehmen in Grenzach insbesondere durch eine biobasierte und ressourcenschonende Wirtschaftsweise verschrieben, hielt Goppelsroeder fest. Dies sei unter anderem auch in einer „Green House Gas Road Map“ zur Reduktion des CO 2-Ausstoßes sowie einem neuen Futterzusatz, mit dem Landwirte den Methanausstoß ihrer Kühe senken können, konkretisiert worden. Bis dies jedoch weltweit zu mehr Nachhaltigkeit führe, sei es noch ein langer Weg, stimmte er mit Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer überein.

Als weitere Beispiele für die Umsetzung der Unternehmensziele am Produktionsstandort Grenzach stellte DSM-Geschäftsführer Martin Haefele die Modernisierung des Kraftwerks, eine Kooperation mit Energiedienst zum Einsatz von „grünem“ Wasserstoff aus der Power-to-Gas-Anlage (P2G) in Wyhlen sowie die biotechnologisch betriebene Vitamin B2-Produktion vor. Dazu könnte auch der perspektivische Bau einer Pipeline zwischen der P2G-Anlage in Wyhlen und DSM gehören.

Als sehr beachtlich wertetet Schäfer die Anstrengungen in Sachen Klimaschutz bei DSM, so vor allem die Senkung der Treibhausgasemissionen am Standort Grenzach.

Deutlich wurde beim Meinungsaustausch aber auch, dass es nach wie vor schwierig ist, Ökologie und Ökonomie in Übereinklang zu bringen, so auch vor dem Hintergrund, wer die Nachhaltigkeit am Ende bezahlen müsse. Goppelsroeder: „Wenn Nachhaltigkeit eine Rolle spielt, dann ist es auch ein Wachstumsmarkt. Bleibt die Frage offen, wie man Nachhaltigkeit leben und trotzdem Geld verdienen kann?“ Diese Frage werde und müsse für die Industrie eine noch elementarere Rolle spielen, wurde bei den gestrigen Gesprächen deutlich.

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