^ Grenzach-Wyhlen: „Wichtig ist, dass ich reden kann“ - Grenzach-Wyhlen - Verlagshaus Jaumann

Grenzach-Wyhlen „Wichtig ist, dass ich reden kann“

Rolf Rombach

Heiligabend: Wie Weihnachten im Seniorenzentrum Emilienpark die Menschen verbindet.

Grenzach-Wyhlen - Der vorweihnachtliche Stress endet heute für viele. Letzte Besorgungen werden noch gemacht, viele Menschen haben frei und endlich Zeit für die Familie. Doch nicht alle: Im Grenzacher Seniorenzentrum Emilienpark sind auch am Heiligen Abend unzählige Menschen unterwegs und füreinander da.

An die Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst

Die Dienstpläne sind so gut es geht an die Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst worden, wie Einrichtungsleiterin Liliane Ober und Sabine Kiefer vom Sozialdienst berichten. Vor allem wer Kinder hat, will eher frei haben. Andere nutzen die Gelegenheit, ihren Kollegen zu helfen. Manche der 100 Bewohner haben das Glück, dass ihre Angehörigen sie zu sich holen. Der 84-jährige Friedrich Bauer wird mit seiner Frau heute Abend bei der Familie seines Enkels essen. Wie im vergangenen Jahr gibt es Raclette. Hildegard Thode (83) kann Weihnachten für einen „Kurzurlaub“ nutzen und wird die Feiertage in ihrer Wahlheimat Rheinfelden bei ihrer Familie verbringen. „An einem Abend wird es Fondue geben, vom Rest lasse ich mich überraschen“, verrät sie. Seit einem Jahr ist sie im Emilienpark und genießt das Programm in der Adventszeit in der Einrichtung, in der man sehr gut auf die Bedürfnisse der Bewohner eingehe.

An Heiligabend mit reduzierter Stärke präsent

Das Team der Betreuung wird an Heiligabend mit reduzierter Stärke präsent sein. Heike Ben Mahmoud ist heute bis 14 Uhr tätig und trifft sich zur Abwechslung mit ihrer Singgruppe bereits am Vormittag. „Ich bin gerne hier, die Leute freuen sich“ sagt sie. Obwohl bei ihr zuhause nicht Weihnachten gefeiert wird, gibt es dennoch ein besonderes Essen, worauf sie sich schon freut. Ihre Kollegin Sonja Kolb wird dafür am ersten Weihnachtsfeiertag vor Ort sein.

„Nach 16 Uhr geht bei mir erst der Stress los“, lacht Philipp Huser, der in der Pflegeoase in der kleinsten Abteilung des Emilienparks tätig ist. Durch das besondere Konzept für schwer pflegebedürftige Bewohner sind hier maximal sechs Menschen zu versorgen. Deren Angehörige sprechen sich ab, wodurch der Besuchertrubel überschaubar bleibt. Zwischen elf und 16 Uhr wird Huser von einer Kollegin unterstützt, wodurch der Feiertag ein wenig „zelebriert“ werden kann, wie er sagt.

Den Menschen eine Freude bereiten

Auf das nachmittägliche Krippenspiel freut sich bereits Anne Käßecker mit ihrer Familie. Sie ist als „Mädchen für alles“ in der Hauswirtschaft des „Emi“ tätig und arbeitet heute bis zum Mittag. „Ich bin es gewohnt, an Heiligabend zu arbeiten, früher war ich im Einzelhandel. Aber hier kann ich den Menschen mehr helfen und die Bewohner schätzen es“, freut sie sich über den Branchenwechsel.

Auch dieses Jahr wird es an Heiligabend Schäufele und badischen Kartoffelsalat zum Essen geben. Während die Küche am Mittag mit einer vegetarischen Suppe und einem Buttermilchdessert leicht auffährt, kommt am Abend – wie seit mehr als 30 Jahren – der Emi-Weihnachtsklassiker auf den Tisch. 25 Kilogramm Kartoffeln warten auf die frische Zubereitung.

Am ersten Feiertag gibt es Entenbrust in karamellisierter Orangensoße mit Kroketten und Apfelrotkraut. Für Küchenchef Stephan Emmert ist wichtig, dass das Angebot für alle Kostformen angeboten werden kann. So geht das Menü zusätzlich geschnitten oder püriert auf die Wohngruppen. Zwischen 15 und 20 zusätzliche Essen werden für Angehörige gemacht, die ihre Bewohner besuchen und mitessen. „Wir wollen unser Bestes geben. Es ist für uns alle eine Herzenssache“, verspricht Emmert, dessen Kollege Michael Oswald heute Abend im Haus sein wird.

Für individuelle Wünsche zeigt sich die Küchencrew dennoch offen. So kommt auch Erna Wegerich (88) zu ihrer Tradition: „Weißwurst mit Sauerkraut und Fischpfefferkuchensoße – das ist mein Weihnachten“, erzählt die in Breslau geborene Thüringerin. Ihre Familie ist über Deutschland verteilt, weswegen sie erstmals ohne sie Weihnachten feiern wird. „Ich bin aber nicht alleine hier. Wichtig ist, dass ich mit Menschen reden kann“, lächelt sie und freut sich auf das Essen aus der Heimat.

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