Grenzach-Wyhlen Zapfenstreich nach 230 Jahren

Manfred Herbertz

Der traditionsreiche „Löwen“ in Wyhlen schließt für immer. Klasterers gehen in Rente.

Grenzach-Wyhlen - Im Gasthaus „Löwen“ in Wyhlen hat der Ausverkauf begonnen. Nach 230 Jahren schließt das traditionsreiche Gasthaus für immer seine Pforten. Das Betreiberpaar, Lisbeth und Manfred Klasterer, hat das Anwesen bereits verkauft. Das Gasthaus selbst wird nicht mehr weitergeführt.

„Alles muss raus“, steht auf einem großen Transparent am Gasthaus „Löwen“ in Wyhlen zu lesen. Es kündet vom Ende einer 230 Jahre währenden Wirtshaustradition. Denn Lisbeth und Manfred Klasterer ziehen sich aus dem Berufsleben zurück. Und damit endet auch die Geschichte des Gasthauses selbst, denn der neue Eigentümer wolle das Anwesen anderweitig nutzen, wie Klasterers im Gespräch mit unserer Zeitung berichten.

Seit einem halben Jahrhundert, davon 47 Jahre im „Löwen“, stand das Ehepaar gemeinsam hinter dem Tresen und in der Küche, um ihre Gäste liebevoll zu umsorgen. Im vergangenen Sommer dann fällten Klasterers den Entschluss: „Wir setzen uns zur Ruhe.“

Wer die so vertraute Gaststube betritt, den überkommt Wehmut. Stühle und Tische sind zusammengerückt und gestapelt. „Morgen kommt ein Käufer und holt sie ab“, sagt Manfred Klasterer etwas traurig. Denn der Abschied fällt ihm nach 47 Jahren sehr schwer, wie der inzwischen 83-Jährige bekennt.

Vor dem „Löwen“, den es im April 1972 übernahm, führte das Ehepaar zunächst dreieinhalb Jahre lang das „Kraftwerk“ in Wyhlen. Später – vor sieben Jahren – hatten Klasterers schon einmal den Ausstieg aus dem Berufsleben versucht. Tochter Sabine hatte damals für drei Jahre die Führung des „Löwen“ übernommen, sich aber dann doch anderweitig orientiert. „Wir sind jedoch immer dagewesen“, erinnert sich Lisbeth Klasterer.

Mit dem Rückzug des Wirte-Ehepaars verschwindet auch ein Stück Wyhlener Orts- und Gastronomiegeschichte. Klasterers hatten zwar lange darauf gehofft, einen Käufer für das Anwesen zu finden, der die Gastwirtschaft und den Hotelbetrieb weiterführen wollte. „Aber leider haben wir niemand gefunden“, bedauert Manfred Klasterer.

Mit dem „Löwen“ schließt eines der ältesten Gasthäuser in Wyhlen für immer seine Pforten. Anno 1788 wurde das Wirtshaus von einem Batist Sotter eröffnet. Im Jahr 1936 wurde das Anwesen von der Brauerei Reitter (Lörrach) übernommen. Insgesamt sind 20 Pächter und Eigentümer in der Chronik des traditionsreichen Hauses aufgelistet.

Klasterers betrieben den „Löwen“ seit 1972

Manfred und Lisbeth Klasterer hatten den „Löwen“ im Jahr 1972 das Gasthaus zunächst von der Brauerei Reitter gepachtet. Sechs Jahre darauf erwarb das Ehepaar das Anwesen, 1979 wurde es umgebaut und modernisiert.

Nach jahrzehntelanger Tätigkeit im Gaststättenbetrieb zieht sich das Wirtepaar aus einem für es weitgehend positiven Lebensabschnitt zurück. Die beiden erinnern sich an schöne wie auch an schwierige Zeiten. Vor allem der Start sei nicht immer leicht gewesen, erinnern sie sich. Doch mit Energie und Ausdauer haben Klasterers alle Klippen umschifft und den „Löwen“ zu einem weithin bekannten und gerne besuchten Gasthaus gemacht. Klasterers waren Wirtsleute mit Leib und Seele und haben sich in den vielen Jahrzehnten ihrer Tätigkeit einen zufriedenen Gästestamm erworben.

Erinnerungen an die alten Stammtisch-Zeiten

Die allgemeine Entwicklung in der Gastronomie sehen die beiden aber mit Sorge, denn das Verhalten der Gäste habe sich in den vergangenen Jahren doch sehr verändert. Die früher beliebten Stammtischrunden gebe es beispielsweise so nicht mehr, blickt der „Löwen“-Wirt wehmütig zurück. Auch die Mittagsgäste unter der Woche seien immer weniger geworden. Zu besten Zeiten seien im „Löwen“ mittags 40 bis 50 Abo-Essen serviert worden. Auch behördliche Auflagen machten das Wirteleben nicht leichter.

Lisbeth und Manfred Klasterer haben sich aber dennoch nie etwa Schöneres vorstellen können, als für ihre Gäste voll und ganz dazusein. Im bevorstehenden Ruhestand wollen sie ihre Wohnung an der Ritterstraße gemütlich einrichten und auch etwas Muße haben. „Wir wollen uns einfach mal in den Garten setzen, die Sonne genießen und einfach nichts tun“, sagen sie.

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