Grenzach-Wyhlen Zeit und Platz zum „Chillen“

Tim Nagengast

Jugendarbeit: Angebote laufen wieder an / Problem: vermüllte Schulhöfe

Grenzach-Wyhlen - Keinen Bock mehr auf stundenlanges stupides „TikTok“-Gezappe(l), sinnfreie „Insta“-Stories und die zehnte Staffel der fünften Netflix-Serie? Wer sich als junger Mensch jenseits der digitalen Echokammern betätigen will, hat dazu in Grenzach-Wyhlen genügend Möglichkeiten. Das kommunale Jugendreferat stellt obendrein einiges auf die Beine.

Freitagabend, 22.30 Uhr. Der Hofbereich der Bärenfelsschule ist in fahles Licht getaucht. Hier ein Wispern, da ein Nesteln, Getuschel und Gekicher. Schatten huschen über den Hof. „Komm, lass noch Hieber geh’n!“, ruft eine Mädchenstimme. „Alter, der hat zu!“, tönt es stimmbrüchig zurück. Die Stimmen verstummen. Schritte verhallen. Das Teenager-Grüppchen ist davongewitscht.

Kurz darauf beim Wyhlener Schulzentrum: dasselbe. Getuschel. Geschnatter. Ein Roller düst heran. Drei Pizzakartons liegen auf der Treppe. Dazu ein paar halbleere „Bra-Tee“-Tetrapacks, eine FFP2-Maske, Chipstüten und Spezi-Dosen, ein paar „Klopfer“ ebenso. Doch irgendwann verstummt das Grundgeräusch aus Teenagerstimmen auch hier.

Beileibe nicht nur an den Wochenenden herrscht auf den Schulhöfen in der Doppelgemeinde (spät)abends noch Betrieb. Die vor ein paar Jahren auf den Asphalt gemalten gelben Linien und „Schulgelände“-Markierungen samt eindeutiger Verbotsschilder erfüllen ihren Zweck augenscheinlich nur bedingt. Wer mit Schulhausmeistern, Werkhofmitarbeitern und Schulleitern spricht, bekommt ein ansatzweises Bild davon, was montags in aller Herrgottsfrühe von den Schulhöfen so alles wegzuräumen ist. Diese sind bei einigen Halbwüchsigen eben als „Chill“-Gelände beliebt.

Bauwagen

Dabei gibt es reichlich Alternativen. Zum Beispiel den Bauwagen beim Wyhlener Kickplatz. Hier treffen sich eher die „Älteren“. Wie Jugendreferatsleiter Christoph Richter berichtet, hat der Bauwagen sich bestens etabliert. Eine Vertrauensbasis sei geschaffen, Beschwerden gebe es nur wenige. Zwei Volljährige fungieren inzwischen als „Schlüsselträger“.

Jugendraum Grenzach

Gut läuft es auch im Grenzacher Jugendraum. In der Einrichtung im Keller der Bärenfelsschule treffen sich laut Jugendreferent Florian Schneider regelmäßig zehn bis 20 Mädchen und Buben. Die meisten seien zwölf bis 14 Jahre alt, sagt Schneider.

Jugendhaus Wyhlen

Ähnlich gestaltet sich die Situation im Jugendhaus in Wyhlen. Ein fester Stamm von etwa zehn Kindern im Alter von zwölf, 13 Jahren sei immer da, sagt Christoph Richter. Und trotz natürlicher Cliquenbildung gebe es eigentlich keine Konflikte, wenn mal Neue dazustoßen. Man könne dies eigentlich sehr gut steuern, bekundet der Jugendreferatsleiter.

„Moonsport“

Die Sport- und Fußballnacht namens „Moonsport“ für Jugendliche ab 14 Jahre (freitags von 22 bis 24 Uhr im Wechsel in Grenzach und Wyhlen) ist je nach Corona-Lage immer wieder reaktiviert worden. Sowohl in der Zielmatten- als auch in der Hochrheinhalle lief das Angebot zuletzt aber nur durchwachsen. Zwar seien immer Jugendliche gekommen, aber oft nicht genügend, um Mannschaftssport zu treiben. „Wir hoffen auf Neue und bewerben den Moonsport verstärkt auf den entsprechenden Kanälen“, sagt Jugendreferent Nikolay Tarassenko.

Und sonst?

Weitere Einzelaktionen, die bisher geplant sind, sind die „Spiele ohne Grenzen“ (21. Mai), das „Grenzenlos“-Fußballturnier (Termin noch offen) und eine „Moonlight- Party“ im Sommer im Freibad. Weiterhin laufen auch das „Free Solo“-Kletterangebot in der Boulderhalle „LöBloc“ (dienstags von 17 bis 19 Uhr für alle zwischen zwölf und 17 Jahren) und im Jugendhaus Wyhlen das „HipHop/Urban Dance“- Projekt (montags von 16.30 bis 19.30 Uhr für alle ab zehn Jahren).

Weitere Informationen: https://www.jugendkultur-grenzach-wyhlen.de/jugendarbeit

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