Grenzach-Wyhlen Zuschüsse sollen verlässlich fließen

Tim Nagengast
Während im hinteren Zimmer fröhliche Kinderstimmen zu hören waren und buntes Treiben herrschte, tauschten sich Andreas Schwarz (rechts), Vorsitzender der Grünen-Landtagsfraktion, Bürgermeister Tobias Benz (Mitte) und Landtagsabgeordneter Josha Frey im Familientreff in der Alten Apotheke in Grenzach aus. Foto: Tim Nagengast

Politikerbesuch: Grünen-Landtagsfraktionssprecher Andreas Schwarz zu Gast im Familientreff Grenzach

Im Rahmen eines Landkreisbesuchs hat der Stuttgarter Landtagsfraktionssprecher der Grünen, Andreas Schwarz, am Donnerstag den Familientreff in Grenzach kennengelernt. Wie er dort erfuhr, steht eine Verstetigung der Förderung anstelle der Bezuschussung von Einzelmaßnahmen und -projekten ganz oben auf dem Wunschzettel.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Ganz so viel erklären, was im Familientreff alles stattfindet, hätte Koordinatorin Agnes Deiß eigentlich gar nicht müssen. Denn der heimische Landtagsabgeordnete Josha Frey und sein Gast aus Stuttgart waren im richtigen Moment in die Räume in der Alten Apotheke an der Markgrafenstraße gekommen: Im hinteren Raum hörte man fröhlich spielende Kinder, plötzlich fiel etwas mit Kawumms herunter, dann weinte ein Kind und wurde von Mama getröstet, andere Mütter tauschten sich aus, beaufsichtigten die Kleinen, das Telefon klingelte mehrfach, eine junge Frau kam herein und sprach auf Englisch mit der Einrichtungsleiterin. „Das ist hier ein bisschen wie Open Stage“, sagte Deiß fast entschuldigend. „Bei uns sind alle Wege kurz.“

Niederschwellige Angebote

Ein Kommen und Gehen, ein Beantworten von Fragen, ein Austausch bei einer Tasse Kaffee, ein Griff in den Tauschschrank, Kinder am Spielen: Wie niederschwellig die unter dem Dach des Familienzentrums Rheinfelden arbeitende Einrichtung in Grenzach ist, das haben die beiden Landespolitiker gestern am späten Vormittag tatsächlich live erlebt.

Und der Besucher aus Stuttgart – selbst Vater eines Kindes im Grundschulalter – war sichtlich erstaunt über das breitgefächerte Angebot, welches das Familienzentrum Rheinfelden in Wyhlen und Grenzach vorhält. „Josha Frey hat zu mir gesagt, dass das hier eine besondere Einrichtung sei. Da musst du hingehen, hat er gesagt“, sagte Schwarz und nickte dabei mit dem Kopf.

Sowohl Karin Paulsen-Zenke, Gründungsfrau des Familienzentrums Rheinfelden und dort seit 28 Jahren engagiert, als auch die – wie sie sich selbst bezeichnete – Grenzacher „Frontfrau“ Deiß nutzten den Besuch aus dem Landtag dabei, um intensiv für ihre auf Vereinsbasis arbeitende Einrichtung samt Außenstellen in der Doppelgemeinde zu werben. Aus Deiß’ Ausführungen gingen dabei sowohl die ganz bewusste Niederschwelligkeit der Angebote als auch der generationenübergreifende Vernetzungscharakter hervor. Sowohl Bürgermeister Tobias Benz als auch Paulsen-Zenke sprachen von der Einrichtung als einem „Leuchtturm“, der auch für „Verbindlichkeit“ stehe.

Verbindlichkeit schaffen

Und das ist das Stichwort: Verbindlichkeit für Eltern, die Rat suchen, sich austauschen und sich – auch gegenseitig – helfen und informieren wollen. Egal, ob es sich dabei um eine praxisnahe Infoveranstaltung handelt, die im Gewand einer gemütlichen Kaffeerunde daherkommt, ob die „Outdoor-Family“ eine Aktion startet, ob die Hebamme zur Sprechstunde kommt oder ob es um Hilfe bei der Suche nach einer Tagespflegeperson respektive um die Qualifizierung einer solchen geht: In den beiden Familientreffs sind die Wege, wie Deiß schon sagte, tatsächlich kurz.

Doch die Verlässlichkeit könne nicht nur nach innen gesichert werden, sondern müsse auch von außen kommen, bekräftigte Bürgermeister Benz seinen Wunsch nach einer Verstetigung der Zuschüsse für Projekte oder Einrichtungen wie den Grenzacher Familientreff. Das Land müsse gerade hier in einem Bereich, der unmittelbar dem Zusammenleben dienlich sei, weg von der finanziellen Unterstützung von Einzelmaßnahmen, warb der Rathauschef. Die Gemeinde Grenzach-Wyhlen wisse, „dass sie sich jederzeit auf das Familienzentrum-Team verlassen kann“. Und diese Verlässlichkeit müsse man auch zurückgeben. Benz: „Wir benötigen in diesem Bereich eine Stetigkeit der Finanzierung.“

Thema: Schulsozialarbeit

Andreas Schwarz, so war zu beobachten, machte sich derweil fleißig Notizen. Er werde das eine oder andere an der richtigen Stelle in Stuttgart platzieren, sicherte er der Gesprächsrunde zu. Von Bürgermeister Benz nahm er dabei auch den Ruf mit, dass die Verstetigung von Zuschüssen auch für die Schulsozialarbeit gelten müsse. Grenzach-Wyhlen ist bekanntlich dabei über die Landkreis-Deckelung hinausgegangen und finanziert seit neuestem eine halbe Schulsozialarbeiterstelle zunächst vollständig selbst.

Hier horchte der Sprecher der Landtags-Grünen noch einmal auf. „Es gibt nur wenige Bürgermeister, die sagen, dass man in präventive Sozialarbeit investieren müsse“, sagte er und verwies dabei auf seine eigene, 18 Jahre lang währende Stadtratstätigkeit. „Dabei muss Sozialarbeit an allen Regelschulen Standard werden“, sagte Schwarz, bevor er mit seinem kleinen Tross aus Stuttgart zum nächsten Besuchstermin weiterfuhr.

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