Grenzach-Wyhlen Zwerchfell erschütternd

Die Oberbadische
Foto: Manfred Herbertz Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Bei Katalyn Bohns Auftritt biegt sich das ganze TIZ vor Lachen

Es ist müßig zu erwähnen, dass bei dem ausgefallenen, frechen Auftritt der Grimmepreisträgerin Katalyn Bohn im TIZ das kleine Kellertheater mal wieder restlos ausverkauft war. Der Kabarett-Abend war Zwerchfell erschütternd, und das zweistündige, mit Pointen und voller umwerfender Mimik vollgepackte Programm schien gefühlt viel zu schnell zu Ende zu sein.

Von Manfred Herbertz

Grenzach-Wyhlen. In ihrem Programm „Sein oder online“ beschäftigt sich die Kabarettistin mit der Effizienzoptimierung der heutigen Welt. Oder sollen wir sagen: mit der digitalen Verblödung?

Schon der Beginn zeigte, wie der Hase läuft. Da kommt sie zur Musik der „Sendung mit der Maus“ daher, schlüpft in die Rolle eines Kleinkindes, das mit Widerstand und Laktoseintoleranz die Eltern erzieht – und fragt: Wie viel Medienkonsum können wir unseren Kindern zumuten? Sie erzählt nur mit den „Emojis to go“ ganze Geschichten, führt den YouTube-, Netflix,- WhatsApp-, Facebook-, Twitter- und LinkedIn-Wahn ad absurdum, denn was von der Vielfalt bleibt, sind die Katzenvideo-Zombies, die sich einer Epidemie gleich verbreiten.

Mastschwein schult zum Trüffelschwein um

Bohn tritt als ADHS-Göre auf und findet „das war nicht lustig“, wenn es auch die Zuhörer umso lustiger fanden. Sie telefoniert auf wunderbar komische Weise mit Johann, dem Waschlappen, den sie dazu bringt, das Kind aus der Schule abzuholen. Und landet schließlich auf dem Therapie-Bauernhof bei Piet III., dem ersten schwulen Hahn, dem es gelingt, dem Kükenschredder zu entkommen.

Skurril und schräg wird es, wenn sie feststellt, dass die Tiere auf den Bauernhof auch längst online sind und miteinander chatten. Da ist Rudi das Mastschwein, das aufgrund der längeren Lebenserwartung lieber zum Trüffelschwein umschulen will. Mit unvergleichlicher Mimik und Gestik werden Carla-Kuh und Lotte „Lääämmchen“ lebendig, so dass sich die Zuschauer biegen.

Was so lustig und urkomisch einherkommt, ist eigentlich eher bitter, denn Bohn greift unverblümt die Massentierhaltung und die Küken-Vernichtung im Schredder an und auf.

Das Leben ohne Technik ist nicht vorstellbar, und so sinniert sie in ihren Liedern über die Sitzheizung am Po und die Umweltsünden der heutigen Zeit.

Katalyn Bohn ist eine vorzügliche Schauspielerin urkomisch in ihrer Mimik und bei aller Heiterkeit tiefsinnig. Zu den schrägen Tönen, die sie einer Ukulele entlockt, singt sie ein Liebeslied, das zu Herzen geht. Selbstliebe führt zu Liebe untereinander. In ihrem Workshop „Träum weiter“ stellt sie Fragen wie: Wovon träumen wir, wenn wir wach sind?

Trotzdem: Das richtige Leben gibt es auch noch

Schließlich verblüfft sie fingerfertig mit Zaubertrick mit einem Seil, oder war das etwa „online“? Sie outet sich als Sprecherin von „Amnesy (!) International“. Katalyn Bohns Auftritt, manchmal voller schwarzem Humor, macht deutlich, dass es bei aller Digitalisierung und allen Chaträumen doch noch etwas anderes gibt: nämlich das richtige Leben.

Ach ja, zum Schluss beweist Katalyn Bohn auch noch, dass sie der Ukulele nicht nur schräge Töne entlocken kann.

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