Häg-Ehrsberg Ein Kandidat, der Land und Leute kennt

Verena Wehrle
Über 80 Bürger kamen zur Vorstellung von Kandidat Dirk Philipp, der mit Humor und Kompetenz trumpfte. Foto: /Verena Wehrle

Jeder im Dorf kennt ihn und alle sind per „du“ mit ihm – dennoch war das Interesse bei der Kandidatenvorstellung von Dirk Philipp in Häg-Ehrsberg riesengroß. Denn nach 40 Jahren Amtszeit durch Bürgermeister Bruno Schmidt beginnt eine neue Ära.

Über 80 Bürger kamen am Montagabend in die Angenbachtalhalle, um Dirk Philipp, dem einzigen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 18. Juni, zuzuhören.

„Das ist ein seltenes Ereignis“, sagte Bürgermeister Bruno Schmidt, der nach sage und schreibe fünf Amtszeiten – also 40 Jahren – nicht mehr kandidiert: „Eine neue Ära bricht an.“ Er sei positiv überrascht über das große Interesse, hätte aber auch in der Bewerbungsphase ein größeres Interesse mit drei bis vier Kandidaten erwartet.

Per „du“ mit den Wählern

„Die meisten von euch werden mich kennen“, beginnt Philipp seine Vorstellung. Der 30-Jährige ist im Ort aufgewachsen und dort seit Herbst 2022 Hauptamtsleiter. Seine Motivation für die Kandidatur: „Das Wohlergehen und der Erhalt der Selbstständigkeit der Gemeinde liegen mir am Herzen.“ Seine erste Amtshandlung sei es, die laufenden Projekte abzuschließen und das Verwaltungsteam neu aufzustellen: Die Bauarbeiten an den Kanal- und Wasserleitungen in Häg sowie das Bebauungsplanverfahren im Neubaugebiet Schäfig sollen laut Philipp noch 2023 abgeschlossen werden.

Dirk Philipp. Foto: Verena Wehrle

Seine Schwerpunkte

In puncto Klima sollen in gemeindeeigenen Gebäuden neue Heizungsanlagen und wo möglich auf deren Dächern Photovoltaikanlagen installiert werden. Straßensanierungen und die Sanierung des Kirchplatzes stehen auch auf seiner Liste. Auf lange Sicht sei die Sanierung des Kanalsystems in Ehrsberg nötig.

Lob auf die Landwirtschaft

Philipp betont die Bedeutung der Landwirtschaft: „Ich freue mich, dass es noch so viele Landwirte in der Gemeinde gibt, sie tragen einen wichtigen Teil dazu bei, dass die Landschaft offen gehalten wird.“ Als er nach seiner Meinung zum Wolf gefragt wird, sagt er:„Den sehe ich nicht bei uns angesiedelt, wir können ja keinen Zaun um die ganze Gemeinde bauen“, und stellt sich auf die Seite der Landwirte, was den Fragesteller freut.

Sein Ziel sei es, die Kita und die Schule im Ort zu erhalten. Die Vereine könnten weiterhin auf die Förderung durch die Gemeinde rechnen, „sie sind wichtig für uns, weil sie das soziale Miteinander fördern.“

Viel Erfahrung

Auf die Frage, warum er der Richtige ist, scherzt er: „Ich bin ja der einzige Bewerber.“ Doch er verweist auf seine Verwaltungserfahrung und seine acht Jahre im Gemeinderat, womit er wisse, welche Themen wie angegangen werden müssten, bevor er einen kleinen Werbeblock einschiebt: „Ich hoffe auf eine hohe Wahlbeteiligung, denn daraus würde sich die Unterstützung und der Rückhalt aus der Bevölkerung für mich ergeben.“ Auch Schmidt fordert deutlich alle dazu auf, zur Wahl zu gehen, denn eine hohe Wahlbeteiligung zeuge von hohem Respekt. Und er wirbt für Philipp: „Ich bin überzeugt, dass er der Richtige ist.“

Nicht zu allem eine Antwort

Bei den Fragen der Bürger wird zwar deutlich, dass Philipp noch nicht zu allem Antworten weiß, aber das gibt er auch ehrlich zu. Immer wieder springt Schmidt ein, der so manche Frage mit Hintergrundwissen beantwortet. Ein Bürger lobt die Projekte, macht sich aber Sorgen um die Infrastruktur, es würden Läden und Restaurants fehlen. „Ein Laden im Ort setzt voraus, dass viele auch dort einkaufen“, betont Philipp. In der Gastronomie hoffe er auf einen Generationswechsel und bietet die Unterstützung der Gemeinde an. Für die Straßensanierung seien Fördermittel nötig, denn die Gemeinde könne die Maßnahmen nicht selbst finanzieren. Zur Frage zum Schulhaus Ehrsberg sagt Philipp, dass er auf einen Investor hoffe, die Gemeinde müsse sich noch überlegen, was mit dem Gebäude passiert. Eine Bürgerin fragt nach geplanten Projekten für Senioren: Hier gibt Philipp zu, dass er sich dazu noch keine Gedanken gemacht hat, aber dies mit dem Gemeinderat noch tun wird.

Wie der Kandidat wirkt

Klar, ist er aufgeregt, aber seine Vorstellung meistert er locker und charmant. Er ist nahbar, auf Augenhöhe und „per du“ mit den Bürgern und scherzt auch gern. Seine Kompetenz kommt gut an, wie der Applaus der Häg-Ehrsberger zeigt.

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