Häg-Ehrsberg Kampf der Krabbler

Markgräfler Tagblatt

Theater in den Bergen: Gelungene Premiere von „Insekten!? Es gibt für alle(s) eine Lösung“

Von Ines Bode

Häg-Ehrsberg. Worte wie „malerisch“ oder „traumhaft“ bekommen angesichts der majestätischen Landschaftskulisse des Hinterhags eine ganz neue Bedeutung. Entsprechend erfolgreich wuchern die örtlichen Macher des „Theaters in den Bergen“ mit diesem natürlichen Pfund. Die Premiere des neuen Insekten-Stücks bescherte wohl auch darum ein „ausverkauftes Haus“.

Alle zwei Jahre lädt der Verein zum Großspektakel, bei dem sich die „wohlgesonnene Dorfgemeinschaft“ (Zitat Regie) nach Lust und Laune einbringen kann. So belebten kleine und große Akteure die turbulente Komödie mit dem Titel „Insekten!? Es gibt für alle(s) eine Lösung“. Die Spielfreude der Laien ließe sich gleichwohl als professionell bezeichnen. Bis zur letzten Minute der vierstündigen Vorstellung in freier Natur zeigte die komplette Besetzung Höchstleistung. Münden sollte diese in einer imposanten Schlussszene mit aufwendigen Überraschungen.

Doch der Reihe nach: 250 Besucher zog es zur Premiere nach Häg-Ehrsberg. „Oben“ angekommen tat sich unter den Gästen wie auch bei den Theaterleuten kollektives Glück auf. Die Sonne strahlte, als gäbe es Prämien. Und Scharen echter Wiesengrashüpfer machten sichtbar Freudensprünge. Womit man mitten in der Handlung wäre. Jenes Getier, dem ansonsten kaum Aufmerksamkeit zuteil wird, stellten die Ideengeber – der Regisseur und Autor Arnd Heuwinkel sowie Schauspielerin Antonia Tittel – in den Fokus. Nachrichten rund um die Zerstörung des Ökosystems nahm der Verfasser zum Anlass, sich tief in die Materie von Mehrflüglern und -füßern zu graben. Heuwinkel grub derart tief, dass seine Besetzung gar den Trupp der Zerstörer enthielt. Der Bösewichter! Derjenigen, die (laut Lexikon) organische Substanz abbauen. Und diese Zerstörer waren es auch, die für viel schwarzen Humor sorgten.

Gelacht wurde hörbar und herzlich bei der Theater-Wanderung entlang der Ortsgrenzen. Jeder Akt fand an anderem Schauplatz statt, dessen Gegebenheiten wiederum einbezogen wurden. Es ging hoch und runter. Selbst der Nachbar aus Zell war in der Verpflegungspause baff. Diesen idyllischen Fleck kenne er gar nicht: „Wie im Heimatfilm“.

Gönner des Großen Wiesentals, darunter Vereine, sorgten für eine rundum gelungene Aufführung. Darin geht es kurz zusammengefasst um den Kampf eines Insektenvolks, das sein Revier gegen eine Chemie AG – „Wir sprühen vor Begeisterung“ – verteidigt. Hier brettert ein Gefährt ins Bühnenbild, da knallt es aus Glasballons. Die Regie versichert indes, dass all diese Effekte biologisch abbaubar seien.

Rein darstellerisch heraus stach indes der machtgierige Chef des Stabs der Luftverpester. Wenig zimperlich ging der Widerling selbst mit Tochter Konstanze (Luisa Philipp) um, die brillant mitspielte, sich etwa einer menschlichen Kordel gleich um den tobenden Herrn Papa wickeln ließ. Herrlich!

Einfälle wie diese verdeutlichten die Professionalität des Handwerks. In einer Zweitrolle gab der Schopfheimer Schauspieler Mario Brutschin einen zeternden Modegockel mit dem bezeichnenden Namen Georgio Ameisi. Und überhaupt: Aufs Vergnüglichste kamen die eingebauten Wortspiele an, etwa das „Game of Drohne“ des Bienenvolks.

Hohen Anteil an Punktlandungen hatte das musikalische Trio. Ausgetüftelte Begleitung stützte die Inhalte perfekt, hob hervor, leitete Dramatik ein. Was das Ganze nun mit Romeo und Julia und mit spanischen Mücken zu tun hat, ist bis Ende Oktober zu erfahren. Spieltermine: www.theaterindenbergen.de, 21./22./28./29. September und 12./13./19./20. Oktober

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