Handball Eine schallende Ohrfeige

Die Oberbadische
Auch im Handball gilt das berühmte Sprichwort: „Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei.“Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Handball DHB-Bundessportgericht weist Klage der HSG Freiburg ab

„Die erste Kammer des Bundesportgerichtes des Deutschen Handballbundes (DHB) unter dem Vorsitz von Markus Sikora hat mit seiner Entscheidung vom 11. Mai (BSpG 1 K 02/2021) ein Bilderbuchurteil nach dem Prinzip ’Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei’ gefällt. Diese deutlichen Worte findet Raynald Thommen, Vorsitzender der HSG.

Freiburg (pd). Die Freiburger nahmen laut Pressemitteilung das Urteil mit Enttäuschung zur Kenntnis.

Der Verein hatte gegen die DHB-Aufstiegsregelung der 3. Liga in der Folge des coronabedingten Saisonabbruchs nach nur zwei Spieltagen geklagt, weil diese nach Ansicht der HSG den bestehenden Verbandsregularien entgegensteht und hierbei durch den Modus, wonach jegliche Aufstiegsinteressierte am Aufstiegsturnier teilnehmen dürfen, kein einwandfreies sportliches Ermessen beziehungsweise keine ordentliche sportliche Qualifikation stattfindet.

An der Sichtweise der Vereinsverantwortlichen ändere das Urteil nichts. „Das Bundessportgericht hat nämlich keine Entscheidung darüber getroffen, ob die vom DHB getroffenen und durch die HSG angegriffenen Beschlüsse überhaupt rechtmäßig seien. Der HSG wird lediglich die Betroffenheit selbst sowie unmittelbar – und somit die Antragsbefugnis an sich – abgesprochen.“

Mit anderen Worten: Was der DHB mache, gehe ein Mitglied der Handball Bundesliga Frauen (HBF) nichts an, heißt es weiter. „So etwas versteht der Laie nicht. Man beschränkt die Klage des Vereins sogar auf den Umstand eines mittelbaren Ziels zum Verbleib in der 2. Liga.“

Der sportlich faire Wettbewerb bleibt auf der Strecke

Dieses Ergebnis habe man laut Thommen leider erwartet. Das Bundessportgericht hat die HSG geschickt im Zwischenraum von DHB und dem Ligaverband HBF eingeordnet, um innerhalb von drei Wochen zu einem „schnellen“ Urteil zu kommen. Hier lasse sich rechtlich natürlich in die eine oder andere Richtung argumentieren. So sehe es das hiesige Rechtssystem vor. Demnach sei das Urteil – mit dem Vorbehalt, innerhalb von 14 Tagen in Revision zu gehen – auch in der Form hinzunehmen. Wobei es gerade an der Argumentation des Gerichts mangle.

Ohne eine adäquate Würdigung des von Rechtsanwalt und Handball-Rechtsexperte Helge-Olaf Käding gegenüber dem Gericht Vorgebrachtem sei ein solches Urteil kaum nachvollziehbar. „Es ist wohl für das ’Inhouse-Gericht’ des DHB der bequemste Weg im Umgang mit ’einer unbequemen Wahrheit’ (frei nach Al Gore) gewesen, so die HSG.

Das Problemlöseverhalten des DHB beziehungsweise der Spielkommission der 3. Liga zeuge von Opportunismus, wodurch der sportlich faire Wettbewerb innerhalb des Ligen-Systems auf der Strecke bleibe und sich bezüglich einer „best practice“ anderer Sportverbände, welche ihre Saison annulliert haben, Kurzsichtigkeit offenbare.

„Wie man auf die Idee kommen kann, eine Aufstiegsrunde ohne vorherige Grundlage einer sportlichen Qualifikation zu organisieren, ist unbegreiflich. Das ist eine schallende Ohrfeige für alle Mannschaften, die sich jemals nach einer kompletten Saison für die nächsthöhere Liga sportlich qualifiziert haben.“

Wenn sich der DHB dazu noch über das großzügige Entgegenkommen gegenüber der HBF – neu beschlossene Relegationsmöglichkeit für den Drittletzten der 2. Liga – profiliert, sei das dahingehend hoch unanständig, als dass durch den DHB-Vorstand Benjamin Chatton in einem Meeting der Spielkommission der 3. Liga vor „möglichen Rechtszügen und finanziellen Unabwägbarkeiten“ gewarnt worden sei. Der ehemalige Stellvertretende Vorsitzende der Spielkommission, Horst Keppler, habe dies im Zusammenhang seines Rücktritts in einem Interview mit Handball World preisgegeben.

„Ein fader Beigeschmack“, schreibt die HSG, „ergibt sich auch durch die Rolle der HBF. Es ist nicht erkennbar, ob und mit welchem Engagement rechtzeitig für die HBF-Mitglieder am Tabellenende gegenüber den DHB-Plänen eingestanden worden ist. Schließlich haben alle Vereine der 2. Bundesliga die schwierige Corona-Saison personell und finanziell mitgetragen.“

Das Abenteuer 2. Bundesliga sei indessen für die Red Sparrows vorläufig beendet. „Der sportliche Abstieg steht fest, und wir werden in der kommenden Saison 2021/2022 in der 3. Liga angreifen. Gerade in diesen Zeiten wird das eine finanzielle Herausforderung auf einem Weg zurück in die Bundesliga“, so Thommsen, der sich auf Sponsorensuche befindet.

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