Hansjörg Noe aus Steinen Der Künstler und die Lebensfragen

Jürgen Scharf
Der Autor und Künstler Hansjörg Noe baut seine Ausstellungen mit Unterstützung von Christel Mohr vom Verein Kunst und Kultur Steinen auf. Foto: Jürgen Scharf

Bild und Sprache bringt Hansjörg Noe in seinem Vortrags- und Ausstellungszyklus „Lebensfragen“ zusammen. Der Förderverein Kunst und Kultur Steinen bietet dem Autor und Künstler eine Plattform.

„Sie chunnt/sie goht...“ schreibt Hansjörg Noe über die Liebe. Und an anderer Stelle in seinem alemannischen Gedicht heißt es: „D’Luft goht us/ d’Liebi goht us./ Warum au?/Was isch gsi?“

Dieses Gedicht drückt allein schon aus, worum es dem bekannten Autor und Künstler aus Steinen geht. Seit einiger Zeit beschäftigt er sich mit Lebensfragen. Es sind die wesentlichen existenziellen Themen, denen sich besonders ein älterer Mensch stellt.

Zwischen Leben und Tod

In seinem Vortragszyklus mit vier Themenvorträgen und wechselnder Grafikausstellung im Gemeinderaum der Christuskirche bringt es Noe auf den Punkt. Sei es in seinen konzentrierten Referaten, die bisher sehr gut besucht waren, sei es in seinen oft allegorischen und symbolisch bildhaften Interpretationen zwischen Leben und Tod.

Bild und Sprache will der ehemalige Lehrer zusammenbringen. „Meine Bilder“, so sagt er, „sind nicht primär nach künstlerischen Kriterien gestaltet, sondern durch Dinge, die ich ausdrücken möchte.“

Vier Aspekte

Es sind viele inhaltliche Aussagen darin, und das ist Noe, der sich als 81-jähriger Mensch im letzten Lebensabschnitt fühlt, wichtig. Die drängenden Fragen des Lebens subsumiert er unter einem Rahmenthema mit vier einzelnen Aspekten: „Aufleben“ (als Synonym für stetigen Neubeginn) und „Über die Liebe“ waren die ersten beiden Folgen betitelt.

An diesem Sonntag beschäftigt sich Noe mit der Zeit, auch einem großen Thema, dem dann das letzte Lebenskapitel „Totentanz“ folgt. Die Vorträge stehen im Kontext mit den Ausstellungen. 20 Bilder zu jedem neuen Thema hängen an den Wänden; alle anderen vorherigen Arbeiten liegen in einer Mappe aus.

Zu jedem Themenkapitel gibt es mit mehrfarbigen Linolschnitten illustrierte gedruckte Ringbücher. In den druckgrafischen Blättern versucht Noe dieses Gefühl darzustellen, „das einen erfasst, wenn es weitergeht, obwohl man sich am Ende wähnte“.

80 Motive

80 verschiedene Motive sind in seiner kleinen Wohnung im Mühlehof entstanden. Die Texte, die diesen Ringheften beigefügt werden, entstehen während des Arbeitsprozesses an den Drucken. Umgehend fixiert der Autor seine gedanklichen Eingebungen. Denn Bildausdruck und Sprachausdruck sind gleichermaßen stark bei ihm.

Verliebtsein und Trennung

Mit einem Schmunzeln sagt Noe, dass er über die Liebe nur als Mann denken, schreiben und malen kann - also aus Männersicht. Aber ohne Liebe gäbe es kein Sein, fügt er an. Diesem Thema ist er intensiv nachgegangen: vom Verliebtsein, vom Wachsen der Beziehungen bis zu Rissen, Verlassenheit und Trennung.

Die Motivation und die ersten Ideen zu diesem umfangreichen Altersprojekt kamen schon in der Corona-Zeit, in der Situation der Isolation. Als Noe am Ostersonntag 2020 die Predigt einer Pastorin im Radio hörte, die nicht von Auferstehung, sondern von Aufleben sprach, war das „wie ein Blitz“ für ihn und Auslöser für das erste Buch.

Am Wochenende wird man hören und sehen können, wie Noe die Zeit empfindet und mit ihr umgeht, wie viele Bildworte er dafür gefunden und sie grafisch umgesetzt hat. Aussprüche wie „Die Zeit fliegt“, „die Zeit bleibt stehen“, „Zeit anhalten“, „Zeit vertreiben“ oder „stehlen“.

Es ist das große Thema von Werden und Vergehen in der Natur. Da wird in einem Bild der Surrealist Dali, dessen zerfließende Uhren, und die Kunstgeschichte zitiert, denn auch ein Noe hat Vorbilder im Kopf. Aber auch Stummfilm-Sequenzen wird man entdecken, etwa Harold Lloyd, der am riesigen Zeiger einer Uhr an einem Wolkenkratzer hängt.

Kosmische Ansichten

Nicht zuletzt tauchen Begriffe auf wie „Lebenszeit“, symbolisiert durch die Sanduhr und verstärkt durch die philosophische Frage: Ist Zeit unendlich? Dazu passen neue kosmische Ansichten wie der Andromedanebel. Ein Bild über die Ruhezeit führt dann langsam zum letzten Kapitel „Totentanz“.

Auch bei Noe tanzt der Tod als Gerippe, als Skelett über Boat People, einem Boot mit Flüchtlingen, und man wird Bilder von Situationen sehen, wo der Mensch vom Tod belastet wird, darunter auch Motive über Hunger und Katastrophen.

Noe, der Theologie und Geschichte an den Pädagogischen Hochschulen in Lörrach und Freiburg unterrichtet hat, gibt eine eindeutige Antwort: Unsere Zeit ist endlich.

Unterstützung vom Verein

Es sind also sehr viele Gedanken, die Noe persönlich aus seiner Weltsicht betrachtet. Seine Ich-Botschaften möchte er mit den Besuchern teilen. Und er ist dankbar für die tatkräftige Unterstützung durch Christel Mohr vom Förderverein: „Ohne sie hätte ich diese Ausstellungen nicht machen können. Das ist eine großartige Sache vom Kunst- und Kulturverein“.

Nächste Termine: Die Kunst- und Vortragsveranstaltungen beginnen an den Sonntagen, 8. Oktober (Die Zeit) und 22. Oktober (Totentanz,) um 11 Uhr im Gemeinderaum der Christuskirche Steinen.

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