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Hasel Eine Wette mit den Grundschülern

Gerald Nill
Frank-Michael Littwin an seinem neuen Arbeitsplatz im Rathaus von Hasel.    Foto: Gerald Nill Foto:  

Frank-Michael Littwin ist seit 100 Tagen im Amt des Bürgermeisters.

Fünf Gemeinderatssitzungen hat Littwin inzwischen seit Jahresanfang geleitet. „Das ist für mich nichts Ungewöhnliches“, sagt er. „Durch meine Erfahrung als Ortsvorsteher bin ich gut vorbereitet.“

Gänzlich neu ist dafür der Höhlenbetrieb. Die Saison für die Erdmannshöhle muss vorbereitet werden, Abstimmungen mit dem Höhlenverein und freiwilligen Saisonarbeitskräften erfolgen. „Wir sind gut aufgestellt“, findet Littwin. Das führerlose Besuchersystem, das im letzten Jahr mangels ehrenamtlicher Kräfte eingeführt wurde, habe sich bewährt. 17 000 Besucher habe die Höhle in Hasel im letzten Jahr gezählt, und auch dieses Jahr gebe es bereits zahlreiche Anfragen.

Ortsentwicklung:„Visionen nein, Wünsche ja“

Dabei hat Littwin eine Neuerung umgesetzt: In diesem Jahr wird die Höhle im Sommer dann täglich geöffnet, wenn Baden-Württemberg Ferien hat. Im Juni und Juli werde die Natur-Attraktion am Wochenende sowie an Feiertagen ihre Pforten öffnen. Seinem Vorgänger Helmut Kima, der sich stets stark für die Erdmannshöhle eingesetzt hatte, macht Littwin ein Kompliment: „Es gibt eine solide Vorarbeit, und die Höhle steht auch finanziell ganz gut da.“

Der Gemeinderat hat zuletzt beschlossen, ein Gemeindeentwicklungskonzept für den 1200-Seelen-Ort entwickeln zu lassen. „Das ist für mich wichtig“, sagt der Hasler Bürgermeister. „Wir wollen das Konzept angehen, den Förderantrag stellen und den Auftrag an ein Planungsbüro erteilen.“ Der aktuelle Gemeindeentwicklungsplan laufe noch bis 2025, der neue werde den Zeitrahmen bis 2040 abdecken.

Nach der Bewilligung könnten die Vorbereitungen zum Konzept im Herbst laufen, so dass es möglich sei, das Konzept noch vom amtierenden Gemeinderat Anfang 2024 zur Entscheidungsreife zu bringen. Der kommende Gemeinderat könnte das Papier im Herbst 2024 dann beschließen. Ob er Visionen habe?

„Wünsche ja“, erklärt Littwin, „Hasel soll lebenswert bleiben.“ Wichtig sei ihm dabei vor allem der Erhalt der Grundschule und des Kindergartens. „Kurze Beine, kurze Wege“, das müsse auch künftig gelten. „Und dafür müssen wir uns einsetzen.“

Mit einigem Unbehagen habe er registriert, dass sich die Landesregierung die Kleinstschulen auf den Prüfstand stellen will. „Das ist für die Kinder vor Ort schlecht.“ Mit den Grundschülern in Hasel hat Littwin übrigens aktuell eine Wette laufen, und die Höhe des gelesenen Bücherstapels wird durch ein rotes Band am Rathaus wie ein Wasserstand angezeigt. Noch kann der groß gewachsene Bürgermeister die Markierung erreichen. „

„Ausbau der Wehratalbahn nicht vorrangig für mich“

Es läuft viel im Ehrenamt und in Vereinen, was die Verbundenheit der Menschen mit ihrem Ort zeigt“, beobachtet Littwin. Die Busanbindung nach Hasel sei „okay“. „30 Busse fahren rein und raus.“ Die Revitalisierung der alten Wehratalbahn, die einst aus militärstrategischen Gründen gebaut wurde, zählt nicht zu seinen vorrangigen Zielen. „Es gibt unterschiedliche Meinungen dazu im Ort. „Für den Begegnungsbahnhof, unseren Zahlenbringer bei den Übernachtungszahlen, wäre es ein Nachteil.“

„Froh, dass wir den Dorfladen haben“

Beim Blick auf die Infrastruktur im Ort fällt das Wirtshaussterben auf. Fünf Gaststätten seien bereits geschlossen, ein gastronomisches Angebot gebe es noch. Und das sei auch wichtig - für die Vereine und für die Höhlenbesucher. Froh könne man sein, dass es noch einen Dorfladen im Ort gebe, den die Familie Dörflinger hoffentlich noch lange betreiben könne. Der Dorfladen sei neben der Grundversorgung auch noch Kommunikationszentrale und Post-Filiale. Wichtig sei auch, dass Hasel bis zum Jahresende endlich ans Breitbandkabel angeschlossen sei. Für das Homeoffice sei das Glasfaserkabel unverzichtbar.

Thema Wohnungsbau: Die Gemeinde habe vor zwei Jahren das Neubaugebiet Kaiden am Ortseingang erschlossen, Platz für 13 Eigenheime. Hasel müsse das Bauen ermöglichen und zwar vorrangig für junge Familien aus dem Ort, die nicht wegziehen wollen. Welche Möglichkeiten gibt es für Neubau außer dem Schließen von Baulücken? Das ist eine der Zukunftsfragen.

Flüchtlingsunterbringung ein Problem

Eine echte „Herausforderung“ sei der Aufruf des Landratsamtes an alle Gemeinden im Kreis, Raum zur Flüchtlingsunterbringung zu schaffen. „Der Bescheid, 18 Personen in Hasel aufzunehmen, kann jederzeit erfolgen“, weiß Littwin, der jetzt dringende Appelle an die Bürger weitergibt, freien Wohnraum zu melden. „Wir haben keine eigenen Gebäude und sind auf Mithilfe angewiesen.“ Etwaige Bedenken zerstreut der Bürgermeister. Es sei die Gemeinde, die als Vertragspartner privaten Wohnraum für Geflüchtete anmiete.

Letzter Punkt: Die gut funktionierende Kooperation der Bürgermeister im mittleren Wiesental. Anlässlich der 100 Tage im Amt kündigten drei Bürgermeister - Dirk Harscher aus Schopfheim, Jürgen Multner aus Maulburg und Martin Bühler aus Hausen - ihren Besuch in Hasel an.

Und von dem gemeinsamen Informationsaustausch könne er nur profitieren, schwärmt Littwin von dem „sehr kollegialen Angebot“.

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