^ Hauinger Buurefasnacht: Adrüllete sucht in der Narrenwelt ihresgleichen - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Hauinger Buurefasnacht Adrüllete sucht in der Narrenwelt ihresgleichen

Marco Fraune
Schön schaurig ging es bei der Adrüllete am Donnerstagabend im Hauinger Ortskern am Brunnen zu. Foto: Marco Fraune

Hauingens Ortsvorsteher Günter Schlecht ist entmachtet, die Narren haben das Regiment übernommen. Den traditionell schaurig schönen Höhepunkt bildete die Adrüllete. Nicht fehlen durfte dabei Urgestein Friedemann Müller.

Die Hauinger Narrenfiguren reiben sich am Donnerstagabend noch etwas die Augen, als sie um den dampfenden Narrenbrunnen laufen. Zeremonienmeister Ralf Renckly fordert Bär, Chruttschlämpe, Gasseschliicher oder auch Muggedätscher nacheinander auf: „Wachet uf, s’isch Zit, wachet uf, wachet uf!“. Dann, im roten Lichtschein, musikalisch untermalt sowie umrahmt von vielen Narren und Hemdglunkis drehen die Figuren das Narrenrad – „..jetzt isch sie do, diä Fasnacht isch do, jetzt hen mir Fasnacht im Dorf...“.

Die Idee entwickelt

Direkt daneben blickt in diesem Moment Friedemann Müller zufrieden auf die abermals gemeisterte Zeremonie, die er im Jahr 1987 gemeinsam mit Franz Biasini und Dieter Golomb ins Leben gerufen hatte. Der 69-Jährige freut sich, dass die vormalige Idee umgesetzt und bis heute realisiert wird. „Sie ist einzigartig“, weiß er um keine vergleichbare Adrüllete. „Mir war aber schon damals klar, dass dies so lange bleibt.“

Gründer und Erfinder der Adrüllete: Friedemann Müller Foto: Marco Fraune

Wie die Idee vor knapp vier Jahrzehnten entstanden ist, weiß Müller nicht mehr so genau. Um den Brunnen herum sollte etwas passieren. Dann folgte der Text zu den einzelnen Cliquen, die vorgestellt werden. Müller sprach ihn mit seiner sonoren Stimme auf Band und Biasini kümmerte sich um die bengalische Beleuchtung sowie den aufsteigenden Nebel.

Die Rollen haben sich seitdem etwas verändert, so legt Müller mittlerweile das Trockeneis ins Wasser und bringt es damit zum Dampfen, der aktuelle Zunftmeister spricht hingegen live den Text. „Es ist immer ein Erlebnis“, sind beide heute noch fasziniert – ebenso wie die vielen Hauger Narren. „Fasnacht ist eine Kultur und das Brauchtum muss hier erhalten werden“, steht für Müller fest.

Nur noch acht Figuren: Der Storch fehlt bereits. Foto: Marco Fraune

Kein Storch mehr dabei

„So lange ich Spaß habe und gesund bin, mache ich auch weiter mit.“ Das Zunftmeister-Team arbeite gut zusammen, da kann er es verkraften, dass die Fasnachtsflamme in der Familie nicht gezündet hat.

Nachwuchsprobleme gibt es in den Cliquen. Wer zum Abschluss der Zeremonie durchzählte, vermisste die Storchen-Clique, immerhin auch eine der Gründungscliquen von 1961. „Die haben keinen Nachwuchs“, erzählt der Zeremonienmeister im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die sind nicht mehr lauffähig.“ Der Bär war zwar als Fasnachtsfigur dabei, doch auch dieser Clique fehlen neue Mitstreiter, nur durch externe Unterstützung war der Bär daher präsent.

In den nächsten zehn Jahren werde sich die Hauger Buurefasnacht weiter verändern, ist Renckly sicher. Neue würden kommen, alte gehen. Wie viele der insgesamt zuvor neun Symbolfiguren bleiben werden, zeige sich dann.

Die Glunkis zogen am Donnerstag durch Hauingen. Foto: Marco Fraune

Der große Umzug

Mit hohen Ausgaben ist der Verein Buurefasnacht Hauingen im Vergleich zur Lörracher Narrengilde nicht konfrontiert, erzählen Vorsitzender Dirk Bender und Zeremonienmeister Renckly vor und während des Hemdglunkiumzugs, der musikalisch durch die Guggemusik Ohreputzer aus Lörrach verstärkt wird. Da sich der Hemdglunkiball nicht rentiert habe, haben die Organisatoren diesen aus dem Programm genommen, am Nachmittag gab es in der Halle aber Kinderprogramm. Um den Buureball am Samstag kümmert sich außerdem der örtliche Musikverein.

Die Guggemusik Ohreputzer aus Lörrach spielte auf. Foto: Marco Fraune

Der absolute Höhepunkt steht aber erst am Sonntag an. Mit Blick auf die Wetterprognosen rechnet Bender sogar mit bis zu 25 000 Besuchern, 2800 Hästräger sollen kommen. Damit alle Wagen gut durch den Ort fahren können, gelten für diese auch Größenbeschränkungen – nicht, dass sich wie in Lörrach aufgrund der Logistik große Lücken auftun und der Umzug dann vier Stunden dauert. Vielmehr soll der dörfliche Charakter der Fasnacht auch insgesamt gewahrt werden.

Ortsvorsteher Günter Schlecht wurde am Donnerstagabend von den Narren in Ketten gelegt. Foto: Marco Fraune

Ortsvorsteher entmachtet

Und dazu zählt traditionell die Entmachtung des Ortsvorstehers – für Günter Schlecht aufgrund der vielen Dienstjahre schon Routine. Der symbolische große Schlüsse wandert gleich bei Donnerknall aus der Narren-Kanone in Richtung des Buurefasnachts-Vorsitzenden. „Däs Roothuus, däs isch mei, un du häsch defür jetzt frei.“ Kurz darauf schwenkt Schlecht die weiße Fahne. „Um Gnade bitt ich, jo kei Uffstand, Sprengstoff und Füür, de Wiederufbau chunnt uns nämlich düür, und d’Lörracher wäre froh, das Rothuus z’Hauge wär nümmi do!“ So weicht er dann der Übermacht der Narren und Hemdglunki, die nach der Adrüllete die Fasnacht in Gaststätten und der angrenzenden Halle feiern. Erst am Montagabend soll Schlecht seinen Schlüssel zurückbekommen.

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