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Hausen Alemannisch wird nun groß gefeiert

Kathryn Babeck
Nick Spalinger wird am Samstag auf der Bühne rappen, rocken und Folkmusik machen. Foto: zVg

Corona hat der „Muettersproch-Gsellschaft-Regionalgruppe Wiesetal“ beim eigentlichen vierzigsten Geburtstag einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun gibt es am 7. Oktober einen imposanten “alemannische Obe” mit Literaten, Musikern und Poeten.

„AlemaNnisch isch miene sproch, in der i alles usdrucke cha“, sagt Heidi Zöllner, Gruppenleiterin der „Muettersproch-Gsellschaft-Regionalgruppe Wiesetal“.

Seit 14 Jahren hat sie dieses Amt inne und ist auch noch Schriftführerin und Pressewartin in einem. Nun feiert der Verein am Samstag, 7. Oktober in der Festhalle in Hausen seinen vierzigsten Geburtstag mit einem „alemannische Obe“. Eigentlich besteht die Regionalgruppe seit 43 Jahren, sagt Zöllner. Als 2020 das Fest anstand, die Halle war schon gemietet und die Künstler schon gebucht, kam Corona. Jetzt wird das Großereignis nachträglich begangen.

Intensives Programm

Das Geburtstagsprogramm ist umfangreich und deckt eine große Bandbreite ab: Von Jung und Alt, von heiter bis ernsthaft und auch über die Region hinaus, kommentiert Zöllner die Zusammenstellung.

Die „Knaschtbrüeder“ aus Schopfheim seien ein “echter Magnet“, sagt sie. Jeannot und Christian Weißenberger heißen die beiden Musiker, die unter anderem in Wieslet aufgewachsen sind. Der Namen „Knaschtbrüeder“ komme daher, dass sie „umgekehrte Freigänger“, wie es auf ihrer Homepage heißt, sind. Am Tag arbeiten sie als Grafiker im „Chäfi“, dem ehemaligen Schopfheimer Gefängnis. Nach Feierabend seien sie auf freiem Fuß.

Für junge Leute

Für das jüngere Publikum hat der Verein die Lyrikerin Catharina Müller und den Liedermacher Nick Spalinger ausgesucht. Catharina Müller ist in Efringen-Kirchen aufgewachsen, jetzt lebt sie in Freiburg. Die 29-Jährige schreibt tiefsinnige Prosa und setzt sich mit aktuellen Themen auseinander. Unter anderem hat sie 2021 den Juniorenpreis bei dem Mundart-Literaturwettbewerb „Alemannisch läbt“ gewonnen.

Nick Spalinger wohnt in Zürich und kommt aus Obfelden im Säuliamt. Der Liedermacher rappt, rockt und macht Folkmusik. Beim Liedermacherfestival „TroubadiX“ hat er es vier Mal ins Finale geschafft.

Über die Region hinaus

Der Liedermacher Hansjörg Hänggi, wohnt in Therwil, Baselland, war über 30 Jahre Lehrer an der Grundschule in Reinach. Für Kinder schrieb er Geschichten, Gedichte und Lieder. Fünf Bücher und zwei CDs hat er produziert, die sich auch an Erwachsene richten: Mit seiner Gitarre wird er seine Lieder und Texte vortragen.

Auf Bodenseealemanisch schreibt der politische Dichter, Essayist und Lyriker Hanspeter Wieland. Aber auch auf Hochdeutsch verfasst er Bücher und Gedichte. Er ist Mitherausgeber der literarischen Zeitschrift „Mauerlaeufer“ und ist vielfach ausgezeichnet worden.

1948 in Radolfzell geboren, absolvierte er eine Ausbildung als Maschinenschlosser, auch ist er als Gewerkschafter und Hausmann bekannt. Seine jüngste Veröffentlichung ist das Mundartgedicht „He Antifa“. Beim “alemannische Obe” wird er unter anderem Gedichte vortragen.

Immer noch gefragt

Die „Muettersproch-Gsellschaft-Regionalgruppe Wiesental“, sei auf Initiative des Redakteurs Klaus Poppen entstanden, sagt Zöllner. Er war später der Präsident der Gesellschaft. Das Problem sei, dass keiner mehr in die Vorstandschaft wolle. Früher habe es an die 19 Regionalgruppen gegeben, heute sind es nur noch 13. Als Mitglied bei der Muettersproch-Gsellschaft, werde man den Regionalgruppen zugeordnet, erläutert Zöllner. Einige wollen jedoch extra zur Gruppe Wiesental aufgrund der vielen Veranstaltungen zugeordnet werden, sagt sie selbstbewusst. Jeden dritten Donnerstag gebe es im Hebelhaus eine Veranstaltung. Durch Corona und wegen der 40 Jahresfeier werden diese jedoch erst im nächsten Jahr wieder regelmäßig stattfinden.

Alemannisch in der Schule

Zöllner ist auch Koordinatorin von „Mundart in der Schule“ und zuständig für ganz Baden-Württemberg. Über 80 Veranstaltungen organisiert sie im Jahr mit Künstlern, damit diese in die Schule gehen können und so jungen Leuten den Dialekt nahe bringen. Sie geht auch selbst in die Schule. So war sie jüngst in der Waldorfschule in Daxberg. Neben Gedichten und Liedern hat sie oft ein alemannisch-hochdeutsches Memory dabei, das sie selbst entwickelt hat.

Ihre Motivation zieht sie für die Schulprojekte unter anderem aus den Erkenntnissen der Gehirnforschung: Kinder, die zweisprachig aufwachsen, hätten es leichter, weitere Sprachen zu lernen, sagt sie. Dabei sei es unabhängig, ob sie Englisch und Deutsch oder eine Hochsprache und einen Dialekt lernen würden.

Der „alemannische Obe“ findet am 7. Oktober, ab 19.30 Uhr in der Festhalle Hausen statt, Einlass ist um 18.30 Uhr. Karten im Vorverkauf; 10 Euro, Abendkasse; 14 Euro, Vorverkauf: Touristinformation Zeller Bergland, Regio-Buchhandlung, Schopfheim.

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