Hausen Briefmarkensammler ohne Nachwuchs

Manuel Hunn
Bruno Aucktor mit seiner Sammlung von Briefmarken aus dem Großherzogtum Baden. Foto: Manuel Hunn

Sein 60-jähriges Bestehen feiert der „Briefmarkenring Hausen im Wiesental und Umgebung“ mit einer Ausstellung am Sonntag. Doch die Philatelisten haben ein Nachwuchsproblem. Darauf weist der Vorsitzende Bruno Aucktor hin.

Wie bei vielen anderen Vereinen fehlt es an Nachwuchs. Bei den Briefmarkensammlern ist dies allerdings noch stärker als anderswo zu spüren: „Der Jüngste im Verein ist zehn Jahre jünger als ich“, sagt Bruno Aucktor, 67 Jahre alt und Vorsitzender des Briefmarkenrings Hausen. „Wir wollen junge Leute wieder an das Hobby Briefmarkensammeln hinführen“, sagt der Philatelist im Gespräch anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Vereins.

Weniger Briefmarken

Aucktor erklärt sich das fehlende Interesse von jungen Menschen am Briefmarkensammeln damit, dass die Marken in der heutigen Zeit eine immer geringere Rolle spielen: „Die Post, die sie heute bekommen, ist ja meist briefmarkenfrei.“ Vieles laufe zudem nicht mehr über den klassischen Brief, sondern über E-Mails. „Die Jungen haben gar nicht mehr so Kontakt zu den Briefmarken, wie wir das hatten“, bringt es der Vereinsvorsitzende auf den Punkt. Bei Kindern und Jugendlichen stünden heute eher elektronische Medien im Interesse; die Sammelleidenschaft sei nicht mehr vorhanden, sagt er. Ganz anders sei die Situation in seiner Kindheit gewesen. „In meiner Generation haben alle gesammelt“, erzählt Aucktor. Die einen schnitten Briefmarken aus oder lösten sie ab, andere sammelten Dinge wie Kaugummipapierchen oder Murmeln, die sei anschließend untereinander tauschten. „Das war unsere Beschäftigung“, erinnert sich der 67-Jährige.

Die Begeisterung für das Briefmarkensammeln ging für ihn, und viele andere, bis ins Jugendalter hinein: „Wenn man 16 ist, kommt die ‚Mopedlezeit‘ – dann ruht das Ganze“, sagt Aucktor und lacht. „Doch später, nach der Familiengründung fängt man wieder an, weil man die Sammelleidenschaft doch irgendwie im Kopf hat.“

Für „bessere Herren“

Im Jahre 1983 trat Aucktor in den Briefmarkenring Hausen ein, 1984 wurde er zweiter Vorsitzender und seit 1994 steht er an der Spitze des Vereins. „Ich habe den Verein mit 62 Mitgliedern übernommen; heute sind wir noch 30“, berichtet der Philatelist. Viele im Verein seien mittlerweile über 80 Jahre alt – wirklich aktiv seien daher noch etwa dreiviertel der Mitglieder.

„Ich habe immer gesagt, ich möchte den Verein familiär und locker führen“, sagt Aucktor und erklärt, dass das Briefmarkensammeln früher eher etwas für die „besseren Herren“ war: „Als ich in den Verein gekommen bin, trugen alle Männer am Tauschabend Anzug und Krawatte.“ Damals habe er sich gesagt, dass er dies als erstes abschaffe, wenn er einmal Vorsitzender werden sollte.

Der Briefmarkenring Hausen wurde 1963 gegründet. Der Zusatz „und Umgebung“ sei erst später hinzugefügt worden. 1981 habe sich die Sammlergruppe Todtnau dem Verein angeschlossen. 2001 folgte der Anschluss des Briefmarkensammlervereins Schopfheim. Auch hier schlossen sich die Mitglieder laut Aucktor wegen der Überalterung zusammen. Heute habe der Verein Mitglieder von Todtnau bis Weil am Rhein und sogar in der Schweiz und im Elsass.

Einstieg mit Motiv

Als Einstieg für das Briefmarkensammeln empfiehlt Aucktor Kindern und Jugendlichen das Sammeln von Marken mit Motiven; „Kinder wollen Bildchen“, so der Vorsitzende. Die „Profis“, wie Aucktor selbst, haben meist ein „Sammelgebiet“ und konzentrieren sich beispielsweise auf einen bestimmten Zeitraum.

Der 63-Jährige zeigt eine seiner Sammlungen, auf die er besonders stolz ist: Briefmarken aus dem Großherzogtum Baden mit der ersten Briefmarke Badens aus dem Jahr 1851. Je nachdem, wie gut sie erhalten ist, kann eine Marke einer solchen Sammlung bis zu 4500 Euro wert sein.

„Ein Hobby kostet immer Geld, egal was man macht“, betont Aucktor. Doch heute wolle die Post – im Gegensatz zu früher – mit Briefmarken und Sammlern Geld verdienen. So gebe es Auflagen von 40 Millionen Briefmarken – dadurch sei oft keine Wertsteigerung mehr möglich. Kein Profi würde die modernen Marken mehr sammeln. Lediglich Fehldrucke seien noch interessant.

Bei den Exponaten, die bei der Ausstellung am Sonntag zu sehen sind, werden laut Aucktor bewusst keine Profisammlungen gezeigt. „Es ist eine bunte Mischung quer durch die Philatelie, um die Allgemeinheit anzusprechen“, sagt der Vorsitzende. Zudem kommen Händler für Briefmarken, Münzen, Abzeichen, Dokumente und Ansichtskarten zur Veranstaltung. „Wir wollen auch andere Leute nach Hausen holen – und vielleicht dadurch Nachwuchs bekommen“, erklärt er.

Die „Briefmarken + Ansichtskarten Ausstellung“ mit Großtauschtag und Bücherflohmarkt anlässlich des 60-jährigen Bestehen des Vereins findet am Sonntag, 15. Oktober, von 9 bis 16 Uhr in der Festhalle in Hausen statt. Der Eintritt ist frei.

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