Hausen im Wiesental „Dorf verliert besonderen Charme“

Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat Hausen: Bau eines dreistöckigen Mehrfamilienhauses stößt auf erheblichen Widerstand

Auf erheblichen Widerstand stößt der Plan zum Bau eines dreistöckigen Mehrfamilienhauses in der Hausener Bergwerkstraße. Nach intensiver Diskussion auch mit den betroffenen Angrenzern im Zuschauerraum billigte die Mehrheit der Gemeinderäte das Projekt in der Sitzung am Dienstag mangels Gründen für eine Ablehnung letztlich zähneknirschend.

Von Anja Bertsch

Hausen. Die vom Bauherrn angestrebten Befreiungen in Sachen Überschreitung des Baufensters und der Geschossflächenanzahl wurden allerdings versagt.

Laut Bauantrag will der Bauherr auf dem etwa 370 Quadratmeter großen Grundstück ein Haus mit drei Wohnungen auf drei Vollgeschossen plus Dachgeschoss bauen. Die Dreigeschossigkeit und die geplante Firsthöhe des Satteldaches von etwa 13 Metern sei durch den Bebauungsplan gedeckt, stellte Bürgermeister Martin Bühler klar; an anderer Stelle jedoch liegen die Pläne jenseits der Vorgaben. Das Gebäude überschreitet das Baufenster an einer Seite um bis zu 1,80 Meter, an einer zweiten um bis zu 2,40.

Für Kritik sorgte aber vor allem, dass das Gebäude die im Bebauungsplan „Oberdorf“ festgelegte Geschossflächenanzahl (GFZ) um knapp 20 Prozent überschreiten soll. Diese GFZ ist im Bebauungsplan auf 0,9 festgelegt, sprich: Die Fläche des gesamten Gebäudes darf sich eigentlich auf maximal 90 Prozent der Quadratmeter summieren, die das Grundstück selbst hat.

„Es geht darum, wie viel Volumen auf einer bestimmten Fläche stehen darf. Je größer das Volumen, umso massiger sieht es aus“, machte ein Anwohner die Bedeutung dieses Baumaßes deutlich. Die vom Bauherrn geplante Überschreitung der eigentlich vorgesehenen Fläche falle da optisch doch ganz gewaltig ins Auge.

Angesicht der horrenden Grundstückpreise (in der Sitzung wurde ein Quadratmeterpreis von 450 Euro genannt) sei verständlich, dass ein Investor versuche, ein solches „Minigrundstück bis auf den letzten Quadratmeter auszuquetschen“. Für die Allgemeinheit und das Dorfbild indes sei diese Entwicklung fatal: „Unser Dorf verliert mit jedem zu groß geratenen Block mehr von seinen besonderen Charme.“

Die Verwaltung hatte empfohlen, die vom Bauherrn geforderten Befreiungen in Sachen Baufenster und Geschossflächenanzahl zu erteilen, ebenso der Bauausschuss. In der Gemeinderatssitzung nun revidierten die Mitglieder des Bauausschusses angesichts der Kritik ihren Beschluss. Das zumal, als den Ausschussmitgliedern nicht klar gewesen sei, dass die Angrenzeranhörung noch gar nicht stattgefunden hatte, und dass es unter diesen solch starke Vorbehalte gebe, wie Erich Greiner klarmachte. „Man hätte das Ding so planen können, dass es mit dem Bebauungsplan übereinstimmt“, zeigte sich SPD-Sprecher Harald Wetzel erbost. Dass der Bauherr das nicht getan habe, „ist höchst unglücklich“.

Bürgermeister Martin Bühler wiederum verwies wiederholt darauf, dass Häuslebauern im Dorf in der Vergangenheit oft schon Befreiungen vom Bebauungsplan zugebilligt worden seien: „Das ist hier gängige und gute Praxis“. Angesichts der scharfen Kritik lenkte Bühler letztlich jedoch ein und schlug vor, bei der grundsätzlichen Zustimmung zu dem Bauvorhaben zu bleiben, das Okay zu den Befreiungen aber zu streichen.

Während die an diesem Tag vierköpfige SPD-Fraktion ihr Einvernehmen auch dieser verschärften Version versagte, reichte die Mehrheit aus den (an diesem Tag) vier Mitgliedern der Freien Wählern und Bürgermeister knapp aus, um dem Bauantrag im Grundsatz zuzustimmen und ihn mit den entsprechenden Auflagen beziehungsweise Ablehnungen an die Baurechtsbehörde weiterzuleiten.

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