In der Hauptstadt Chur ersetzte man im 15. Jahrhundert das Romanische durch Deutsch, so Vogt. Interessant ist, dass es mündlich beim Rätoromanischen blieb. Schriftlich löste Deutsch das Amts-Latein ab, freilich nicht überall. Das ganze Ausmaß inklusive religiöser Ursache birgt der Aufsatz.
Um das fast schon revolutionäre Ausmaß des Hebel-Werkes zu verstehen, legt Vogt dar, dass es einst die Eltern waren, die ihren Kindern zum Zwecke des Lesenlernens die Lektüre mit in die Schule gaben. Alles war dafür gut genug: alte Gebetsbücher, schwache Poesie, schlecht gedruckte Kladden. Wer ein neues Buch besaß, überließ es gewiss nicht dem Kind. Entsprechend trübe sah es mit der Leselust aus.
Ein Erziehungsrat sollte 1843 in Graubünden das Schulwesen verbessern. Nach Jahren voller Schwierigkeiten ging das Buch in Druck. Bis 1855 lag „der Hebel“ auf dem badischen Schulpult. In Graubünden hielt er sich länger, drei Fassungen gab es, zwei rätoromanische, eine freie italienische. Die ganze Bedeutung legt die Arbeit Vogts offen.
Endlich, so ließe sich resümieren, wurden alle Zusammenhänge auf einen Nenner gebracht. Oder wie Hebelpreisträger Peter Bichsel freimütig einräumte, jahrelang glaubte er den Literaturkennern, die nur ein Schulterzucken für die „Biblischen Geschichten“ übrig hatten, „und ich Esel habe ihnen geglaubt“.